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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Kind mehr. Sie war zur Frau gemacht worden – viel zu früh. Und er hätte ein Pfund, so er eines gehabt hätte, darauf verwettet, dass Ashworth dafür verantwortlich war.

Kapitel 19
    Manchester, Ashworth Spinnerei,
eine Woche später
    Kapitel 19
    Deodora Ashworth lächelte beschwichtigend. »Ich werde nach meinem Mann sehen. Sicher ist er durch etwas Unvorhergesehenes aufgehalten worden, denn selbstverständlich ist ihm der Besichtigungstermin heute selbst ein großes Anliegen.«
    Die Gentlemen und die Damen, die diese begleiteten, äußerten ihre Zustimmung und begannen sich zu unterhalten, während Deodra rasch in Richtung des Wohnhauses auf dem Fabrikgelände ging. Sie ärgerte sich heftig. Wie konnte Henry Ashworth, dieser Dummkopf, nur die Ankunft der Besichtigungsgruppe versäumen? Schließlich hing viel davon ab, letztlich die vollständige Rehabilitierung der Ashworth Spinnerei in der landesweiten Presse. Sie konnte sich nicht erklären, was der Grund für das Ausbleiben ihres Mannes sein konnte. Schließlich war er selbst es gewesen, der Richard Cobden samt des Führungszirkels der League zu dieser Besichtigung eingeladen hatte. Cobden hatte dem gerne zugestimmt und dabei war nicht zuletzt die freundliche Fürsprache von Mary-Ann Fountley ausschlaggebend gewesen, auf die Cobden offenbar große Stücke hielt. Dank Cobdens hervorragenden Pressekontakten – auch darum hatte Mary-Ann Fountley ihn ersucht – waren auch etliche Journalisten darunter. Nicht nur die wichtigsten Zeitungen Manchesters und Birminghams hatten ihre Vertreter entsandt, sondern auch die Berichterstatter der überaus einflussreichen Edinburgh Review und der London Times hatten sich eingefunden. Die Fountleys wurden tatsächlich nicht nur in den Kreisen der League, sondern auch in den gehobenen Zirkeln Manchesters immer wichtiger. Es war deshalb nicht minder wichtig, sich mit ihnen gut zu stellen, das war ihr längst klar gewesen, noch bevor Henry ihr erneut einen längeren Vortrag darüber gehalten hatte. Und hatte sie sich nicht nach Kräften darum bemüht? Etliche Einladungen zum Tee und gemeinsame Theaterbesuche später und angesichts der umfangreichen – wenn auch alles andere als selbstlosen – Hilfe bei den notwendigen Einkäufen, die Mrs Fountley in der vergangenen Zeit getätigt hatte, hatten ihre Anstrengungen zum erhofften Ziel geführt. Das Ehepaar Ashworth wurde immer häufiger in einem Atemzug mit den interessanten Fountleys genannt. Abgesehen von der angestrebten Verbesserung der Wirtschaftslage der Spinnerei genoss sie auch die erhöhte Aufmerksamkeit der gesellschaftlichen Kreise Manchesters, die ihr deshalb entgegengebracht wurde. Und nun erschien Henry nicht! Wie konnte er es wagen?
    Bereits gefährlich in Rage betrat sie das Wohnhaus, ohne sich um die Magd zu kümmern, die ihr beflissen entgegeneilte. Sie ließ sich auch nicht dadurch aufhalten, dass diese ihr seltsam verängstigt mitteilte, der Herr habe sich für einen Augenblick zurückgezogen und wolle nicht gestört werden. Ha, das kam ja immer besser! Henry Ashworth, dieser Narr, würde in wenigen Augenblicken sein blaues Wunder erleben, wenn er meinte, sich am hellen Tag dem Müßiggang widmen zu können – und das ausgerechnet heute! Rasch eilte sie die Treppe hinauf und riss ohne einen Moment des Zögerns die Tür zu dessen Schlafzimmer auf, das an seinen privaten Wohnraum grenzte. Wie sie erwartet hatte, lag ihr Mann im Bett. Allerdings lag er dort nicht allein. Unter ihm lag – nackt, wie Gott es geschaffen hatte – ein junges Ding, fast noch ein Kind, und ließ sich von dem verfluchten Kerl begatten.
    »Ich sagte doch, ich will nicht gestört werden!«, brüllte ihr Gatte zornig und fuhr ärgerlich herum. Die weiteren Worte blieben ihm buchstäblich im Hals stecken. Ein unverständliches Würgen, dann wechselte seine Gesichtsfarbe rasch von angestrengtem Rot hin zu einer fahlen Blässe.
    »Oh ...«, brachte er schließlich hervor.
    Auch Deodra war kalkweiß geworden. Unbändiger Zorn brandete in ihr auf. Das war zu viel! Es fiel ihr plötzlich schwer, Luft zu bekommen, ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten. »Raus!«, zischte sie. Das Mädchen sprang ängstlich aus dem Bett. Ihr nackter, straffer Körper mit den steil aufragenden Brüsten war ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht. Rasch machte Deodra zwei Schritte auf das Mädchen zu und verabreichte ihr zwei schallende Ohrfeigen. Im selben Augenblick erkannte sie sie. »Du bist doch diese Mary,

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