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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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keine andere Wahl.
    »Ich möchte zu Mr Armindale«, sagte sie, ohne den Gruß der Frau abzuwarten.
    Diese musterte sie erstaunt von oben bis unten. Eine solch feine Dame, und dazu noch ohne Begleitung, sah man hier nicht alle Tage. Doch dann grinste sie wissend. Isobel fragte sich augenblicklich, warum.
    »Sie wollen wohl Mr Armindale sprechen, Ma'am!«, stellte die Frau fest.
    Isobel nickte irritiert. Das hatte sie doch eben gesagt.
    »Na gut, Ma'am, dann kommen Sie mal mit. Er wohnt in der zweiten Etage!« Ihre Worte mit einem entsprechenden Wink unterstreichend, schlurfte sie mühsam vor Isobel den Gang entlang. Die zog entnervt die Stirne kraus. Bis diese Mrs Bannister mit ihren schweren Beinen die Treppe hinaufgekrochen war, würde es Abend sein. »Danke, Mrs Bannister, ich finde mich schon allein zurecht.«
    Die Frau drehte sich um: »Hä?«
    Isobel seufzte. »Ich sagte«, sie hob die Stimme zu einem Schreien, »ich gehe allein!«
    Die Frau zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Gut, wie Sie wünschen, Ma'am. Gleich rechts neben der Treppe im zweiten Stockwerk.« Dann schlurfte sie zurück zu ihrer offen stehenden Wohnungstür im Parterre.
    Erleichtert stieg Isobel die Stufen hinauf. Seltsam, Mr Armindale hatte einen durchaus normalen und gepflegten Eindruck gemacht, als er auf Whitefell und kürzlich dann in ihrem Haus in London aufgetaucht war. Dass er so ärmlich wohnte! Aber dann fiel ihr ein, dass es in London allerdings erhebliche Wohnprobleme gab und Häuser wie das, das sie mit Havisham bewohnte, für die Normalbevölkerung unerreichbar waren. Havisham, das wurde ihr jäh bewusst, war immerhin eines: reich! Angenehm reich! Sie hatte nicht vor, sich diesen Vorteil von irgendjemandem nehmen zu lassen. Auch nicht von einem Mr Armindale, der meinte, seltsame Gerüchte verbreiten zu müssen.
    Ärgerlich klopfte sie an die Tür zu dessen Apartment. Deutlich hörte sie Geräusche von innen, er musste also zu Hause sein. Warum, zum Teufel, öffnete er dann nicht? Entschlossen drehte sie den Knauf und trat, als die Tür sich öffnete, einfach ein.
    Der Anblick von Armindales Apartment erstaunte sie nicht schlecht. Sie hatte ein heruntergekommenes Loch erwartet, aber das war beileibe nicht der Fall. Der Raum hob sich dermaßen ah von der übrigen Umgebung des Hauses, dass man meinte, sich unversehens in einem ganz anderen Stadtteil zu befinden. Armindale wusste sich offenbar durchaus mit Luxus – wenn auch auf kleinem Raum – zu umgeben. Wieder drangen seltsame, aber eindeutig menschliche Laute aus einer halb geöffneten, mit dunkler Seide bespannten Tapetentür im Hintergrund des Wohnsalons. Entschlossen folgte sie den Geräuschen.
    »Mr Armindale?« Sie stieß die Tür ganz auf und wurde unvermittelt Zeugin eines sehr pikanten Anblicks: Armindale war gerade dabei, inmitten eines zerwühlten Bettes auf das Heftigste mit einer halb nackten, üppigen Blondine zu kopulieren, während eine fette Rothaarige mit einem ausgesprochen ausladenden Gesäß hinter den beiden kniete und sich damit begnügte, ihre enormen Brüste an seinem entblößten Hinterteil auf und ab zu reiben.
    Isobel war weit davon entfernt, verlegen zu sein. Eher studierte sie die Szene einen Augenblick interessiert. Das also trieben die Männer, wenn sie sich der Dienste von Huren bedienten. Nicht schlecht! Da bemerkte die Blonde sie und quietschte erschrocken auf. Armindale fuhr herum und stieß dabei die fette Rothaarige unsanft zur Seite. Deren Schwarten wogten, als sie mit einem lauten Plumps aus dem Bett fiel.
    »Mrs Havisham?! Ich ... äh ... ich hatte Sie nicht erwartet«, stammelte er, sichtlich überrascht.
    »Das sehe ich, Mr Armindale!«, meinte Isobel ungerührt. »Allerdings hatten Sie mir gesagt, ich könne Sie jederzeit aufsuchen.«
    »Gewiss, gewiss, das hatte ich«, bestätigte Armindale. Sie meinte einen Anflug von Röte in seinem gebräunten Gesicht zu erkennen, aber vielleicht täuschte sie sich auch.
    »Ich werde im Salon auf Sie warten. Ich habe einige wichtige Dinge mit Ihnen zu besprechen – sehr wichtige Dinge und meine Zeit ist begrenzt«, sagte Isobel mit eisigem Ton in der Stimme.
    »Ja, bitte warten Sie doch im Salon, ich werde sofort bei Ihnen sein.« Armindale hatte sich offenbar noch immer nicht ganz von der Überraschung erholt. Er wirkte fahrig, als er rasch aus dem Bett stieg. Kurz sah sie seinen Penis – ein beachtliches Stück – zwischen wohlgeformten, drahtigen Schenkeln baumeln.
    »Gut!« Gelassen

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