Stadt, Land, Kuss
»Weil ich hierbleibe, als Emmas Partnerin.«
Emma jubelt vor Freude, Freddie versucht, sich auf den Bauch zu drehen, und Izzy bleibt vor Überraschung der Mund offen stehen.
»Das schreit nach einer Feier«, beschließt Emma, und später kommt Ben und bringt ein paar Flaschen Champagner vorbei, die sie in die Tiefkühltruhe legt – genau, in diese Tiefkühltruhe.
Nach dem Ende der hektischen Abendsprechstunde holt sie Weingläser aus der Wohnung und ruft Frances und Izzy in den Personalraum, um mit uns anzustoßen. Sogar Nigel ist da.
»Frances, Sie müssen auch ein Glas Champagner trinken«, sagt Emma.
»Danke, für mich nicht«, erwidert Frances. »Ein Schluck davon ist schon zu viel für mich. Ich nehme Limonade, wie Sie.«
»Als Erstes erheben wir unser Glas auf Maz, meine neue Partnerin«, verkündet Emma. »Seit der Eröffnung meiner Praxis habe ich immer gehofft, dass Maz eines Tages herkommen und mit mir zusammenarbeiten würde.« Dann wendet sie sich Nigel zu, der heute ein kurzärmeliges Hemd und eine getupfte Fliege trägt. »Und wir trinken auch auf Sie, Nigel, weil Sie sich mit so viel Einsatz darum bemühen, das Otter House über Wasser zu halten.«
»Ich würde sagen, ich habe den schwierigsten Job in dieser Praxis – hier die Ordnung zu wahren ist nicht gerade ein Kinderspiel«, antwortet er selbstgefällig. Emma zwinkert mir zu, und Izzy verdreht die Augen.
»Und auf Sie, Frances«, fügt Emma hinzu, »weil Sie zurückgekommen sind und von jetzt an auch bei uns bleiben.«
»Ach, wie ich vielleicht schon sagte, ich liebe Krisen.« Frances’ Wangen leuchten genauso rot wie die Mohnblüten auf ihrem Kleid.
»Ohne Sie – und Fifi mit ihren freiwilligen Helfern natürlich – hätten wir es nie geschafft, so viele von Glorias Tieren bei neuen Besitzern unterzubringen«, fährt Emma fort. »Sogar der kleine Nymphensittich konnte vermittelt werden.«
»Der ist bald wieder hier«, entgegnet Izzy trocken. »Er wird die armen Leute mit seinem ständigen Geplapper in den Wahnsinn treiben.«
»Also, auf unser Team«, meint Emma.
»Emma, du hast noch jemanden vergessen«, halte ich sie auf.
»Ach, ja. Herzlichen Glückwunsch, Izzy und Chris, zu eurer Verlobung.«
»Und noch jemanden.« Emma runzelt die Stirn. »Ein Hoch auf dich und Ben, und natürlich auf das Baby.« Ich nippe an meinem Champagner, aber der Schluck will einfach nicht an dem Klumpen in meiner Kehle vorbei.
»Ich danke euch allen«, sagt Emma mit einem leisen Schluchzen. »Ich bin so glücklich …«
Ich auch, denke ich. Es war ein schwieriger Weg, allerdings habe ich in den letzten Wochen echte Freunde gefunden. Es gibt nur noch eine Sache, die mein Glück komplett machen würde.
»Bitte nicht weinen, sonst fangen wir noch alle an«, beschwört Izzy sie, aber es ist schon zu spät, und Frances rennt nach vorn an den Empfang, um ihre Taschentuchbox zu holen. Doch die ist leer.
»Das war Ally Jackson«, schimpft sie. »Jedes Mal, wenn diese Frau hier ist, heult sie so lange, bis alle Taschentücher aufgebraucht sind. Als sie letztes Mal da war, um die Geschichten über die Fundtiere zu schreiben, ist sie bei jedem einzelnen Tier in Tränen ausgebrochen. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch ihre Notizen lesen konnte.«
Ich glaube, es ist Emma, die als Erste die Beherrschung wiederfindet. Sie will mir Champagner nachschenken.
»Nein, danke«, wehre ich ab. »Ich gehe heute Abend noch weg.«
»Mit Alex?«, fragt Izzy.
»Mir fallen auf Anhieb eine Million Männer ein, mit denen ich dich lieber ausgehen sehen würde«, erwidert Emma.
»Zu schade, dass du mir vor deiner Abreise keinen von denen vorgestellt hast«, erwidere ich fröhlich. »Aber wir gehen nicht aus. Ich fahre zu ihm. Das ist etwas anderes.«
»Ich wusste nicht, ob ich die Gerüchte glauben sollte«, sagt Emma. »Hast du ihn wirklich gern, Maz?«
Ich nicke. Ich kann nicht beschreiben, was ich für Alex Fox-Gifford empfinde. Worte reichen dafür nicht aus.
»Wenn das so ist, muss ich mich wohl damit abfinden«, meint Emma lächelnd. »Ich wünsche dir einen schönen Abend. Ganz ehrlich.«
Ich bin mir nicht sicher, wie er reagieren wird, aber ich kann es kaum erwarten, sein Gesicht zu sehen, wenn ich ihm sage, dass ich doch hierbleibe. Auf dem Weg nach draußen schaue ich noch kurz nach Ginge. Er ist über den Berg, doch seine Dankbarkeit dafür hält sich in Grenzen. Gloria hatte recht – er ist nicht gern eingesperrt.
»Sobald du kräftig genug bist, um
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