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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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auf ihn zu und nahm ihn am Arm. Ihre Stimme klang eindringlich. »Es ist vor allem wegen Rupert. Er ist allzu sorglos in seinem Umgang. Ich habe Angst um ihn. Wenn seine Umtriebe womöglich doch einmal an die Öffentlichkeit gelangen, dann kannst du dir zweifellos selbst ausmalen, was ihm blüht ... ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm Leid zugefügt wird, verstehst du, Horace. Ich kann nicht noch einen geliebten Menschen verlieren, nicht so. Und man würde gewiss nicht gnädig mit ihm verfahren. Deshalb muss alles so bleiben, wie es ist. Nur, wenn ich weiterhin vor aller Welt seine Frau bin, sein liebendes Weib, wird er geschützt sein vor Verfolgung. Darauf musst du Rücksicht nehmen. Du hast es mir versprochen.«
    »Aber ...«
    »Nichts aber, Horace. Du wirst mich besuchen kommen, so wie bisher. Vielleicht können wir uns auch heimlich anderswo treffen hin und wieder, aber du wirst dich weitgehend zurückhalten müssen. Es tut mir leid, es gibt keinen anderen Weg. Weder für dich noch für mich.«
    Er senkte den Kopf, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die Frau, die er liebte, ganz für sich zu besitzen und der Wahrheit ihrer Worte. Wenn überhaupt, dann musste ihre weitere Beziehung im Verborgenen und mit äußerster Vorsicht fortgesetzt werden. Eine Scheidung durchzubekommen vor dem Parlament war ohnehin nahezu utopisch und Isobel würde zur Furie werden, wenn sie von dem Verhältnis erführe. Ihr war alles zuzutrauen, selbst eine bösartige Attacke auf Meredith. Er schluckte beklommen. Das durfte auf keinen Fall geschehen! Er würde Meredith also nur von Zeit zu Zeit sehen können, ohne dass es Verdacht erregte. Diese Aussicht ließ ihm das Herz schwer werden.« Plötzlich packte er sie und presste sie an sich. »Komm«, sagte er rau, »wenn ich dich schon nicht bei mir haben darf, dann will ich diese Nacht noch nutzen bis zum letzten Augenblick.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren nahm er sie beim Handgelenk und zog sie zurück in den anderen Raum, wo das Bett auf sie wartete.

Kapitel 17
    Kapitel 17
    Isobel klopfte schon das zweite Mal ungeduldig an die ehemals blau gestrichene Tür des etwas schäbigen, dreistöckigen Hauses in der Hopkins Street. Wenn nicht gleich jemand öffnete, dann würde sie gehen. Niemand konnte von ihr erwarten, dass sie sich weiter den unverschämten Blicken des Abschaums, der hier wohnte, aussetzte. Jetzt kam dieser rotzverschmierte Straßenbengel, der sie schon beobachtet hatte, als sie aus der Kutsche gestiegen war, noch näher, lehnte sich an den verrosteten Zaun vor dem Haus und starrte sie unverhohlen an. Ärgerlich drehte sie sich um. »Verschwinde, du verdreckter Lümmel! Es gibt hier nichts zu sehen für dich!« Der »Lümmel« scherte sich keinen Deut um ihre Worte. Geräuschvoll zog er den Rotz durch die Nase hoch und spuckte das Ergebnis dann in Form eines gelblichen Schleimklumpens auf die Treppe des Hauses. »Die olle Bannister hört schwer. Da könn' Se' noch lange die Tür einschlagen, Ma'am.«
    Isobel ließ die Hand sinken, mit der sie eben zum dritten Mal unsanft an die Tür hatte hämmern wollen. »Und wie macht man sich dann bei ihr bemerkbar, du Naseweis?«
    Der Junge grinste überlegen und entblößte dabei eine Reihe faulige Schneidezähne. »Ich weiß schon wie, Ma'am, aber das wird 'ne feine Dame wie Sie nich' hinbekommen, denk ich.«
    »Nun«, sagte Isobel hoheitsvoll, »sicher wird ein Penny das Problem lösen helfen.«
    »Einer nich', aber zwei, Ma'am!«, sagte der Junge und grinste noch breiter.
    Isobel schnaubte und zog dann widerwillig zwei Pennys aus ihrer bestickten Handtasche. Der Junge eilte zu ihr hin, riss ihr die Münzen förmlich aus der Hand, biss darauf und sprang im nächsten Augenblick die Treppe wieder hinunter auf die Straße. »Warten Se' ma' hier, Ma'am, die Alte wird gleich aufmachen.« Dann verschwand er an der Ecke des angrenzenden Hauses in einem schmalen Durchlass.
    Es dauerte kaum drei Minuten, da war tatsächlich ein Schlurfen auf dem Gang zu hören und kurz darauf öffnete sich die Tür. Die Frau war jünger, als Isobel den schleppenden Schritten nach vermutet hatte, aber dann sah sie, dass ihre Knöchel immens angeschwollen waren. Vermutlich hatte sie Wasser in den Beinen. Sie waren beinahe so dick wie ihre eigenen Oberschenkel. Isobel fragte sich, ob sie wirklich mit diesem Mr Armindale reden wollte, wenn er bei einer solchen Vettel wohnte. Das Ganze war in höchstem Maße abstoßend. Doch offenbar hatte sie ja

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