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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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bedeuten.«
    Typisch Conrad, dachte Yeats. Es reichte ihm nicht, die größte Entdeckung seit der Entdeckung der Neuen Welt zu machen. Nein, Conrad wollte sich ganz sicher sein, weil er sonst befürchtete, ein zweiter Kolumbus zu werden, der nur entdeckte, was schon längst existierte.
    »Wir haben nicht so lange Zeit, mein Junge«, sagte Yeats. »Uns bleiben nur Tage. Ich habe eine deiner Fernsehsendungen gesehen, wo du klipp und klar gesagt hast, dass Atlantis in der Antarktis zu finden ist.«
    Yeats gab in seinen Computer etwas ein, worauf ein Werbevideo von ›Rätsel des Altertums‹ erschien. Conrad grinste verlegen.
    »Atlantis«, dröhnte der Bariton eines Sprechers. »Die Stadt des Altertums von legendärem Reichtum und militärischer Macht, im 4. Jahrhundert vor Christus von dem griechischen Philosophen Platon in seinen Dialogen beschrieben. Eine ganze Zivilisation, an einem einzigen Tag vom Meer verschluckt. Die Überlebenden suchten überall auf der Welt Zuflucht und bauten die Pyramiden in Ägypten, die Tempelanlagen in Südamerika und andere Stätten ungeklärten Ursprungs. Erforschen Sie das Unerklärliche mit dem Astro-Archäologen Doktor Conrad Yeats.«
    Yeats stellte das Video ab. »Nun?«
    »Ich wollte damit nur sagen, dass die Antarktis der einzige Ort auf der Erde ist, der buchstäblich der Beschreibung Platons von Atlantis entspricht«, erklärte Conrad. »Ich habe niemals behauptet, dass ich an den Wahrheitsgehalt von Platons Bericht glaube. Du weißt ja, Dad, in der Wissenschaft muss man an die Öffentlichkeit gehen oder man verschwindet von der Bildfläche, und nur die verrücktesten Ideen erregen Aufmerksamkeit.«
    Yeats runzelte die Stirn. »Willst du damit sagen, dass Platon lügt?«
    Conrad zuckte die Achseln. »Platon war ganz einfach ein Idealist, der sich sehnsüchtig ein perfektes Paradies erträumt hat.«
    Yeats war von Conrads schnodderiger Antwort enttäuscht und kniff die Augen zusammen. »Du hast wohl keine Ideale?«
    »Jeder Archäologe hat seinen eigenen Lieblingsplatz für Atlantis. Für die meisten ist es die Insel Santorini im Mittelmeer, die im Meer versank, nachdem dort ein Vulkan ausgebrochen war. Das geschah 900 Jahre, bevor Platon seinen Bericht von Atlantis niederschrieb. Andere bevorzugen den Nordatlantik oder Troja in der Türkei, eine Stadt, die selbst lange als Mythos galt, bis man vor gar nicht so langer Zeit dort Ruinen entdeckte. Andere wiederum behaupten, Atlantis sei in Wirklichkeit eine untergegangene Aimara-Stadt im Titicacasee. Oder warum nicht gleich Los Angeles?«
    »Aber keine davon ähnelt der hoch technisierten Zivilisation, die laut Platon vor fast 12.000 Jahren zerstört worden ist.«
    »Stimmt.«
    »Folglich könnte das, was wir hier haben, Atlantis sein.«
    »Könnte sein.« Conrad zuckte die Achseln. »Hör mal, ich will ja nur sagen, dass du, wenn du dir einen beliebigen Punkt auf der Weltkarte suchst, garantiert irgendwessen Lieblingsort für Atlantis geliefert kriegst«, sagte Conrad. »Oder du suchst dir, wie der Produzent meiner Fernsehsendung, auf Himmelskarten einen Punkt im Sonnensystem. Es gibt da unendlich viele Möglichkeiten. Ich kann erst Schlussfolgerungen ziehen, wenn ich mir die P4 von innen angesehen habe.«
    »Ob du das überhaupt darfst, kann ich dir jetzt noch nicht versprechen, mein Junge. Hier handelt es sich immerhin um eine Militäraktion. Entweder du spuckst deine Theorie über die P4 einfach so aus, oder du hältst den Mund.«
    »In Ordnung. Dann löse ich jetzt meine Flugmeilen ein und fliege nach Hause.«
    »Einen Scheiß wirst du tun, Conrad.« Yeats schlug mit der Faust auf den Tisch. »Du bleibst hier. Und wenn du in die P4 reinwillst, dann sag mir jetzt endlich was Neues dazu.«
    Conrad stand auf und ging zum Fenster. Yeats befürchtete kurz, dass sein Sohn, aufgebracht wie er war, sich einen Metallstuhl schnappen und das Panzerglas damit einschlagen könnte. Aber Conrad starrte nur nach draußen in den heulenden Wind. Dieser Mann hatte es gelernt, seinen Zorn zu beherrschen, den Zorn, der ihn als Junge beinahe verzehrt hatte.
    »Also gut«, sagte Conrad schließlich, ohne sich umzudrehen. »Ich vermute mal, dass die P4 das Original ist, nach dem die große Pyramide bei Gise gebaut wurde. Mit anderen Worten, die P4 ist das echte Ding und die von Cheops gebaute Pyramide nur eine untergeordnete Nachbildung aus Lehm.«
    »Du vermutest das?«, wiederholte Yeats. »Junge, ich kann doch nicht auf Verdacht

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