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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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…«
     
    … will nicht sprechen, und das Bild meines Gesichts – rote Kreide auf braunem Papier – verbrannt und verkohlt, bis die Schönheit befreit ist und die Furien wüten …
     
    Als sie nach ein paar Minuten am Festland anlegten, drehte Nonik sich von der Reling um, warf einen flüchtigen Blick auf das Transitband, dann schritt er den Strand aufwärts. Der Wind blies Sand von den Dünenkämmen herab und schüttelte ihn über die verwitterten Wände einer verlassenen Fischerhütte. Die Tür lag auf dem Boden, die Fensterscheiben waren zerbrochen, und im Innern stand ein halbbespannter Webstuhl. Nebeneinander stapften sie durch das leere Dorf. DU BIST GEFANGEN IN DEM KLAREN AUGENBLICK, DER DIR DIE AUSWEGLOSIGKEIT ZEIGTE, war auf die schiefe Wand des Kühlhauses geschmiert.
     
    … Echo und Widerhall, gefangen, gehalten und freigegeben, der Schrei der Wildtauben und einer fremderen Bestie, kristallen und verzagt, trampelt Blätter und dürre Reben auf den metallenen Grund meines Geistes, und die ersten Worte kommen zurück, ein Kupferglanz, die Wände der Wahrnehmung erschüttert, diese widerliche Stimme nicht Kunst, sondern Wahnsinn, gefangen durch rituelle Muster des Lautes, lügend, da das Ritual von der Reaktion der schlaffen Nerven gebunden ist, die totale Matrix versucht die Wirklichkeiten von Herz und Gedärmen und Gehirn einzuschließen, obgleich sie weiß, daß diese funktionierende Wirklichkeit nur eine Maschine ist, erbaut, das Wirkliche zu erfassen; und die Existenz von Laub, Sand, Licht und dem Guten verglüht, als die Bestie vor mir sie bei Namen nennt, gefolgt und fliehend, an Bäumen, dem Strand unter der Sonne im Morgen vorbeistolpernd, mit dem Geist gegen den geäderten Stein geschmettert, der Spiegel zerbricht, wieder erwacht die Bestie, tritt schläfrig aus den Splittern, streckt die Klauen aus, streicht sich die glasschwarzen Federn glatt, wispert von weltalten Bürden, lispelt Todestaten, die sich winden, knirschen, neue Sprache aus der gelähmten Zunge schocken; ich werde den muskulären Ärger meiner Stimme niedertreten, ich werde Schweigen unter das Laub trampeln; meine Hände vor mir füllen sich mit eiligen Sonnenstäubchen, die durch den Wald wirbeln, während ich dahinlaufe; ich werde neue Barrieren finden, ich werde sie mit brennenden Händen zur Seite schieben …
     
    »Essen Sie«, befahl Arkor.
    Nonik lehnte sich gegen den Baum, schüttelte den Kopf und wandte ihn ab.
    Arkor wartete einen Augenblick. Als er sicher war, warf er das Essen ins Feuer. »Die Stadt der tausend Sonnen liegt in dieser Richtung. Dort drüben sind die Minen.« Er deutete und wartete, bis Nonik aufblickte, aber er betrachtete das Transitband, das über den Wipfeln glitzerte. »Wollen Sie zurück nach Telphar?«
    Doch Nonik schüttelte nur den Kopf und schleppte sich weiter.
     
    … diese betürmten Städte um Mittag sind die zerbrochenen Abbilder des Geistes, Perfektion, Tod und Transition – mit Fischgräten auf die steinernen Straßenseiten gespießt, wo Bäume mit Durchgängen donnernde Felle in den Himmel schütteln, und Kinder weinen und sich verändern – wir lassen den langen Altar des Waldes zurück und begeben uns zu den geborstenen Felsen, den versteinerten Stämmen, den Geleisen in dem Schiefergrund, wir eilten, eine verheißungsvollere Landschaft zu finden, doch in den feuchten Rinnen sind die Erinnerungen an Grün so kostbar wie ihre Lippen, die sanft über meinen Nacken streichen, diese Ebenen bestreut mit dem gestrigen Tod, wo ich Gesterns Sterben suche, zermalmte Stämme versteinerter Bäume; ich kann den Blitz sehen über der toten Stadt, finster wie verkohlte Gebeine, den Stein umkreisend wie ein Mythos, und während ich die umsponnenen Türme des krebsgeschwürigen Traumes umrunde, linksgekrümmt und schwanger von ihrem Tod, gebe ich die Illusion auf, daß ich allein bin, der Riese, die Bestie im Spiegel, der metallische Wind, der gegen die Felsen schallt, oder schweigend wie erschlagene Ratten mit geschwollenen Bäuchen nach oben; ich will mir die brünstige Stadt nicht ansehen, ich will nicht in den Straßen der Gewalttätigkeit spazieren, auch nicht in den Ruinen, wo die rechtshändigen Geister dieser Rasse bei den Fenstern spielen und sich vor Stufen kauern, die nirgendwo hinführen, oder einen Garten mit knorrigen Melonenranken bewachen; diese landgebunden, atavistisch, haben nichts von der Einfachheit der See, nur das Sandwrack einer Idee ohne Stimme, eine Welt ohne Sicht;

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