Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
Vom Netzwerk:
Bedingungen hier haben schon so manchen zum Durchdrehen gebracht«, sagte Yeats.
    Conrad sah seinen Vater an. »Genau das ist wohl mit dir passiert.«
    Yeats blieb stehen und drehte sich vor einer Tür, auf der N UR FÜR P ERSONAL stand, nach allen Seiten um. Als ob jemand da wäre, der unbefugterweise die Sicherheitsmaßnahmen durchbrechen könnte.
    »Folge mir durch diese Tür, mein Junge«, sagte Yeats mit der Hand auf der Entriegelung. »Dann rastest du womöglich selbst aus.«
    ***
    In dem höhlenartigen Labor stand eine etwa drei Meter hohe Pyramide auf einer etwas erhöhten Plattform. Es war ein massives Steingebilde, das fast rötlich glühte und an den Seiten mit vier Rillen versehen war. Sie begannen auf halber Höhe der Schräge und liefen in Richtung Spitze aufeinander zu.
    Conrad stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Kurz nach dem letzten großen Beben vor ein paar Wochen haben die Satelliten des Pentagons eine dunkle Anomalie unter dem Eis aufgezeichnet«, sagte Yeats. »Wir haben sofort eine Untersuchungsmannschaft hingeschickt, aber die konnte nichts finden. Die Anomalie konnte mittels Ultraschall nicht erfasst werden, so wie es aussah. Dann begannen wir zu bohren. Eine Meile unter der Eisdecke sind wir dann auf dieses Steingebilde gestoßen. Es ist eindeutig nicht natürlichen Ursprungs.«
    Stimmt, dachte Conrad mit zunehmender Erregung, während er den Stein genauer betrachtete. Der offizielle Standpunkt des amerikanischen Außenministeriums war, dass vor dem 19. Jahrhundert kein Mensch die Antarktis betreten hatte. Dieser Stein war aber mindestens so alt wie das Eis, das ihn bedeckt hatte – 12.000 Jahre. Er wies höchstwahrscheinlich auf die Hinterlassenschaften einer Kultur hin, die doppelt so alt wie die der Sumerer war, der ältesten uns bekannten Zivilisation auf der Erde.
    Conrad streifte mit der Hand über die glatte Oberfläche des Steingebildes und legte einen Finger in eine der merkwürdigen Rillen. Das könnte der entscheidende Fund sein, dachte er und zitterte beinahe. Der erste Beweis der ›Urzivilisation‹, den er bereits sein Leben lang suchte.
    »Und wo ist der Rest?«, fragte er.
    Yeats schien zu zögern. »Der Rest von was?«
    »Der Pyramide«, sagte Conrad. »Das hier ist ein Benben-Stein.«
    »Benben?«
    Jetzt stellte sich Yeats sichtlich dumm. Er wollte wohl unbedingt wissen, ob seine Anstrengungen, Conrad hierher zu kriegen, die Mühe wert gewesen waren. Conrad war bereit, sein Wissen auszuspucken, aber er würde sich nicht einfach so abspeisen lassen.
    »Ein altes ägyptisches Symbol für den Bennu-Vogel – den Phönix«, sagte Conrad. »Er steht für die Wiedergeburt und die Unsterblichkeit. Der Benben ist der Schlussstein einer Pyramide, auch Pyramidion genannt.«
    »Du hast ihn also schon einmal gesehen?«
    »Nein«, sagte Conrad. »Die Steine fehlen bei allen großen Pyramiden. Wir kennen sie in erster Linie aus alten Texten. Diese Steine waren Nachbildungen jenes ursprünglichen, lange schon verloren gegangenen Benben-Steins, der angeblich vom Himmel gefallen war.«
    »Wie ein Meteorit«, sagte Yeats und starrte den Stein an.
    Conrad nickte. »Und ein Benben dieser Größe bedeutet, dass die Pyramide darunter riesig sein muss.«
    »Eine Meile hoch und fast zwei Meilen breit.«
    Conrad sah Yeats ungläubig an. »Das ist mehr als zehnmal so groß wie die große Pyramide von Gise.«
    »Genau elf Komma eins mal so groß«, sagte Yeats. Sein Vater hatte sich also mit der Sache vertraut gemacht. »Größer als das Pentagon. Ihre Oberfläche ist glatter als ein Tarnkappenbomber, was vielleicht erklärt, warum die Echolotung sie nicht erfasst hat. Diese Rillen auf dem Schlussstein sind die einzigen charakteristischen Erkennungsmerkmale der P4. Natürlich abgesehen von der Größe selbst.«
    Conrad berührte den Benben-Stein noch einmal. Er konnte es einfach nicht fassen, dass auf der Erde eine frühe Zivilisation auf noch höher entwickeltem Stand existiert hatte, als er sich das bislang vorstellen konnte.
    »P4«, murmelte Conrad vor sich hin. So hat man sie also benannt. Kurzform für die ›Pyramide mit den vier Rillen‹. Wie einleuchtend. »Und sie ist mindestens 12.000 Jahre alt.«
    »Wenn die P4 so alt ist wie dieser Benben-Stein, dann ist sie mindestens sechs Milliarden Jahre alt, mein Sohn.«
    »Sechs Milliarden?«, wiederholte Conrad. »Das ist unmöglich. Die Erde gibt es ja selbst erst seit viereinhalb Milliarden Jahren. Willst du etwa behaupten, dass die P4 älter

Weitere Kostenlose Bücher