Stadt unter dem Eis
tiefen Schnee knirschten, auf ihn zu.
»Was zum Teufel machst du da?«, fragte er und nahm ihm den Leuchtstab aus der Hand, ließ ihn in den Schnee fallen und zermalmte ihn mit dem Stiefel. »Du hast schon genug Aufsehen erregt.«
In Conrads Innerem sprudelte plötzlich unbändige Wut hoch. Wut auf Yeats und auf sich selbst, weil er es zugelassen hatte, dass sein Vater über die Zeit hinweg die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, um ihn nun wieder in seine Eishölle hineinzuziehen.
»Lundstrom ist tot und die Hälfte deiner Mannschaft auch«, fauchte Conrad und deutete mit seiner erfrorenen Hand auf das Flugzeug.
Yeats blickte über die Schulter auf das Wrack und sprach gleich darauf in sein Funkgerät. »Such- und Bergungstrupp«, brüllte er. »Möglichst viel von der Fracht bergen, bevor der Sturm uns lebendig begräbt.«
Conrad schaute auf das Wrack mit den toten und halb toten Männern, das unter dem gnadenlosen Schnee bald in Vergessenheit geraten würde. Der Husky kam mit einer Armbanduhr im Maul herbeigetrottet. Seine Schnauze war mit gefrorenem Blut verschmiert. Conrad spürte ihn an seinem Bein vorbeistreifen und sah dann, wie er zu dem Hägglunds lief.
»Nimrod!«, rief Yeats dem Hund hinterher, aber der Husky kratzte schon an der Tür des Führerhauses.
»Nimrod ist der Einzige hier, der einigermaßen Verstand hat.« Conrad ging neben Yeats auf den Hägglunds zu. »Ich muss jetzt wohl hier in der Antarktis bleiben. Da kann ich genauso gut ins Warme gehen.«
Als er das Führerhaus erreichte und nach dem Türgriff langte, versperrte ihm Yeats jedoch den Weg.
»Mein Junge, du hast meinen Funksperrebefehl gebrochen.« Yeats stand wie eine Statue mitten im Schneegestöber. »Du hast die Basis hochgehen lassen.«
»Mach dir nicht in die Hosen, Dad.« Mit einem Ruck machte Conrad die vereiste Kabinentür auf und ließ Nimrod vor sich in das warme Führerhaus springen. »Bei dieser Kälte fällt dir sonst vielleicht noch was ab.«
***
Conrad inspizierte seinen Verband, während er Yeats einen kälteisolierten Gang hinunter ins Innere der geheimnisvollen Eisstation Orion folgte. Auf der Krankenstation hatte ein Arzt die Hand notdürftig verbunden. Jetzt, wo sie auftaute, tat sie fürchterlich weh.
Aus versteckten Lautsprechern rieselte klassische Musik. Von dem tobenden Sturm trennten sie nur die dünnen Styroporwände. Zwanzig Zentimeter und die leisen Klänge der Sinfonie Nr. 25 in g-Moll.
»Mozart«, sagte Yeats. »Mit irgendwelchen Scheißexperimenten wurde bewiesen, dass klassische Musik das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflusst. In zehn Jahren wird es Blues oder Rap sein oder was diese Idioten sonst antörnt.«
Sie passierten eine Luftschleuse zu einem weiteren Modul, und Conrad verspürte ein seltsames Schwindelgefühl. Die obere Hälfte der Kapsel sah genau wie die untere aus. Die Decke war voll mit Kontrolltafeln, Stromkreisunterbrechern, Temperaturanzeigen und Übertragungsgeräten. Die Uhren auf den Kontrolltafeln waren wie Yeats' Armbanduhr auf die Zeitzone von Houston eingestellt.
Nun erst fiel Conrad so richtig auf, dass überall NASA-Abzeichen zu sehen waren, und ihm wurde plötzlich klar, dass die Eisstation Orion ursprünglich nicht für den Einsatz auf der Erde bestimmt gewesen war. Sie war wahrscheinlich als Raumstation in der Erdumlaufbahn oder auf den Polarkappen des Mars gedacht gewesen, wo man das Eis für die lebensnotwendige Wasserversorgung anzapfen konnte.
»Was zum Teufel ist das hier?«, fragte Conrad.
»Willkommen in der unzugänglichsten menschlichen Ansiedlung unseres Planeten, mein Sohn.«
Sie bogen um eine Ecke, wo Conrad seinem Vater einen weiteren langen Gang hinunterfolgte. Neben der Musik konnte Conrad ein leises Summen hören. Hin und wieder schien ein Beben durch die ganze Basis zu gehen, als ob gerade ein Zug vorbeiratterte.
»Wir haben hier eine Kommandozentrale, ein Biodom, ein mobiles Service-Zentrum, ein astrophysikalisches Labor, ein Observatorium und Module für Verfahrenstechnik, Fernerkennung und medizinische Forschung«, sagte Yeats.
»Du hast den Bohrturm vergessen«, sagte Conrad. »Da kommt wohl das Rumpeln her.«
Yeats tat so, als hätte er ihm nicht zugehört, und deutete in die entgegengesetzte Richtung. »Zur Arrestzelle geht's hier lang.«
Die ganze Station ist eine einzige Arrestzelle, dachte Conrad, während er den Tunnel hinunter zu einer Luftschleuse blickte. »Wozu das denn? Hier kann doch eh keiner abhauen.«
»Die harten
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