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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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als unser Planet sein könnte?«
    »Genau das«, sagte Yeats. »Und sie ist direkt unter uns.«

7
Entdeckung
plus 24 Tage, 15 Stunden
    Unter dem Summen der beiden Ventilatoren, die Luft in das Abteil bliesen, konnte Yeats noch leise die Mozartklänge hören. Er beobachtete Conrad, der die Daten der P4 auf seinem Laptop analysierte.
    Conrad, der einen Becher heißen Kaffee mit der verbundenen Hand umfasste, schüttelte den Kopf. »Bei dir ändert sich wohl nie was, Dad.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Yeats barsch.
    »Als ich noch klein war, hast du mir nie beigebracht, wie man einen Drachen zum Fliegen bringt oder wie man beim Baseball den Ball wirft«, sagte Conrad. »Nein, so was musste ich mir selbst beibringen. Du hast immer gesagt: ›Junge, was hältst du von dem Entwurf des Waffensystems hier?‹ oder ›Willst du nicht zuschauen, wenn mein neuer Aufklärungssatellit in den Weltraum geschossen wird?‹ Und immer wenn ich dich auf diesem Scheißplaneten treffe, sieht alles gleich aus. Immer irgendeine Militärbasis. Immer dunkel. Immer kalt. Immer Schnee.«
    Yeats blickte durch das Aussichtsfenster nach draußen in den tobenden Sturm. Der Whiteout war so schlimm, dass er nicht einmal die Eisschlucht erkennen konnte. Die Überreste der C-141 waren schon längst unter dem Schnee begraben. Er war erleichtert, dass Conrad den Absturz überlebt hatte, und freute sich, ihn bei sich zu haben. Es war allerdings eindeutig, dass Conrad anders empfand, und das verletzte ihn.
    »Wahrscheinlich bring ich das so mit mir.« Yeats schenkte sich zum dritten Mal einen Schluck Whiskey ein und deutete mit dem Kopf auf die Laptop-Daten. »Die Radiokarbondatierung scheint jedenfalls überzeugend zu sein.«
    »Jedenfalls für den Benben-Stein«, sagte Conrad gerade, als noch eine dieser Erschütterungen, die sich wie das Rattern eines Zugs anfühlten, den Raum ergriff.
    »Das sind unsere.« Yeats bezog sich auf die Bohrer, die unten in der Schlucht das Eis auf der Spitze der P4 wegräumten. »Du wirst das richtige Beben schon noch mitkriegen.«
    »Und du glaubst, dass die P4 die Beben auslöst?«
    »Mein Junge, du bist doch das Genie. Verrat du es mir.«
    Conrad nippte an seinem Kaffee und verzog das Gesicht. »Verdammt, was haben die denn da verwendet? Ölschmiere?«
    »Wasser. Die Station wird mit geschmolzenem Schnee versorgt. Der Sojafraß ist noch schlimmer.«
    Conrad schob den Kaffee weg. »Nur weil der Benben-Stein angeblich sechs Milliarden Jahre alt ist, heißt das noch lange nicht, dass die übrige Pyramide genauso alt ist oder dass Außerirdische sie gebaut haben.«
    »Wer redet denn von Außerirdischen?« Yeats gab sich sichtlich Mühe, seine ausdruckslose Miene beizubehalten, aber Conrad war mit seinen Gedanken schon weiter.
    »Seit Entstehung der Erde haben immer wieder Meteoriten den Planeten bombardiert – wie der viereinhalb Milliarden alte Steinbrocken vom Mars, der vor ein paar Jahren hier in der Antarktis gefunden wurde«, sagte Conrad. »Es können Menschen gewesen sein, die so einen Meteoriten nach Milliarden Jahren gefunden haben, um ihn dann zu einem Benben-Stein zu bearbeiten.«
    Yeats schüttete seinen Jack Daniel's hinunter. »Wie du meinst.«
    »Also irgendjemand hat die P4 gebaut. Und zwar lange bevor die Antarktis mit Eis bedeckt war und lange bevor eine uns bekannte menschliche Zivilisation existierte. Wer auch immer die Erbauer der P4 gewesen sein mögen, ihre Kultur war auf jeden Fall hoch entwickelt, möglicherweise sogar weiter fortgeschritten als die ganze zivilisierte Welt heute.«
    Yeats nickte. »Das bedeutet, dass derjenige, der Zugang zu ihrer Technologie findet, theoretisch die Machtverhältnisse auf der Welt ändern könnte.«
    »Fühlst du dich etwa immer noch von ungleichen Machtverhältnissen verfolgt? Kein Wunder, dass du mit deiner Militärpräsenz in der Antarktis bereitwillig Menschenleben aufs Spiel setzt und internationales Recht brichst.«
    Yeats zögerte. »Wir sprechen hier von Atlantis.«
    »Atlantis? Glaubst du, dass da unten eine Stadt liegt?«
    Yeats nickte. »Soweit wir wissen, ist die P4 sozusagen nur die Spitze des Eisbergs.«
    »Atlantis ist nur ein Name, ein Mythos«, sagte Conrad. »Vielleicht beruht der Mythos ja auf dem, was du entdeckt zu haben glaubst. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht handelt es sich um die vor langer, langer Zeit untergegangene Urkultur. Oder auch nicht. Ein völliges Freilegen der P4 würde jahrzehntelange Forschungsarbeit

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