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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Francisco?«
    »Ja.«
    Die Erleichterung auf seinem Gesicht wurde von Bitterkeit verdrängt. »Ich hätte auch nicht erwartet, daß wir was von ihr hören.«
    »Sie wohnt jetzt hier, Mr. Wilson.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Entschuldigung … Mona Ramsey. Ich wohne mit Ihrer Tochter zusammen.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich wollte Sie … Möchten Sie Dorothy nicht wiedersehen, Mr. Wilson?«
    Er schnaubte verächtlich. »Was wir möchten, spielt ja wohl keine große Rolle, oder?«
    »Ich glaube … Ich glaube, Dorothy würde sich freuen, wenn …«
    »Dorothy verleugnet mich und ihre Mutter.«
    Das war es also, dachte Mona. Die weltläufige Miss D’orothea Wilson war das Produkt einer in der Unterschicht angesiedelten Mischehe. Und das ging ihr ganz furchtbar gegen den Strich.
    Unter anderem erklärte dieser Umstand auch D’orotheas halb europide Züge und ihre heftige Abneigung gegen jede Beschäftigung mit ihrem afrikanischen Erbe.
    Kurz gesagt war sie wie die Oreo-Cookies – außen schwarz und innen weiß.
     
    Leroy Wilson lud Mona auf eine Tasse Kaffee in die Cafeteria im zweiten Stock der Fabrik ein. Man merkte ihm an, daß ihn das Verhalten seiner Tochter verletzt hatte, und das war wohl auch der Grund, warum er fast die ganze Zeit seinen Besuch reden ließ.
    »Mr. Wilson, ich weiß nicht, warum Dorothy sich entschieden hat … den Kontakt zu Ihnen und Mrs. Wilson abzubrechen … aber ich glaube schon, daß sie inzwischen anders denkt. Sie möchte in San Francisco leben, und ich bin überzeugt, daß das auch heißt …«
    »Ich kann mich noch nicht mal daran erinnern, wann Dorothy uns das letzte Mal geschrieben hat.«
    »Das geht total schnell, daß man in New York seine alten Kontakte verliert, und es geht noch schneller, wenn man als Model arbeitet und …«
    »Kommen Sie zur Sache.«
    Mona stellte ihren Pappbecher ab und schaute ihm in die Augen.
    »Ich möchte, daß Sie und Ihre Frau diese Woche zum Abendessen zu uns kommen.«
    Er blinzelte und sah sie mit offenem Mund an.
    »Wir wären nur zu viert.«
    »Weiß Dorothy davon?«
    »Na ja, äh … Nein.«
    »Dann ist es wohl besser, wenn Sie jetzt wieder nach Hause gehen.«
    »Mr. Wilson, ich bitte Sie …«
    »Was haben Sie eigentlich davon?«
    »Dorothy ist meine Freundin. «
    »Da steckt doch noch mehr dahinter.«
    »Mein Gott, ich finde es einfach so schade! «
    Er sah sie mit ernstem Blick an, doch Mona spürte, daß so etwas wie Intuition am Werk war. »Reden Sie denn noch mit Ihrem Daddy?«
    »Mr. Wilson …«
    »Reden Sie noch mit ihm?«
    »Ich … habe ihn nie gekannt.«
    »Ist er gestorben?«
    »Das weiß ich nicht. Er hat meine Mutter verlassen, als ich noch ganz klein war.«
    »Oh.«
    »Nur zu. Machen Sie sich über meine Motive her, wenn Ihnen danach ist. Ich wollte nur …«
    »Okay. Wann?«
    »Was wann?«
    »Wann sollen wir kommen?«
    »Oh, ich bin ja so …« Sie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihn an sich, doch dann wurde es ihr peinlich, und sie ließ ihn los. »Wäre Ihnen Heiligabend recht?«
    »Ja«, antwortete Leroy Wilson. »Ich denke schon.«
Alte Flammen
    Weihnachten. Manchmal passiert es, manchmal nicht.
    Dieses Jahr, dachte Brian, während er eine Flasche Gatorade leertrank, wird es nicht passieren.
    Nicht mal, wenn es in der Barbary Lane schneit. Nicht mal, wenn du zuviel Eierflip trinkst. Nicht mal, wenn Donny und Marie und Sonny und Cher und der ganze Mormonenchor mit einem Haufen Geschenken bei dir vor der Tür stehen und dir ein Weihnachtsständchen bringen … Nicht mal dann wird es passieren.
    Soweit es ihn betraf, würde Mrs. Madrigals Party nicht anders sein als jede andere Party auch.
     
    »Cheryl?«
    »Ja.«
    »Hier ist Brian.«
    »Äh … Welcher Brian?«
    »Brian Hawkins. Der von Perry’s.« Der Brian, der deine Mutter genagelt hat, du Trampel!
    »Oh … Hallo!«
    »Wie geht’s denn so?«
    »Ach … ganz gut.«
    »Wohnst du immer noch da draußen?«
    »Ja … Ich schon.«
    »Prima.«
    »Candi ist ausgezogen. Sie arbeitet jetzt in Redwood City. Im Waterbed Wonderland.«
    »Toll.«
    »Sie hat jetzt einen Macker. Was ganz Berühmtes. Larry Larson.«
    »Kenn ich nicht.«
    »Kennst du doch … Kanal 36.«
    »Keine Ahnung.«
    »Der Zauberkönig des Wasserbetts.«
    »Aha.«
    »›Mit uns fängt der Spaß im Bett erst richtig an!‹?«
    »Jetzt ist der Groschen gefallen.«
    »Larry läßt sie vielleicht bald in einem Werbespot auftreten.«
    »Na … dann ist jetzt wohl die große Karriere

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