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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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würde er Sie gewiss wegen übler Nachrede zur Rechenschaft ziehen. Schließlich ist er ein geachtetes Mitglied des Unterhauses. Womöglich ist Ihnen in Wahrheit daran gelegen, ihm politisch zu schaden. Für wen arbeiten Sie, Mr Armindale?«
    Armindale betrachtete für einen Augenblick seine feingliedrige Hand: »Mrs Havisham, ich versichere Ihnen hiermit ausdrücklich, dass ich lediglich im Auftrag und Interesse Ihres werten Herrn Vaters Nachforschungen angestellt habe. Er hat mich dafür bezahlt. Aber der Ehrlichkeit halber muss ich eingestehen, dass ich auch selbst ein Interesse daran hatte. Da stimmt etwas nicht mit Ihrem Gatten und seinem beispiellosen Erfolg in der letzten Zeit, ich bin mir absolut sicher! Und Sie dürfen mir glauben, dass ich eine erhebliche berufliche Erfahrung in Fragen wie dieser vorweisen kann.«
    »Mr Armindale ...«, in Isobels Stimme mischte sich nun doch ein Hauch von Angst, »ich muss Sie ausdrücklich bitten, diese Nachforschungen zu unterlassen. Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen dabei helfen werde, meinen Gatten zu belasten, dann sind Sie ein größerer Narr, als ich bisher angenommen habe. Ich werde nichts dergleichen tun. Das würde sich ja schließlich auch zu meinem Schaden auswirken.«

    Armindale hob in verhaltenem Spott die Augenbrauen: »Ach, daher weht der Wind. Sie fürchten sich vor den Konsequenzen, die eine Verurteilung Ihres Ehemannes unter dem Vorwurf des Mordes nach sich ziehen würde. Sicher, sein Vermögen würde vom Staat eingezogen werden 31 ...«
    Isobel wurde blass. Allein der Gedanke war grauenvoll. Die Konsequenzen wären verheerend. Sie würde nicht nur als Frau eines Mörders gelten, sondern darüber hinaus gänzlich ohne Versorgung dastehen. Von ihrem Vater war jedenfalls nichts mehr zu erwarten und ob sich unter diesen Umständen die Familie des Earls of Branford ihrer annehmen würde, stand doch zumindest infrage. Außerdem war die Vorstellung, vom Wohlwollen der entsetzlichen Branfords abhängig zu sein, nicht minder grauenerregend.
    »Aber, meine liebe Mrs Havisham, darum sollten Sie sich nicht sorgen«, nahm Armindale den Faden wieder auf. »In einem solchen Fall würde Ihr Vater sicher in erheblichem Maße entschädigt werden, sodass Sie versorgt wären. Vielleicht wird Ihnen sogar selbst ein Teil des Vermögens zugesprochen, wenn sich ein männlicher Verwandter für Sie einsetzt und Ihre Interessen entsprechend vertritt. Ja, ich bin mir dessen im Grunde absolut sicher, bedenkt man Ihre prekäre Situation. Haben Sie nicht sogar einen fähigen Wirtschaftsjuristen in Ihrer näheren Verwandtschaft? Ich kann mir nicht vorstellen, dass allein finanzielle Überlegungen Sie dazu bringen, weiter mit dem mutmaßlichen Mörder Ihres Bruders zusammenzuleben.«
    »Hören Sie auf!«, kreischte Isobel und sprang auf. Sie zitterte am ganzen Körper. »Ich will nichts mehr davon hören!«
    »Mrs Havisham ...«, Armindales Stimme klang plötzlich sehr begütigend, geradezu mitfühlend, »ich kann verstehen, dass Ihnen das alles große Angst macht. Jede Frau in Ihrer Situation wäre nicht minder entsetzt. Sie haben mein vollstes Verständnis. Aber sicher hätte das auch jeder Richter. Man stelle sich nur vor, was Sie durchmachen müssen! Allein der Gedanke, mit dem Mörder des eigenen Bruders das Bett teilen zu müssen! Sicher würde man Ihre Situation bedenken und dafür sorgen, dass Sie nicht auch noch durch die mögliche Verurteilung leiden, nachdem Sie schon unter diesen abscheulichen Umständen Ihren Bruder verloren haben. Dafür verbürge ich mich geradezu.«
    Sie sah ihn zweifelnd an. Ihre Unterlippe bebte. Einen Augenblick zögerte sie noch, doch dann setzte sie sich wieder. »Was wollen Sie also von mir, Mr Armindale?«
    »Informationen, Schriftstücke, Beweise, sofern vorhanden. Sie sind die Person, die am ehesten dazu Zugang hat. Versuchen Sie, aus Ihrem Mann etwas herauszubekommen. Vielleicht verplappert er sich in einer unbedachten Situation.«
    »Ich fürchte, das wird nicht so einfach sein. Mein Mann ... nun, er ist seit einigen Tagen verschwunden.« Ihre übliche Selbstsicherheit war nun doch gefährlich ins Wanken geraten. »Ich weiß nicht, wo er sich aufhält.«
    »Ihr Gatte ist verschwunden, sagen Sie?«
    Isobel nickte beklommen. Fast verspürte sie den Wunsch, in Tränen auszubrechen. Das alles war eine unerträgliche Zumutung!
    »Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wohin?«
    »Nein!«, unsicher sah sie Armindale an. »Er war sehr merkwürdig in

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