Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
Ashworth ist zwar aufbrausend, aber er kann rechnen. Er wird einen jungen und fähigen Mann schon zu schätzen wissen.«
    »Jedenfalls vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr Priestley. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
    »Jaja, nicht der Rede wert, Stanton!« Im nächsten Augenblick war der Vorarbeiter schon weitergegangen.
    »Der hat ja wohl einen Narren an dir gefressen«, zischte Tom neidisch, als Aaron sich wieder an die Arbeit machte. »Was hast du dem denn ins Ohr geblasen, dass er sich so um dein Fortkommen bemüht, der alte Leuteschinder?«

    Aaron bedachte seinen Spannmann 24 mit einem kühlen Blick. »Nichts! Ich habe einfach meine Arbeit gemacht. Und das solltest du auch tun!«
    Eine Zeit lang arbeiteten sie in eisigem Schweigen nebeneinander, bis plötzlich Mary auftauchte. Aaron entging der gierige Blick nicht, mit dem Tom den aufblühenden Körper des Mädchens bedachte, und er missfiel ihm. Tom Clarke war ein echtes Schwein. Aaron konnte ihn nicht ausstehen.
    »Ist es so weit?«, fragte Aaron und stellte sich schnell bewusst zwischen das Mädchen und Toms lüsterne Blicke.
    Mary nickte. »Dr. Bloomsdale schickt mich. Du kannst jetzt heraufkommen.«
    Mit einem schnellen Blick zu Priestley, der zustimmend winkte, warf Aaron die Handforke fort. Dann rannte er so schnell in Richtung Treppenaufgang davon, dass Mary Mühe hatte, ihm zu folgen. Hoffentlich ging es Cathy gut ... und dem Kind! Unglaublich, er war soeben Vater geworden! Eine seltsame Hochstimmung, gepaart mit einer unbestimmten Furcht, machte sich in ihm breit. Er rannte den Weg entlang der brüllenden Maschinen und feixenden Weiber, ohne sie zu beachten. Endlich – die Tür zu Boles Büro! Hastig riss er sie auf.
    »Cathy!«
    Ihr Arm war in einen neuen Verband gewickelt. Offenbar hatte Dr. Bloomsdale die Fleischwunden, die der Speed Frame gerissen hatte, ebenfalls bereits versorgt. Doch das war nicht wichtig. Nichts war wichtig außer ihr und dem Kind, diesem kleinen, zerbrechlichen, greinenden Wesen, das da in ein sauberes Tuch gewickelt neben ihr auf dem Tisch lag. »Es ist ein Mädchen, Stanton«, sagte Dr. Bloomsdale freundlich. »Und es ist gesund und munter! Alles ist gut gegangen.«
    Aaron stürzte zu seiner Frau und umarmte sie, so gut ihm das wegen ihres verletzten Arms möglich war. »Cathy, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin so froh!«
    »Am besten, du lässt mir etwas Luft zum Atmen, du erdrückst mich ja fast!«, meinte Cathy erschöpft, aber lächelnd.
    »Ja, natürlich! Ich bin nur so froh!«
    »Ich auch, Aaron!« Sie sah ihn voller Zärtlichkeit an. »Sieh, sie ist dunkelhaarig, so wie du, aber ihre Augen sind blau.«
    Staunend betrachtete Aaron seine Tochter. Sie war so zart, so hilflos. Ein warmes, starkes Gefühl durchströmte ihn und füllte ihn ganz aus. Er beugte sich über das Kind, streckte seine Hand aus und streichelte schüchtern über die rosigen Wangen. Das Kind gab einen kleinen quäkenden Laut von sich. Aarons Augen wurden feucht. »Ich werde dich beschützen, meine Kleine!«, flüsterte er. »Das verspreche ich dir. Ich werde dich beschützen und für dich sorgen, ich werde tun, was auch immer in meiner Macht steht, damit es dir und deiner Mutter gut geht.«
    »Ja, das wirst du, Aaron!«, sagte Cathy ernst. »Ich weiß es, denn ich liebe dich.«
    Er küsste sie sanft, dann wandte er sich zu dem Arzt um, der abwartend dabeistand. »Ich danke Ihnen, Dr. Bloomsdale. Danke, dass Sie sich so um Cathy bemüht haben.«
    Der Arzt nickte freundlich, meinte aber: »Danke nicht mir, Stanton! Ich wäre nicht hier, wenn diese Dame dort nicht darauf bestanden hätte. Sie hat Mr Ashworth das Versprechen abgerungen, dass die Fabrik für die Kosten der Behandlung aufkommt. Eine sehr sinnvolle Sache übrigens ...« Er zwinkerte Mary-Ann Fountley, die sich in die hinterste Ecke des Büros zurückgezogen hatte, um den frischgebackenen Eltern ein wenig Privatheit zu gönnen, freundlich zu. »Das ist eine beachtliche Leistung, Madam. Ich muss sagen, dass Mr Ashworth nicht gerade für seine Nachgiebigkeit bekannt ist. Er ist ein fähiger, angesehener Unternehmer in Manchester, aber er lässt sich nicht gerne dreinreden, schon gar nicht in die Art, wie er sein Unternehmen führt, wenn Sie verstehen, was ich meine – und noch dazu von einer Frau!«
    Aaron sah die Angesprochene aufmerksam an. »Ja, wir haben Ihnen wirklich zu danken, Ma'am.«
    »Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn das Mädchen auch nach seiner

Weitere Kostenlose Bücher