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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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antwortete das Dreiwesen, so überwachen wir ihn und haben dadurch sehr viel über ihn gelernt. Ihr erinnert euch, daß wir sagten, er ist eine absolut fremdartige Lebensform, die etwas wie Mord, Mitgefühl und Intelligenz überhaupt nicht versteht. Nun sind wir der Erkenntnis sehr nahe, weshalb das so ist, und welche grundlegenden Unterschiede es zwischen ihm und uns allen hier gibt. Der wesentliche Faktor ist, daß wir alle Einzelwesen und als solche allein sind. Selbst die Telepathen unter uns sind allein, denn auch sie sind nicht Teil anderer. Und das ist sowohl unsere Rettung als auch unsere Verdammnis. Ihm gegenüber steht das Verlangen, in unserem Alleinsein einem anderen näher zu kommen, mit dem oder den anderen irgendwie eins zu sein. Viele eurer dual- oder multisexuellen Spezies haben das in ihre Zeugungsriten einbezogen. Selbst die Monosexuellen haben es in ihrer Syzygie erhalten. Das Ultimate an Alleinsein in jeder eurer Kulturen ist der Tod. Viele von euch haben eine symbiontische Verbindung. Wird hier ein Individuum von allen anderen völlig abgeschnitten, stirbt es.
    Im Herrn der Flammen ist diese Polarität zwischen der Isolierung des Einzelwesens und seinem Verlangen, mit anderen vereint zu sein, gerade umgekehrt. Es führt zurück zum Wesen seines physischen Aufbaus, und seine Ramifikationen sind so zart wie bei allen Spezies dieses Universums. Er besteht zuerst einmal aus den Energien der Plasmen von in Stasis gehaltener Materie und Antimaterie. Er ist ein Kollektivbewußtsein, in dem die Individuen auch physisch nicht allein sind, denn ihre Energien sind in ständiger Wechselbeziehung und Bewegung. Antimaterie und Materie – wie jene unter euch wissen, die etwas von Atomphysik verstehen – vernichten einander, wenn sie in Berührung kommen. So wie wir Alleinsein und Isolierung mit dem Tod gleichstellen, so versteht er das Zusammenbringen von Individuen – Individuen, die sich bereits in energetischem Einklang befinden – als Tod, denn kommen sie zusammen, explodieren ihre tatsächlichen physischen Existenzen. Umgekehrt findet die Zeugung nicht durch eine Vereinigung der Individuen statt, sondern durch eine Trennung, so daß sie sich auf der gleichen Grundlage fortpflanzen, durch die Materie und Antimaterie erzeugt werden, wenn Strom durch ein Gravitationsfeld fließt. Die Spaltungsmöglichkeiten dieser umgekehrten Polarität in bezug auf Leben und Verhalten sind unendlich.
    »Und dieses Wesen bereitet sich auf einen Krieg mit uns vor?« fragte einer der Abgeordneten in der Stadt.
    Offenbar. Aber wir sind ihm immer noch ein gutes Stück voraus. Es hat noch nicht entdeckt, daß unser Lebensvorgang nichts mit der Stasis von Materie und Antimaterie zu tun hat. Antimaterie ist in diesem Universum so selten, daß die Chancen von davon abhängigem Leben fast unwahrscheinlich sind. Einer der Gründe, daß der Herr der Flammen sich so auf Toromon konzentriert, beruht auf der Tatsache, daß Toromons hauptsächliche Energiequelle Tetron ist. Tetron ist eine radioaktive Kristallisierung von Uran in Verbindung mit radioaktivem Jod. Diese Fusion kommt nur unter atomaren Temperaturen zustande. Sie herrschten, als Toromon dem ›Großen Feuer‹, wie sie es dort nennen, ausgesetzt war. Das Gleichgewicht dieser beiden Elemente schuf ein viel kontrollierbareres radioaktives Material als sonst üblich, und die Menge an kurzlebiger Antimaterie ist sehr hoch, verglichen mit den gelegentlichen Positronen und Antiprotonen, die bei kosmischen Strahlenbombardements entstehen. Der Herr der Flammen ist überzeugt, daß er das Geheimnis unserer Lebensform in der Zivilisation finden wird, die die größte Menge von Antimaterie benutzt. Das ist die chemische Seite. Auf höherer Ebene versucht er außerdem zu ergründen, wie unser Verhalten unter Angriff sich von seinem unterscheidet, in anderen Worten: Wie sieht ein Krieg für uns aus?
    »Beeinflußt diese Polarität, von der ihr sprecht, unsere Art zu kämpfen?«
    Allerdings.
    »Wichtiger noch, beeinflußt diese Polarität den Herrn der Flammen im Kampf?«
    Letztendlich sind die sozialen Traumata, die den Krieg herbeiführen, jene, die die bedeutendste Isolierung der größten Zahl von Individuen fördern. Katastrophen, Hungersnot, ungleichmäßige Verteilung von Gütern, Ausbeutung, erhöhte Bevölkerungszahlen, bis zu vielen Individuen die Möglichkeit verweigert wird, zusammen zu sein, und die Erfüllung ihres Verlangens nach dem Einssein mit anderen Einzelwesen

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