Stadt der Schuld
tun und ich konnte es doch auch niemandem sagen. Es wurde immer schlimmer. Er fand offenbar Gefallen daran und kam immer öfter zu mir geschlichen, gleichgültig, ob er getrunken hatte oder nicht. Eines Tages, als er es ganz besonders schlimm getrieben hatte, so sehr, dass ich anschließend blutete, bin ich fortgelaufen.«
»Aaron, ich ...«
»Ich weiß, was du jetzt denkst. Ja, ich bin widerlich, ich bin einer, der es mit einem Mann getrieben hat und damit du es gleich weißt, es wurde nicht besser mit mir. Ich habe mich später, kaum dass ich ein Mann geworden war, mit allen möglichen Frauen eingelassen. Ich weiß nicht, warum ich es tat. Sie machten es mir leicht. Ich habe für ein Stück Brot gehurt, für ein warmes Bett im Winter ohne Gewissensbisse herumgevögelt. So einer bin ich. Wenn du es so willst, eine männliche Hure, ja, geringer als eine Hure. Und mit Isobel habe ich es auch getrieben. Deshalb glaubte sie, ein Anrecht auf mich zu haben. Deshalb hat sie dich damals niedergeschlagen. Aus Eifersucht! Weil ... weil ich es am Tag zuvor wie ein Tier mit ihr in der Sattelkammer getrieben hatte ... so, jetzt weißt du es.« Aaron schlug die Hände vors Gesicht. Er konnte Cathy einfach nicht mehr in die Augen sehen.
»Ich kann verstehen ...«, begann Cathy unsicher.
»Nichts verstehst du«, schrie Aaron sie zornig an. »Weißt du, warum ich überhaupt hier bin? Nicht, weil ich genug von Deodra Ashworth hatte, mit der ich es getrieben habe bis zur Besinnungslosigkeit. Nein, das stimmt nicht: Ich hatte von Anfang an genug von ihr, aber ich habe es trotzdem getan. Hörst du, Cathy, ich bin hier, weil ich völlig besoffen auch noch von ihrem beschissenen Butler gefickt wurde. Ich ...«, er stöhnte hilflos, »oh Gott, ich schwöre, ich wäre lieber in diesem Kerker verreckt wie Dean, das arme Schwein!«
Er wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören. Unkontrolliertes Schluchzen schüttelte ihn, er fühlte sich so entsetzlich schmutzig. Warum ließen sie ihn nicht einfach alle in Ruhe?
Es war sehr still in der Kammer. Er hörte nur noch sein eigenes Weinen. Von Cathy kein Wort mehr. War das verwunderlich? Bestimmt nicht! Nun kannte sie ja die Wahrheit, die schreckliche, scheußliche Wahrheit über ihn. Sein Weinen verebbte. Vielleicht war sie schon fort. Er wagte es nicht, die Augen zu öffnen.
Da spürte er ihren Kuss auf seiner nass geweinten Wange und hörte ihre Stimme: »Aaron, erinnerst du dich, was du mir damals auf der Pennywood-Farm einmal gesagt hast? Damals an unserem ersten Abend?« Staunend sah er sie an. Sie war ganz nah. Ihre Augen strahlten in klarem Blau, ein Meer voller Liebe. »Du hast gesagt, du könntest mich nicht verlassen, weil du mir gehörst. Ja, Aaron, du gehörst zu mir und ich gebe dich nicht frei. Ich werde dich niemals freigeben, denn ich liebe dich. Du bist das Beste, was mir je begegnet ist und ich danke Gott dafür, dass es dich gibt. Egal, was da war in der Vergangenheit, was man dir Schreckliches angetan hat und was du getan haben magst: Ich kenne dich. Du bist ein wunderbarer Mann und ich gebe dich nicht auf. Ich liebe dich, Aaron, mein Ehemann.«
»Cathy, verzeih mir!« Er umschlang sie heftig. Er konnte es nicht glauben, dass sie bei ihm blieb, trotz allem zu ihm hielt. Die Wunde stach heftig. Es war ihm gleich, er wollte sie nur bei sich spüren. Sie drückte sich an ihn, küsste ihn. Seine Hände suchten den Weg unter ihre Kleider. Es tat so gut, sie zu berühren, jede wohlbekannte Rundung ihres Körpers nachzuzeichnen, ihren vertrauten Duft zu atmen. Er war zu Hause bei ihr, geborgen. Rasch warf sie ihre Kleider ab, kam zu ihm unter die Decke, auf die das Licht des Frühlingsmondes schien, schmiegte sich eng an ihn. Erregung erfasste ihn mit Macht. Wärme, Leben ... Oh, er wollte sie spüren, sie ergründen, wie beim ersten Mal.
»Aaron, du darfst dich nicht anstrengen, du bist noch zu krank«, flüsterte ihm Cathy ins Ohr.
»Aber ...«
»Lass mich es tun, Liebster ...« Sie kam über ihn, küsste ihn wieder und wieder. Weich öffnete sich ihr Schoß, nahm seine heftig drängende Manneskraft auf. Sie erforschte ihn, sanft, gefühlvoll, ohne Hast. Es war wunderbar. Geborgenheit. Reinheit. Er streckte seine Hand aus, streichelte ihr geliebtes Gesicht, ihr Haar. »Ich bin dein und du bist mein«, sagte er.
Sie lächelte. »Ja«, sagte sie.
Er schloss die Augen, spürte nur, ließ sie einfach gewähren. Sie führte ihn liebevoll zum Gipfel, sie kannte ihn so gut.
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