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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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zu schlafen.
    Das alte, verlassene Chapman−Haus war unerklärlicherweise zu einem formlosen Aschenhügel niedergebrannt, was uns wegen der umgestürzten Lampe verständlich war, außerdem war der Versuch unternommen worden, ein frisches Grab im Potters Field aufzuwühlen, als ob jemand vergeblich ohne Spaten die Erde aufzuscharren versucht hätte. Wir konnten uns dies nicht erklären, denn wir hatten den Grabhügel sehr sorgfältig wieder geglättet.

63
    Und für siebzehn Jahre danach pflegte West sich häufig umzusehen und sich zu beklagen, er bilde sich ein, Schritte hinter sich zu hören. Jetzt ist er verschwunden.
    II
    Der Seuchendämon
    Ich werde nie den schrecklichen Sommer vor sechzehn Jahren vergessen, als wie ein schädlicher Efrit aus Eblis Hallen der Typhus auf Opfer lauernd durch Arkham schlich. Wegen dieser teuflischen Plage entsinnen sich die meisten dieses Jahres, denn leibhaftiges Grauen schwebte auf Fledermausflügeln über den aufeinandergetürmten Särgen in den Gräbern des Christ−Church−Friedhof es, dennoch barg für mich diese Zeit noch größeres Grauen − ein Grauen, von dem nur ich weiß, seit Herbert West verschwunden ist.
    Nach Erlangung unseres akademischen Grades arbeiteten West und ich während des Sommersemestersan der Medizinischen Fakultät der Miskatonic−Universität, und mein Freund war wegen seiner Versuche, die zur Wiederbelebung Verstorbener führen sollten, eine allbekannte Persönlichkeit geworden. Nach der wissenschaftlichen Abschlachtung Tausender kleiner Tiere war die absonderliche Tätigkeit auf Befehl unseres skeptischen Dekans, Dr.
    Allan Halsey, scheinbar gestoppt worden; obwohl West fortfuhr, in seinem dunklen Pensionszimmer heimliche Versuche durchzuführen, und er hatte bei einer schrecklichen und unvergeßlichen Gelegenheit einen menschlichen Leichnam aus dem Grab im Potters Field gestohlen und in das verlassene Farmhaus hinter Meadow Hill gebracht.
    Ich war bei diesem widerlichen Ereignis mit ihm beisammen, und ich sah ihn das Elixier in die toten Venen injizieren, von dem er angenommen hatte, es würde bis zu einem gewissen Grade die chemischen und physischen Lebensvorgänge wieder in Gang bringen. Es hatte gräßlich geendet − in einem Delirium der Furcht, das wir allmählich unseren überreizten Nerven zuzuschreiben begannen −West wurde später nie mehr das unbehagliche Gefühl los, verfolgt und gejagt zu werden. Die Leiche war nicht frisch genug gewesen, es liegt auf der Hand, daß, will man einem Körper seine normalen geistigen Merkmale zurückgeben, er wirklich ganz frisch sein muß. Das Niederbrennen des alten Hauses hatte uns daran gehindert, den Toten zu begraben. Es wäre besser gewesen, wenn wir gewußt hätten, daß er wieder unter der Erde lag.
    Nach diesem Erlebnis hatte West für einige Zeit seine Versuche fallenlassen, aber als der Eifer des geborenen Wissenschaftlers allmählich wieder erwachte, fiel er der Collegefakultät wiederum lästig, indem er um den Gebrauch des Sezierraumes und frischer menschlicher Versuchsobjekte bat, im Interesse der Arbeit, die er für so überaus wichtig hielt. Seine Bitten waren indessen vergeblich, denn der Entschluß Dr. Halseys stand unverrückbar fest, und die anderen Professoren bestätigten das Urteil ihres Vorgesetzten. Sie sahen in der umwälzenden Theorie der Wiederbelebung nichts als die unausgegorenen Ideen eines jugendlichen Enthusiasten, dessen zierliche Gestalt, dessen blondes Haar, dessen sanfte Stimme nichts von der übemormalen, beinah teuflischen Art des dahintersteckenden eiskalten Intellekts erahnen ließ. Ich sehe ihn heute vor mir, 64
    wie er damals war −und zittere. Sein Gesichtsausdruck wurde zwar härter, aber niemals älter. Und jetzt ist in Sefton ein Unglück geschehen, und West ist verschwunden.
    Am Ende des letzten Semesters vor Erlangung des ersten akademischen Grades, geriet West in einem wortreichen Disput mit Dr. Halsey aneinander, der ihm in bezug auf Höflichkeit nicht soviel Ehre machte wie dem gütigen Dekan. Er hatte das Gefühl, nutzlos und unvernünftig in seiner überragend wichtigen Arbeit behindert zu werden, einer Arbeit, die er natürlich in späteren Jahren nach eigenem Ermessen fortsetzen könne, mit der er aber beginnen wolle, solange ihm die ausgezeichneten Einrichtungen der Universität zu Gebote stünden. Er fand es unaussprechlich widerwärtig, daß die traditionsgebundenen Vorgesetzten seine einzigartigen Erfolge bei Tierversuchen ignorierten und

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