Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
verdient. Unrechtmäßig erworben habe ich sie und jetzt zahle ich den Preis dafür. Es geschieht mir recht.«
    Horace Havisham stand nun doch auf. Er war immer um einiges größer als Gruber gewesen, doch nun wirkte er geradezu verletzlich. »Was führt Sie also her, Mr Gruber?«, fragte er müde.
    Der Verwalter brauchte einen Augenblick, um sich zu fassen. War das eben eine Art Schuldeingeständnis gewesen? »Ich ... äh, es geht darum, dass ich dem Gericht gegenüber Auskunft über Ihre gesamten Finanzen geben soll. Ich wollte nichts diesbezüglich unternehmen, ohne mit Ihnen gesprochen ...«, er unterbrach sich. »Sir, wollen Sie damit andeuten, dass die Anschuldigungen gegen Sie etwa der Wahrheit entsprechen?«
    »Ach, Gruber, was ist schon Wahrheit? Ob ich schuldig bin? Ja und nein, Gruber, ich weiß es selbst nicht.« Havisham ließ sich schwer auf die Kante seiner Bettstatt sinken und verbarg sein Gesicht in den Händen. »Ich weiß überhaupt nichts mehr und ehrlich gesagt, es ist mir auch gleich. Es hat alles keinen Sinn mehr. Dann sollen sie mich eben aufknüpfen.«
    »Sir, so dürfen Sie nicht reden! Sie sollten Ihr Leben nicht einfach so wegwerfen, das könnte Ihrer Frau so passen. Ich glaube, sie hofft, auf diese Weise Zugriff auf Ihr Vermögen zu bekommen.«
    Havisham hob überrascht den Kopf. »Isobel? Was hat Isobel denn damit zu tun?«
    »Eine ganze Menge, will ich meinen. Wussten Sie, dass es Ihre eigene Frau war, die Sie angezeigt hat?«
    »Nein!«
    Gruber zog sich den einzig vorhandenen wackeligen Stuhl heran, setzte sich seinem Arbeitgeber gegenüber hin und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Sir, ich muss Ihnen etwas berichten, was Ihre Einstellung in dieser Sache vielleicht ändern wird.« Erleichtert bemerkte er, wie so etwas wie Interesse in den graublauen Augen Havishams aufflammte. Vielleicht gelang es ihm ja, den Kampfeswillen seines Herrn wieder zu erwecken.
    »Sir, Mrs Branagh und auch ich haben Beobachtungen gemacht, die den Verdacht nahelegen, dass Ihre Gattin – es tut mir leid, das sagen zu müssen – eine Intrige gegen Sie gesponnen hat und zwar mithilfe eines gewissen Mr Robert Armindale. Ich nehme an, Sie kennen den Namen.«
    Havisham starrte ihn entgeistert an. »Armindale?! Um Himmels willen, was hat Isobel mit diesem Mistkerl zu schaffen? Robert Armindale ist ein Spion und es ist wahr, ich hatte ihn eine Zeit lang aus politischen Gründen mit Ermittlungen betraut. Mr Green hatte ihn angeschleppt, aber das habe ich bald bitter bereut. Der Mann ist völlig skrupellos und bemerkenswert unfähig. Jedenfalls habe ich den Kontakt zu ihm nach einer gewissen Zeit ziemlich unsanft eingestellt. Aber das ist jetzt gut zwei Jahre her.«
    »Ah, ich dachte mir so etwas bereits.« Gruber pfiff leise durch die Zähne. »Dann ist vermutlich Rache für die erlittene Schmach das Motiv für den Mann.«
    »Das Motiv für was? Gruber, jetzt reden Sie schon.«
    »Ihnen nachzustellen und Sie, wo nur irgend möglich, in Misskredit zu bringen, Sir. Ihre Gattin und dieser Armindale führen einen regelrechten Vernichtungsfeldzug gegen Sie, wie mir scheint.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Es ist mir bereits bei den Beerdigungsfeierlichkeiten von Mr de Burgh aufgefallen, dass Ihre Gattin etwas im Schilde führt. Ich habe deshalb Rücksprache mit Mrs Branagh gehalten, die mir meine Beobachtung bestätigte. Wir vereinbarten, die Handlungen der Herrin weiter zu beobachten und unser Eindruck hat uns nicht getrogen. Sir, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Gattin ein Verhältnis mit diesem Armindale hat und das bereits zumindest seit dem Sterbetag von Francis de Burgh. Sie hat ihn an diesem Tag kurz nach dem Ableben ihres Vaters aufgesucht und der Kutscher schwört Stein und Bein, dass sie mit Mr Armindale nicht nur gesprochen hat. Ihre in Unordnung geratene Kleidung und eine gewisse Aufgeregtheit verrieten sie.«
    »Was?«
    »Aber er nimmt auch Geld von ihr, sagt Mrs Branagh. Ich nehme an, für seine Ermittlungstätigkeit gegen Sie. Er war im Auftrag Ihrer Frau in Portsmouth. Ich weiß das, weil sie einen Brief von ihm von dort erhielt. Ich muss gestehen, ich habe ihn heimlich gelesen. Aber ich kann nicht glauben, dass die in diesem Schreiben geschilderten Verdächtigungen von Mr Armindale auch nur einen Funken Wahrheit enthalten. Dem ist doch so, Sir, oder etwa nicht?«
    Havisham war blass geworden. »Er war in Portsmouth, sagen Sie?«
    »Ja, aber seine Ermittlungen liefen bisher völlig ins

Weitere Kostenlose Bücher