Stadt ohne Namen
Scheinwerferstrahl, in der Absicht, einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen, rundum durchs Wasser gleiten, da ich mich versichern wollte, ob das Wasser, wie es theoretisch der Fall sein müßte, ihn sofort plattquetschen oder ob der Körper unbeeinflußt bleiben würde, wie der dieser ungewöhnlichen Delphine. Es gelang mir indessen nicht, meinen toten Kameraden zu finden, denn die Delphine ballten sich dicht und mir die Sicht raubend um den Kommandoturm.
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An diesem Abend bedauerte ich wiederholt, daß ich das Elfenbeinbild dem armen Klenze nicht aus der Tasche genommen hatte, als er mich verließ, denn die Erinnerung daran faszinierte mich. Ich konnte den jugendlich schönen Kopf mit seinem Blätterkranz nicht vergessen, obwohl ich von Natur kein Künstler bin. Es tat mir auch leid, daß ich niemand mehr hatte, mit dem ich mich unterhalten konnte. Klenze, obwohl mir geistig nicht ebenbürtig, war immer noch besser als niemand. Ich schlief in dieser Nacht nicht sehr gut und fragte mich, wann genau das Ende kommen würde. Ich hatte sicherlich so gut wie keine Chance, gerettet zu werden. Am nächsten Tag stieg ich zum Kommandoturm empor und begann die üblichen Untersuchungen bei Scheinwerferlicht. Gen Norden war die Aussicht ziemlich dieselbe, wie an den vier vorangegangenen Tagen, seit wir den Grund gesichtet hatten, aber ich bemerkte, daß das Driften des U−29 sich verlangsamt hatte. Als ich den Strahl nach Süden kreisen ließ, stellte ich fest, daß der Meeresboden davor stark abschüssig abfiel und an verschiedenen Stellen merkwürdig regelmäßige Steinblöcke trug, die gemäß einem bestimmten Plan angeordnet waren. Das Boot glitt nicht sofort ab, um sich der größeren Meerestiefe anzupassen, weshalb ich bald gezwungen war, den Scheinwerfer zu verstellen, um einen starken Strahl nach unten zu senden. Infolge des plötzlichen Wechsels löste sich ein Draht, dessen Reparatur eine Verzögerung von mehreren Minuten nötig machte; aber endlich ging das Licht wieder an und überflutete das Meerestal unter mir.
Ich bin zu keinerlei Gemütsbewegung geneigt, aber meine Verwunderung war sehr groß, als ich sah, was sich mir beim Schein des elektrischen Lichtes darbot.
Dennoch hätte ich als jemand, der in der besten preußischen Kulturtradition erzogen wurde, nicht so verwundert sein dürfen, denn Geologie und Tradition erzählen uns gleichermaßen von großen Verschiebungen in Meeres− und Kontinentalregionen. Was ich erblickte, war eine Anzahl kunstvoller, verfallener Gebäude, alle von großartiger, wenn auch noch unbestimmbarer Architektur in verschiedenen Erhaltungsstadien. Die meisten schienen aus Marmor zu bestehen und leuchteten weiß im Strahl des Scheinwerfers; der Grundriß war der einer großen Stadt auf dem Grunde eines schmalen Tales mit zahlreichen, einzeln stehenden Tempeln und Villen auf den steilen Abhängen darüber. Die Dächer waren eingefallen und die Säulen geborsten, aber trotzdem blieb ein Schimmer unendlich alten Glanzes, den nichts auszulöschen vermochte.
Da ich endlich Atlantis gegenüberstand, das ich bisher größtenteils für eine Mythe gehalten hatte, war ich der eifrigste aller Forscher. Einst war auf dem Boden des Tales ein Fluß dahingeströmt; denn als ich die Szenerie genauer untersuchte, erblickte ich Überreste von Stein− und Marmorbrücken, Seemauern, Terrassen und Uferdämmen, die einst blühend und schön gewesen waren. In meiner Begeisterung wurde ich beinahe so idiotisch und sentimental wie der arme Klenze und nahm erst sehr langsam wahr, daß die Südströmung endlich zum Stillstand gekommen war, was dem U−Boot erlaubte, auf der versunkenen Stadt zum Halten zu kommen, so wie ein Flugzeug auf einer Stadt der Oberwelt landet. Ich wurde mir auch nur sehr langsam bewußt, daß die Schule der ungewöhnlichen Delphine verschwunden war.
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In ungefähr zwei Stunden lag das Boot auf einer gepflasterten Plaza dicht bei der Felsenwand des Tales. Nach der einen Seite konnte ich die ganze Stadt sehen, die sich von der Plaza aus zum ehemaligen Flußufer abwärtszog, und in überraschender Nähe sah ich mich der reich geschmückten und völlig erhaltenen Fassade eines großen Gebäudes, offenbar eines Tempels, gegenüber, der aus dem soliden Fels herausgehauen war. über die ursprüngliche Art der Bearbeitung kann ich nur Vermutungen anstellen. Die Fassade, von ungeheueren Ausmaßen, deckt offenbar einen durchgehend hohlen Raum, denn ihre Fenster sind zahlreich und weit
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