Stadt der Sterne strava2
anderen guten Site fand sie etwas über eine Bronzevase aus Monteleone, wo immer das liegen mochte, auf der ein Wagen von einem geflügelten Pferd gezogen wurde. Eine Illustration war leider nicht dabei, aber Georgia hatte das Gefühl, sich das Bild vorstellen zu können.
Im Bezirk der Zwillinge erwartete Riccardo, der Stallmeister, einen illustren Gast: Niccolò, Herzog von Giglia und Oberhaupt der mächtigen Familie di Chimici. Er war zu Besuch bei seinem jüngeren Bruder Ferdinando, der Papst und gleichzeitig Fürst von Remora war. Obwohl Remora das offizielle Regierungszentrum der Chimici war, lag die wahre Macht im Norden, in den Händen des Herzogs von Giglia und seiner Erben.
Niccolò, Urenkel des Begründers der Dynastie der Chimici, hatte fünf Kinder, die alle noch lebten, vier davon Söhne, und er war der ehrgeizigste Mensch in ganz Talia. Unter seiner Ägide hatte die Familie Chimici ihr Netz über alle Städte im Norden des Landes ausgesponnen und hielt nun in den meisten davon die Macht in den Händen. Nur der lästige Stadtstaat Bellezza an der Nordostküste setzte sich gegen die Allianz mit ihm oder seiner Familie zur Wehr. Aber in dieser Hinsicht hatte Niccolò bereits einen Plan.
Hier in Remora war seine Stellung eindeutig. Als er die paar hundert Meter vom päpstlichen Palast zu den Zwillings-Stallungen zurücklegte, musste er ein Dutzend Mal stehen bleiben, um mit wohlhabenden Handelsleuten Artigkeiten auszutauschen oder die Ehrbezeugungen ärmerer Bürger entgegenzunehmen. In bester Laune erreichte Niccolò die Stallungen.
Riccardo, der Stallmeister der Zwillinge, platzte fast vor Stolz. Am Tag zuvor hatte ihm der Papst einen Besuch abgestattet und jetzt kam der Herzog von Giglia –
dem Hörensagen nach der reichste Mann Talias –, um seine Pferde in Augenschein zu nehmen. Das schönste Pferd hob Riccardo sich bis zuletzt auf.
Mit kundigem Blick betrachtete Niccolò den überzüchteten Braunen, der die Nüstern blähte und in seiner Box leicht zu steigen anfing. Er streichelte dem Pferd das Maul mit seiner behandschuhten Hand und sprach beruhigend auf es ein.
Dann wandte er sich an den Stallmeister.
»Was gibt es für Rivalen dieses Jahr?«
»Aber Euer Gnaden, Ihr wisst doch, was für ein Geheimnis hier in der Stadt jeder um seine Pferde macht«, begann Riccardo etwas nervös.
Niccolò di Chimici sah ihn mit seinem kalten Blick fest an. »Aber Ihr werdet doch nicht nur dafür bezahlt, Euch um Pferde zu kümmern, sondern auch, um solche Geheimnisse herauszufinden, oder nicht?«
»Gewiss, Euer Gnaden«, murmelte der Stallmeister. »Und jetzt, mit dem neuen Stallburschen, werden die Dinge auch einfacher. Er wurde mir speziell von dem Neffen Eurer Gnaden empfohlen, von dem Botschafter zu Bellezza. Signor Rinaldo hat mir berichtet, dass ihm dieser Mann einen großen Dienst geleistet hat und dass er berühmt ist für seine Fähigkeit, Geheimnissen nachzuspüren.«
Niccolò lächelte. Er hatte etwas von dem Dienst gehört, den dieser Bursche in Bellezza geleistet hatte. Wenn es sich um denselben Mann handelte, dann hatte er die Stadt von der entschlossensten Gegnerin der Familie di Chimici befreit.
Und obgleich der Neffe des Herzogs, Rinaldo, es nicht geschafft hatte, die alte Duchessa durch eine Marionette seiner Wahl zu ersetzen, würde die neue Regentin der Stadt – ein lächerlich junges Ding – doch bestimmt viel leichter zu beeinflussen sein.
»Versteht er denn was von Pferden?«, war alles, was Niccolò zu dem Stallmeister sagte.
Gaetano di Chimici war ruhelos. Er hielt sich im päpstlichen Palast seines Onkels auf, während sein Vater die Stadt besuchte, und er wusste nicht, was er hier sollte. Er wäre viel lieber in Giglia geblieben, bei seinen Studien an der Universität.
Und er hatte das wachsende Gefühl, dass sein Vater etwas vorhatte, wovon er ihm nichts sagte.
Gaetano seufzte. Es war nicht leicht, zur einflussreichsten Familie Talias zu gehö
ren. Sein Vater saß am Hebel so vieler Verschwörungen – ständig plante er noch reicher und mächtiger zu werden. Gaetano hingegen interessierte sich eigentlich nicht für so etwas. Er wollte sich nur mit seinen Büchern beschäftigen und mit seinen Freunden, die sich wie er für Malerei und Bildhauerei und Musik begeisterten. Er wollte nicht in Komplotte verwickelt werden, wie man Kleinkriege zwischen den Stadtbezirken finanzierte oder Bündnisse mit anderen Kaufmannsund Adelsfamilien schmiedete.
Vielleicht wäre es
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