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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Damen, eben noch freundlich und interessiert, beäugten sie jetzt mit unverhohlenem Misstrauen. Isobel war soeben wieder in ihr Leben getreten und drauf und dran, es erneut zu bedrohen. Das durfte sie nicht zulassen, sie wollte es auch nicht mehr zulassen. »Mrs Fountley«, sagte sie fest, »ich kann mir wirklich nicht erklären, was diese mir unbekannte Dame veranlasst, mich eines Betruges zu bezichtigen. Mein Name ist Stanton, mehr kann ich dazu nicht sagen. Sie müssen mir einfach vertrauen. Ihre Begleiterin irrt sich, vermutlich eine Verwechslung, die sich sicher leicht aufklären lässt.« Oh, sie log, gewiss, aber sie log um ihr Leben. Isobel durfte nicht wieder alles zerstören, sie durfte einfach nicht!
    Mary-Ann Fountley blickte unschlüssig zwischen beiden hin und her. Die Verwirrung war ihr ins Gesicht geschrieben. »Nun, ich ... äh ... ich weiß nicht!« Da trat Mrs Plummer zu ihr und sagte leise: »Mrs Fountley, ich schlage vor, ich gehe mit unseren Begleiterinnen hinaus, bis sich dieser schockierende Vorfall geklärt hat. Ich weiß nicht, was Mrs Bentley davon halten wird. Ach, das ist wirklich höchst unerquicklich. Sie müssen die Sache umgehend aufklären.«
    Mary-Ann Fountley nickte bestürzt. »Ja, Mrs Plummer, das wird das Beste sein. Ich danke Ihnen. Gewiss handelt es sich dabei wirklich nur um eine bedauerliche Verwechslung, wie Mrs Stanton sagt.« Sie sah für einen Moment fast flehend zu Cathy hinüber.
    »Würden Sie mich für einen Augenblick allein mit der Dame sprechen lassen, Mrs Fountley, damit wir dieses Missverständnis klären können?«, fragte Cathy. Es war ihre einzige Chance. Sie musste Isobel unter vier Augen sprechen, schließlich hatte auch Isobel etwas zu verlieren, wenn die Wahrheit ans Licht kam.
    »Ja, wenn Sie das für das Richtige halten, Mrs ... äh, Stanton«, sagte die junge Adelige zweifelnd. »Ich werde auch die Mädchen mit hinausnehmen.« Sie schien fast froh zu sein, die unangenehme Situation verlassen zu können, die Kinder folgten ihr auf dem Fuße. Stille kehrte im Klassenzimmer ein. Nur Isobels heftiger Atem war zu hören.
    »Setz dich doch, Isobel!«, sagte Cathy kühl. Sie würde einen Teufel tun und Isobel auch noch höflich ansprechen. Das brachte sie einfach nicht über sich. Kalter Hass schnürte ihr die Kehle zu, aber ihr Verstand arbeitete glasklar. Es überraschte sie selbst, wie wenig Furcht sie jetzt empfand, dabei hätte sie allen Grund dazu gehabt.
    »Hierher habt ihr euch also verkrochen!«, zischte Isobel boshaft. »Ich wusste, dass ich euch eines Tages finden werde, ihr konntet mir nicht entkommen.«
    »Du hast mich gefunden, Isobel, nicht uns.«
    Isobel lachte spöttisch. »Nun, wenn du hier bist, kann dein geliebter Aaron ja nicht weit sein.«
    Cathy verschränkte gleichmütig die Arme vor der Brust und sah Isobel unverwandt in die Augen. »Du irrst schon wieder, Isobel. Aaron lebt schon seit Wochen nicht mehr hier. Er ist fort.«
    »Fort? Und das soll ich dir glauben?«
    »Glaube, was du willst. Du wirst ihn nicht finden. Er ist nicht mehr in Manchester.« Sie musste einfach Zeit gewinnen. Vielleicht blieb ihr wenigstens Zeit genug, um Aaron in Moston Park rechtzeitig eine Warnung zukommen zu lassen, wenn Isobel sich nicht umstimmen ließ. »Außerdem sind die Anklagen, die du gegen ihn vorbringen willst, zur Gänze erlogen und das weißt du, Isobel Havisham.«
    Isobel sprang wütend auf. »Er hat sich an mir vergriffen, und dafür wird er bezahlen!«, kreischte sie. Cathy unterbrach sie, Zorn hatte auch sie erfasst. »Wir sind hier nicht auf Whitefell, wo jeder vor dir kriecht, Isobel. Dein Wort wird hier nicht so viel Gewicht haben, täusche dich nicht.«
    Isobel, die schon zu einer Replik angesetzt hat, schloss plötzlich den Mund. Sie wirkte überraschenderweise tatsächlich verunsichert. Cathy witterte ihre Chance. »Du solltest es dir gut überlegen, Isobel, ob du bei deiner Behauptung bleibst. Denn solltest du darauf bestehen, werde ich meinerseits auch nicht schweigen über das, was geschehen ist. Ohnehin – weswegen willst du mich anklagen, Isobel? Dass ich vor deiner Tyrannei geflohen bin? Das war mein gutes Recht! Du hast mich benutzt, jahrelang, und mich mit deinen Launen gequält, du hast den Mann, den ich liebte, für deine Lüste missbraucht und ihn zum Ehebruch gezwungen. Du boshaftes Geschöpf wolltest sogar meinen unschuldigen Bruder eines Verbrechens bezichtigen, das er nie begangen hat. Wie konntest du das nur tun,

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