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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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sein.
    War er aber nicht.
    Vielleicht war es voreilig anzunehmen, dass die alten Ägypter ihr Wissen unmittelbar von den Atlantis-Bewohnern hatten. Selbst wenn seine Ausgangshypothese richtig war, bedeutete das noch lange nicht, dass die Ägypter die Kenntnisse oder die Mittel hatten, eine genaue Kopie der P4 zu erstellen.
    »Die Kammer muss auf dieser Ebene sein«, sagte er. »Aber wir kommen nur von unten her rein.«
    »In Ordnung«, sagte Yeats. »Welchen Tunnel nehmen wir also?«
    »Theoretisch müssten beide Gänge zur Grabkammer führen«, sagte Conrad zögernd.
    »Solange das nicht unsere Grabkammern sind, ist mir alles recht.«
    »Du verstehst das nicht. Die Grabkammer in der Pyramide dient als eine Art kosmisches Ankleidezimmer, wo der König tanzen und die Vollendung seines Lebens feiern kann. Oben auf der Pyramide ist der Phönix- oder Benben-Stein, der die Wiedergeburt symbolisiert. Zu dem Ganzen gehört auch eine Himmelfahrt.«
    »Verstehe«, sagte Yeats. »Und irgendwo dazwischen wird dieser Hokuspokus veranstaltet.«
    »In der Hauptkammer. Aller Wahrscheinlichkeit nach finden wir dort Texte oder irgendwelche Vorrichtungen, die die Bedeutung der P4 entschlüsseln.« Conrad sah sich weiter um. »Da der Zugang nicht hier ist, gibt es vermutlich in der Grabkammer einen Anhaltspunkt.«
    »Welcher Tunnel führt denn nun zu der Grabkammer?«
    Yeats sah grübelnd vor sich hin. In Wirklichkeit musste er sich immer noch daran gewöhnen, die Pyramide von oben her zu erkunden, wo er doch sonst alles im Leben immer von unten nach oben angegangen war.
    Conrad blickte den ersten Tunnel hinab. Am naheliegendsten wäre es, weiter der Neigung des Gangs, durch den sie gekommen waren, zu folgen. Er vermutete aber, dass dieser Tunnel zum Haupteingang der P4 führte. Wahrscheinlich war er irgendwo versperrt, um zu verhindern, dass jemand direkt von außen in die P4 hereinkam.
    »Entscheide dich endlich, mein Junge.«
    »Die zweite Tür. Wir nehmen den senkrechten Schacht.«
    »Okay.« Yeats beugte sich über den Schacht und ließ ein Seil hinab.
    ***
    Eine halbe Stunde später tauchte Conrad am unteren Ende des senkrecht verlaufenden Schachts auf und ließ sich daraufhin in einen tiefer gelegenen Nord-Süd-Korridor ab. Dieser war ebenfalls mehr als zehn Meter hoch. Yeats war gerade hinter ihm aufgekommen, da fing Conrads Uhr zu piepen an.
    »Hast du vielleicht eine Verabredung?«, fragte Yeats ironisch.
    »Wir sind jetzt ganz unten in der P4.« Conrad zog den Handschuh zurück und blickte auf das elektronisch beleuchtete blaue Zifferblatt seiner Multisensoren-Uhr. Zusätzlich zu einem eingebauten Digitalkompass, einem Barometer, einem Thermometer und einem GPS-System besaß sie auch einen Höhenmesser. »Wir sind schon fast eineinviertel Meilen abgestiegen. Ich habe die Uhr auf die Zielhöhe gestellt.«
    Yeats zog seinen eigenen Höhenmesser hervor. »Deine Uhr weicht über eine Viertelmeile ab. Wir sind kaum eine Meile tiefer.«
    Conrad blickte skeptisch auf seinen Höhenmesser. Sein Vater ließ ihm nichts durchgehen. Keinen Zentimeter. Schon gar nicht eine Viertelmeile. Was Yeats betraf, konnte das hier genauso gut die Landung des ersten Menschen auf dem Mars sein, wurde sich Conrad bewusst, und die NASA verzieh nun einmal nicht den geringsten Fehler. Conrad überlegte und kam zu dem Schluss, dass Yeats Recht hatte. Die P4 war eindeutig wichtiger für die Menschheit als der Mars. Auf jeden Fall aber näher. Eindeutig.
    »Also, wo lang jetzt«, drängte ihn Yeats. »Nach Norden oder nach Süden?«
    Conrad löste sich vom Seil und wandte sich instinktiv nach Norden. »Da entlang.«
    Vierhundert Meter weiter nördlich neigte sich der Untergrund plötzlich, und die Raumhöhe verdoppelte sich. Fünfzig Meter vor ihnen war der Eingang, den Conrad suchte. Er spürte, wie ihm die Erregung zu Kopf stieg.
    »Das ist er«, sagte er.
    Sie betraten einen deutlich größeren Raum. Der Strahl ihrer Stirnlampen löste sich im Nichts auf, und der Boden unter ihnen fiel leicht ab. Fröstelnd nahm Conrad wahr, dass dieser Hohlraum um einiges größer war als die obere Kammer, in der sie sich befunden hatten, bevor sie den großen Gang hinabgestiegen waren. Dennoch fühlte sich die Leere außerhalb der Reichweite ihrer Lampen irgendwie erdrückend an. Sie bewegten sich auf absolutem Neuland. Er spürte die Spannung im Bauch.
    »Ich werfe jetzt eine Leuchtbombe – in dreißig Sekunden geht sie los«, sagte Yeats. »Drei, zwei,

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