Stadt der Vampire
warum.«
»Sie hielten euch für … für …«, suchte Peter nach dem richtigen Wort.
»… völlig abgedreht und hinterwäldlerisch«, half ihm Josy. »Ich bin mir sicher: Die lachen sich heute noch krumm und buckelig.«
Plötzlich wandte sie den Kopf ab und schlug schnell die Augen nieder. Aber die drei ??? bemerkten dennoch die Träne, die ihr über die Wange rollte. Es war unverkennbar, wie sehr sie unter den absonderlichen Geschehnissen und der düsteren Atmosphäre, die ihr Dorf überschatteten, litt, obwohl sie sich nach Kräften bemühte, sich das nicht anmerken zu lassen.
»Wenn das nur endlich aufhören würde!«, brachte sie plötzlich mit zitternder Stimme hervor. »Ich kann einfach nicht mehr! Ich würde alles dafür tun, damit dieser Wahnsinn endlich ein Ende findet! Alles!« Dann brach sie in ein hemmungsloses Schluchzen aus.
Die Vampirjäger
»Hier, bitte!« Peter hielt Josy ein Papiertaschentuch hin, das er aus seinem Rucksack gekramt hatte.
»Danke! Vielen Dank.« Josy schnäuzte sich und wischte sich mit dem Handrücken über die verweinten Augen. »Entschuldigt bitte«, sie sog stockend die Luft ein, »ich bin eigentlich«, sie schniefte, »keine solche Heulsuse. Aber manchmal habe ich einfach keine Kraft mehr und weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
Justus räusperte sich und warf Peter und Bob einen vielsagenden Blick zu. Bob nickte sofort, weil er genau wusste, was Justus vorhatte. Das galt zwar auch für Peter, aber der Zweite Detektiv war von Justus’ Idee weit weniger begeistert. Dennoch zuckte er schicksalsergeben mit den Schultern.
»Fürs Erste«, wandte sich Justus wieder Josy zu, »müsstest du eigentlich gar nicht mehr tun, als uns hier in Yonderwood ein Zimmer zu besorgen.«
Josy wandte sich langsam um und sah Justus mit gerunzelter Stirn an. »Ich soll euch ein Zimmer besorgen?«, fragte sie verwundert.
»Hmhm.« Justus blinzelte ihr fröhlich zu.
»I-ich … verstehe nicht? Wieso denn das?«
Der Erste Detektiv fasste in seine Jackentasche und zog eine ihrer Visitenkarten daraus hervor. Mit einer schwungvollen Geste überreichte er sie Josy. »Deshalb!«
»Die drei Detektive«, las Josy, »wir übernehmen jeden Fall. Erster Detektiv, Justus Jonas, Zweiter Detektiv, Peter Shaw, Recherchen und Archiv, Bob Andrews.« Verwirrt sah sie von der Karte auf. »Das ist wohl die Karte von diesem Detektivunternehmen, von dem ihr mir vorhin erzählt habt?«
»Das ist sie«, bestätigte Justus lächelnd.
»Ja, aber was … ich versteh immer noch nicht, worauf du hinauswillst.«
»Wir werden«, erwiderte Justus und richtete sich ein wenig auf, »vorausgesetzt, du möchtest das, uns die Ereignisse in diesem Dorf mal etwas näher ansehen. Ich finde nämlich, das alles riecht geradezu nach einem neuen Fall für die drei ???.«
»Unbedingt!«, pflichtete ihm Bob bei. »Wie geschaffen für uns.«
»Aber ihr seid doch Detektive«, wandte Josy überrascht ein. »Ihr jagt meinetwegen Dieben hinterher oder überführt Erbschleicher. Was hättet ihr denn mit Vampiren zu schaffen?«
»Zum einen«, erklärte Justus, »haben wir uns in der Vergangenheit schon mit etlichen Fällen befasst, deren Grundkonstellation zunächst ebenfalls mysteriös war oder gar übernatürlicher Art zu sein schien –«
»Bitte?«
»Er meint, wo’s auch erst um Geister oder Ähnliches ging.« Peter seufzte hörbar. Manchmal wusste Justus einfach nicht, wann er sich weniger geschraubt ausdrücken sollte.
»Und zum anderen«, Justus warf Peter einen giftigen Seitenblick zu, »stellte sich bei diesen Fällen am Ende bis jetzt immer heraus, dass die Ursachen für die anscheinend irrealen Vorkommnisse höchst irdischer und reeller Natur waren und durchweg rational nachvollzogen werden konnten.«
»Am Schluss war es immer ein echter Ganove, und jeder hat’s kapiert.« Peter nickte nachdrücklich.
Während Justus Peter mit seinen Blicken ermordete, überlegte Josy. »Also mit anderen Worten«, sagte sie schließlich. »Ihr wollt den Geschehnissen auf den Grund gehen und herausfinden, was wirklich dahintersteckt, weil ihr denkt, dass das alles gar nichts mit einem Vampir zu tun hat?«
»Exakt«, stimmte Justus zu.
»Vorausgesetzt, du willst das«, ergänzte Bob.
»Klar, unbedingt will ich das!«, versicherte Josy schnell. »Und ich glaube, ich hätte auch ein Zimmer für euch. Oben, unter dem Dach. Es ist zwar keine Hilton-Suite, aber es ist sauber und trocken. Nur mit Betten sieht’s schlecht
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