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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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das Entsprechende zu veranlassen. Armindale ging unruhig in dem beengten Raum hin und her. »Fenshore, selbst wenn wir herausfinden, wohin sich der Kerl mit seiner Hure verdrückt hat, fürchte ich, dass das keine Rolle mehr spielen wird für den Prozess. Viel wichtiger ist Trumble. Was haben Ihre Männer denn in dieser Sache in Erfahrung bringen können?«
    Fenshore strich sich über seinen Bart, auf den er ausgesprochen stolz zu sein schien. Ständig fingerte er an diesem monströsen Gesichtsschmuck herum. Armindale ging der Mann wirklich schrecklich auf die Nerven. Leider aber war er, seit Scotland Yard den Fall Havisham untersuchte, gezwungen, mit Fenshore vor Ort zusammenzuarbeiten. Das Ärgerlichste daran war, dass diesem dabei auch die Leitung der Ermittlungen übertragen worden war. Fenshore hatte sich bisher dabei nicht gerade als ein Ausbund sprühender Intelligenz erwiesen.
    Der brummte jetzt und zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Immerhin hat er Portsmouth nicht auf dem Wasserweg verlassen, wir haben das jetzt abschließend überprüft.«
    »Ach, sind Sie sich da so sicher? Und wenn er irgendeines der nichtregistrierten Fischerboote genommen hat? Ich glaube nicht, dass der Inder so unklug gewesen ist, seine Spuren nicht sorgfältig zu verwischen. Haben Sie endlich seine Privaträume in dem Bordell durchsuchen lassen?«
    »Ah ...«, Fenshore wand sich sichtlich, »nein, da sind uns leider die Hände gebunden. Wir sind, wie Sie wissen, eine Hafenbehörde und eigentlich nur für die Überwachung des Handels und für die Schmuggelabwehr zuständig. Meine Leute können da nicht einfach eindringen, das wäre gegen das Gesetz und ...«
    »Ach, Herrgott, ja! Das haben Sie mir schon tausend Mal erklärt. Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, wenigstens den neuen Besitzer des Bordells zu befragen.«
    »Ja, ich habe deshalb einen Antrag beim Gericht der Stadt gestellt. Aber wissen Sie, in Portsmouth dauert das alles ein wenig länger.«
    Armindale trommelte erbost mit den Fingern gegen die Einfassung der Schiffsfenster. Dieser Fenshore machte ihn noch wahnsinnig. Trumble war seine letzte Hoffnung, wenn sich Eastman nicht mehr rechtzeitig auftreiben ließ.
    Da öffnete sich die Tür und der Kapitän trat in Begleitung des Schiffsstewards ein. »Gentlemen«, verkündete der Kapitän, »ich glaube, ich habe gute Nachrichten für Sie.«
    Zwei mehr als interessierte Augenpaare wendeten sich ihm zu.
    »Nun, Bennet, reden Sie«, wies der Kapitän den Steward in rauem Seemannston an. Der nahm so etwas wie Haltung an und berichtete folgsam: »Dieser Mr Eastman, nach dem Sie fragen, und seine afrikanische Begleiterin sind mir natürlich gleich aufgefallen. Mr Eastman wirkte außerordentlich nervös, die Frau allerdings nicht. Die hat sich schon etwas merkwürdig benommen. Sie lachte ein paar Mal sehr undamenhaft. Einige unserer besseren Fahrgäste haben sich darüber beschwert. Ich habe die Herrschaften selbst bedient und dabei gehört, dass die Frau gesagt hat, sie würde Barbados der kleineren Insel Santa Lucia als Wohnort vorziehen. Auf Santa Lucia sei ja nichts los. Daraufhin hat Mr Eastman genickt und gesagt, sie dürfe es sich aussuchen. Ich denke also, dass die beiden wahrscheinlich das nächste Schiff von Liverpool aus in die Karibik genommen haben.«
    »Ah«, ergänzte der Kapitän, »das dürfte dann ohne Zweifel die Mary Grace gewesen sein. Nach Barbados geht nur ein Passagiersegler in der Woche. Sie müsste zwei Tage später abgelegt haben.«
    »Die Mary Grace, sagen Sie?« Fenshore war blass geworden.
    »Ja, sicher!«
    »Lesen Sie keine Zeitung, Mann?«
    »Wieso?«, fragte Armindale beunruhigt.
    »Gestern stand es in den maritimen Nachrichten. Die Mary Grace ist untergegangen, vor einem knappen Monat schon in der Karibik. Ein Sturm hat sie erwischt. Keine Überlebenden.«
    Armindale legte die Hand über die Augen und stöhnte. Zum Teufel, hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Die Spur Eastman konnte er also komplett streichen.
    »Fenshore, Sie Rindvieh«, tobte er unvermittelt los, »mir rennt die Zeit davon, ich verlange ausdrücklich, dass Sie jetzt Ihre Männer nehmen und dieses verfluchte Bordell durchsuchen. Zum Donnerwetter, Ihr Gerichtsbeschluss ist mir vollkommen gleichgültig! Ich will den neuen Besitzer verhören und sämtliche Huren dort. Es geht immerhin um Mord und nicht um irgendwelche geschmuggelten Rumfässer, haben Sie das jetzt endlich verstanden?«
    Erstaunlicherweise ließ

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