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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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zusammenbrechen. Seine Beine trugen ihn nicht mehr. Er brauchte endlich etwas zu essen und Schlaf. Einfach nur schlafen, alles vergessen ...

    Er drückte die Tür zur Schenke auf, wirres Geschrei aus den Kehlen betrunkener Männer und das ordinäre Gelächter der Huren schlug ihm entgegen, dazu der Geruch von Bier und – weitaus verlockender – kümmelgewürztem Stew 50 . Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und er wankte in Richtung der Theke. Kaum einer der Anwesenden nahm überhaupt Notiz von ihm. Gut! Ein barfüßiger Knabe lief flink an ihm vorbei, vorsichtig ein voll beladenes Tablett über seinem Kopf balancierend. Aaron packte ihn am Kragen und hielt ihn fest. Die vollen Bierkrüge krachten gegeneinander, fielen aber zum Glück nicht.
    »He ...« Der Junge, nicht älter als neun Jahre, sah ihn vorwurfsvoll an. »Was soll das, Mister?«
    »Nichts.« Aaron lächelte schwach und ließ den Jungen los. »Besorg mir rasch was zu essen, und dann habe ich noch eine Frage an dich. Bekommst auch ein Trinkgeld, versprochen. Ich sitze da drüben.« Er wies auf einen der wenigen freien Plätze im hinteren, dämmrigen Teil des Schankraums. Der Junge grinste erfreut, ein Trinkgeld war eine verlockende Aussicht. »Klar, kommt sofort, Mister. Auch'n Stout dazu?«
    Aaron schüttelte den Kopf. Von Alkohol sollte er besser bis auf Weiteres die Finger lassen. »Aber Wasser kannst du mir bringen.« Wäre er bloß nicht so betrunken gewesen, dann hätte dieses Schwein von Butler niemals ... Er schwankte.
    Der Junge sah ihn verwundert an, aber dann nickte er bereitwillig und eilte mit seinem Tablett weiter, da von anderer Seite schon nach ihm gerufen wurde.
    Aaron schleppte sich zu dem Platz, den er ausgemacht hatte, und ließ sich stöhnend darauf nieder. Vielleicht hatte er ja Glück und Liam wohnte nur um die Ecke, wahrscheinlich würde er es sowieso nicht weiter schaffen.
    »Hier Mister, ein Krug Wasser und ein Stew, wie gewünscht.« Schneller als erwartet stand der Junge vor ihm und streckte erwartungsvoll die Hand aus. Ein Trinkgeld bekam man schließlich nicht allzu oft als Schankbursche, dafür umso häufiger Fußtritte und Maulschellen. Manche der Zecher machten sich gar einen Spaß daraus, ihr Mütchen an den Jungen zu kühlen.
    »Kennst du einen Liam Righley?«, fragte Aaron und begann hungrig, das Stew in sich hineinzuschaufeln. Augenblicklich zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen und er hätte das deftige Mahl beinahe wieder von sich gegeben. Er hatte zu lange nichts zu sich genommen. Etwas mehr Behutsamkeit, obwohl sie ihm ausgesprochen schwerfiel, war wohl angebracht. »Er soll hier in der Nähe wohnen.«
    »Klar, den kenne ich.« Der Junge nickte eifrig. »Ein richtiger Riese ...«, seine Augen wurden rund, »mit riesigen Fäusten. Irre Kraft hat der.«
    Aaron lächelte. »Ja, genau der. Kannst du schnell zu ihm laufen und ihm sagen, ein Freund wünsche im Red Cock mit ihm zu sprechen?Ich ... es wäre mir sehr lieb, wenn er zu mir kommen könnte. Wirst du das für mich tun? Belohnung für dich 'n hi'penny 51 ! Abgemacht?«
    »In Ordnung, aber Sie müssen einen Augenblick warten, Mister. Ich kann hier nich' einfach weg. Der Wirt wichst mich sonst durch.« Nervös blickte der Junge zum Schanktisch hinüber, wo ein bulliger Mann, dessen speckige Schürze ihn als Wirt auswies, bereits mit grimmig zusammengezogenen Brauen in die Richtung des Knaben sah. »Ich muss einen günstigen Augenblick abpassen.«
    »Ist mir recht.« Aaron lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Oh Gott, er fühlte sich so unendlich schwach und seine Lunge schmerzte höllisch. Er hustete. »Aber warte nicht zu lange, es ist dringend.« Der elende Schwindel setzte wieder ein. Wie er dieses Gefühl langsam hassen gelernt hatte. Die Krankheit, die er sich im Gefängnis zugezogen hatte, war nicht wirklich ausgeheilt, woran seine fortwährende Sauferei in der letzten Zeit sicher nicht unschuldig war. Es wäre ihm ohnehin am liebsten gewesen, er wäre daran krepiert, daran und am Schnaps – aber seltsamerweise hing sein Körper mehr an diesem räudigen Rest Leben als seine Seele. Er hatte es Deodra gegenüber verborgen. Abgesehen davon hätte diese sich auch kaum dafür interessiert. Die war nur an einem interessiert gewesen. Reitlehrer? Aaron lachte für einen kurzen Moment bitter auf. So konnte man es auch nennen – und hatte er es nicht zugelassen? Es geschah ihm recht. Er war so müde ... so schrecklich müde.
    Er

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