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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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mondlose, verwinkelte Straßennetz dieser unglaublich alten Stadt hinaus, wir gingen hinaus, als die Lichter hinter den vorhangbedeckten Fenstern nach und nach verschwanden, und der Hundsstern schaute auf die Menge kapuzenverhüllter, in Umhänge gekleideter Gestalten hernieder, die sich schweigend aus jeder Tür ergossen und die eine ungeheuere Prozession durch diese und jene Straßen bildeten, vorbei an den knarrenden Schildern und vorsintflutlichen Giebeln, den strohgedeckten Dächern und rautenförmigen Fensterscheiben, fädelten sich durch steile Wege, wo verfallene Häuser sich aneinanderschmiegten und gemeinsam zerfielen, sie glitten über offene Höfe und durch Friedhöfe, wo die schwankenden Laternen geisterhafte, trunkene Gruppen bildeten. Inmitten dieser schweigenden Menge folgte ich meinen Führern, geschubst von Ellbogen, die unnatürlich weich schienen und von Brustkästen und Bäuchen gedrückt, die abnorm schwammig schienen; aber ich sah niemals ein Gesicht, noch hörte ich ein Wort. Hinauf, hinauf, hinauf glitten die unheimlichen Kolonnen, und ich sah, daß alle die Reisenden zu uns stießen, als sie auf eine Art Brennpunkt verkommener Gassen auf dem Gipfel eines hohen Hügels im Stadtzentrum zustrebten, wo eine große, weiße Kirche thronte. Ich hatte sie vom Hügelkamm aus erblickt, als ich auf Kingsport in der frühen Abenddämmerung heruntersah, und es ließ mich schaudern, weil der Aldebaran einen Augenblick auf dem geisterhaften Turm zu balancieren schien.
    Um die Kirche herum war freier Raum, teilweise ein Friedhof mit geisterhaften Grabsäulen und teilweise ein halbgepflasterter Platz, den der Wind nahezu vom Schnee gesäubert hatte, mit unnatürlich uralten Häusern, die Spitzdächer und überhängende Giebel hatten. Totenfeuer tanzten über den Gräbern, schreckliche Ausblicke enthüllend, die aber seltsamerweise keine Schatten warfen. Hinter dem Friedhof, wo keine Häuser mehr standen, konnte ich über den Gipfel des Hügels hinunterblicken und das Schimmern der Sterne auf dem Hafenwasser beobachten, obwohl die Stadt im Dunkel nicht zu sehen war. Nur hie und da schwankte eine Laterne durch die sich schrecklich schlangelnden Gassen, unterwegs, um die Menge zu überholen, die jetzt schweigend in die Kirche schlüpfte. Ich wartete, bis die Menge sich in das dunkle Tor ergossen hatte und 25
    bis alle Nachzügler ihr gefolgt waren. Der alte Mann zupfte mich am Ärmel, aber ich war entschlossen, der letzte zu sein. Während ich die Schwelle zu dem menschenwimmelnden Tempel unbekannter Dunkelheit überschritt, drehte ich mich noch einmal um, einen Blick auf die Außenwelt zu werfen, da das phosphoreszierende Leuchten des Friedhofs einen kränklichen Schein auf das Pflaster der Hügelkuppe warf. Als ich dies tat, schauderte mir. Denn obwohl der Wind nicht viel Schnee übriggelassen hatte, waren ein paar Stellen nahe der Tür geblieben und bei diesem flüchtigen Zurückblicken erschien es meinen bestürzten Augen, daß sie keine Fußspuren zeigten, nicht einmal meine eigenen.
    Die Kirche war von all den Laternen, die hereingekommen waren, kaum erleuchtet, denn der Hauptteil der Menge war bereits verschwunden. Sie waren zwischen den hohen Kirchenbänken durch den Mittelgang zur Falltür des Gewölbes geströmt, die genau vor der Kanzel schrecklich offen gähnte, und schlängelten sich jetzt geräuschlos hinein. Ich folgte ihnen stumm die abgetretenen Stufen hinunter in die dunkle, erstickende Krypta. Das Ende dieser sich schlangelnden Reihe nächtlicher Marschierer schien sehr schrecklich, und als ich sah, daß sie sich in ein ehrwürdiges Grab hineinwand, erschien sie mir noch schrecklicher. Dann bemerkte ich, daß der Boden des Grabes eine Öffnung hatte, durch die die Menge hindurchglitt, und in kurzer Zeit stiegen wir alle eine gefährliche Treppe aus rohbehauenen Steinen hinunter; eine schmale Wendeltreppe, feucht und merkwürdig riechend, die sich endlos ins Innere des Hügels, vorbei an triefenden Steinblöcken und zerbröckelndem Mörtel abwärts wand. Es war ein schweigender, schockierender Abstieg, und ich bemerkte nach einem gräßlichen Zeitabstand, daß die Mauern und Stufen ihr Aussehen veränderten, als seien sie aus dem soliden Fels ausgehauen. Was mich am meisten bekümmerte, war, daß die Myriaden von Schritten kein Geräusch verursachten und kein Echo hatten. Nach weiteren Äonen des Abstiegs sah ich einige Seitenpassagen oder Gänge, die aus unbekannten schwarzen Tiefen zu diesem

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