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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Leere. Er suchte nach einem Mr Chadwick Eastman, aber der ist, wie es scheint, verschwunden. Genauso wie ein Mr Trumble, der ein ziemlich zwielichtiger Zeitgenosse zu sein scheint. Das hat Mrs Branagh in Erfahrung bringen können, es gab weitere Briefe.«
    »Verschwunden? Aber wieso?« Havisham umklammerte plötzlich seine Hand. »Gruber, ich muss Ihnen jetzt die Wahrheit sagen, und wenn es mich meinen Kopf kostet. Ja, ich kenne die beiden und ich habe auch mit dem Mord an Daniel de Burgh zu tun.«
    Gruber starrte seinen Arbeitgeber entsetzt an. »Sir?!«
    »Ich werde Ihnen jetzt sagen, wie es war, die ganze Wahrheit, Gruber!«
    Gruber schluckte trocken und schob seinen Stuhl unmerklich ein wenig zurück. »Wenn Sie es für richtig halten, Sir.« Seine Loyalität kam bedenklich ins Wanken.
    Havisham stand auf und begann, in der Zelle umherzugehen. »Eastman war mein Freund und auch mein Geschäftspartner. Ich habe mit ihm meine Geldgeschäfte in Indien und vor allem in China abgewickelt. Das verfluchte Opium, er brachte mich drauf.« Havisham lachte bitter auf. »Letztlich hat mir das verdammte Zeug selbst das Genick gebrochen, das habe ich nun davon. Jedenfalls ...«, er drehte sich zu Gruber um und sah ihn an, »war ich an einem Abend vor etwa drei Jahren bei ihm und wir wickelten einige neue Transaktionen ab. Ein weiterer Mann war noch beteiligt, doch ihn trifft keine Schuld. Ich hatte Eastman von meinen Plänen erzählt, de Burgh um die Hand seiner Tochter zu bitten. Nicht, weil ich Isobel so unwiderstehlich fand, das nun eher nicht. Mein Gott, sie schien mir nichts als ein verzogenes Kind zu sein, aber ich hoffte, mir damit zumindest Einfluss und einen Platz in der Erbfolge von Whitefell zu sichern. Ja, Gruber, ich war ein von Ehrgeiz und Gier Getriebener, das wird Sie vermutlich nicht überraschen.«
    »Sir, ich ...«
    »Unterbrechen Sie mich nicht. Eastman schlug plötzlich vor, den restlichen Abend in einem exquisiten Herrenetablissement der Stadt zu verbringen und wir willigten ein. Dieses Haus wurde von einem gewissen John Sagar Trumble betrieben und ich kann Ihnen sagen, es bot außerordentliche Genüsse. Was für Genüsse das waren, merkte ich erst, als es zu spät war.«
    »Was meinen Sie damit, Sir?«
    »Die beiden müssen unter einer Decke gesteckt haben. Ich nehme an, Eastman hat Trumble über mich berichtet, was er nur irgend wusste. Jedenfalls hat Trumble dann dafür gesorgt, dass mich eine der Huren, ohne dass ich es ahnte, unter Drogen setzte. Daraufhin hat Trumble sein Wissen benutzt und mir den Mord an Daniel de Burgh eingeflüstert. Oh Gott, wie konnte ich das nur zulassen, wie konnte das nur geschehen? Gruber, ich schwöre Ihnen, ich kann beim besten Willen nicht sagen, was da vor sich gegangen ist. Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern. Da sind nur Bruchstücke, dunkle Träume. Ich muss völlig weg gewesen sein, als ich schließlich meine Einwilligung gab. Um es kurz zu machen, ich merkte erst, was geschehen war, als Trumble den Schuldschein, den ich ihm geistig völlig umnachtet unterschrieben haben muss, einige Wochen später einlöste und selbst da hoffte ich noch, das alles sei ein böser Traum. Sie können den Schuldschein selbst überprüfen, er liegt bei meinen ganz privaten Bankunterlagen auf Whitefell. Die Unterschrift ist nichts als wirres Gekrakel. Ein Wunder, dass er überhaupt eingelöst wurde.«
    »Aber Sir, warum haben Sie die Sache nicht gemeldet?«, wagte Gruber einzuwenden.
    Havisham seufzte und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Sie haben ja recht, Gruber, das hätte ich tun sollen, aber ich war zu feige. Ich hatte Angst, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden und so schwieg ich und – oh Gott, dafür werde ich mich bis an mein Lebensende verfluchen, das vermutlich sehr bald eintreten wird – ich setzte alles daran, dieses schreckliche Geschehen, den schmählichen Tod von Daniel de Burgh, doch noch in einen Vorteil für mich zu verkehren. Als das Schicksal mir dann Francis de Burgh in die Hände spielte, nutzte ich meine Chance ohne Skrupel und, nun ja, Gruber, der Rest wird Ihnen gewiss bekannt sein.«
    »Sir! Ich ...« Gruber war hell entsetzt. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Das ist in der Tat eine grauenvolle Sache, Sir!«
    Havisham schlug mit der Faust gegen die kalte Zellenwand, seine Stimme klang jetzt, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Sie glauben gar nicht, wie sehr ich das alles bereue, Gruber. Ich würde alles geben, um

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