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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Bilder sind noch gahr nichs! Da hab ich viel größere Dinger laufen wie das!«
    »Norman …« Sie redete etwas sanfter mit ihm und führte ihn vom Abgrund weg. »Mit dem, was du tust … verstößt du zum Beispiel auch gegen das Gesetz.«
    »Ha! Ja glaubs du denn, das weis ich nich?«
    »Wie konntest du bloß, Norman? Du warst immer so lieb zu Lexy.«
    »Na und?«
    »Ich laß das nicht zu, Norman. Ich werde die Eltern von dem armen Kind anrufen.«
    »Denkst du, die wissen nicht Bescheid?«
    Mary Ann sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Großer Gott!«
    »Was glaubs du denn, von was sie ihre Miete zahlen, hm? Lexy ist ein Star, verflucht noch mal! Sie ist ein kleiner Super … Herrgott, ich bin doch bloß … ihr Agent!«
    »Aber du hast bei den Bildern mitgemacht!«
    Er nickte mit einem Anflug von Stolz.
    »Und bei ein paar Filmen.«
    »Auch das noch!«
    »Was soll ich machen? Sie läßt ja keinen andern an sich ran.«
    »Norman!«
    »Du hältst mich für ein Arschloch, was? Du hältst mich für eins von diesen Arschlöchern, die mit Kinderpornos Geschäfte machen!«
    »Norman, bleib stehen …«
    »Na, dann paß mal auf, Miss Etepetete! Ich bin Privatdetektiv, un ich steh grad vor der Auflösung vom größten Fall in meiner Karriere!«
    »Norman, geh endlich von dort …«
    Sie konnte nicht hinsehen.
     
    Als Mary Ann sich wieder umdrehte, schlurfte Norman über den Weg, der am Rand der Klippe entlanglief. Zu ihrer Erleichterung war er an der steilsten Stelle vorbei und bewegte sich jetzt auf einem Terrain, das etwas weniger gefährlich aussah.
    »Norman, komm zurück!«
    »Sieh doch zu, wie du ohne mich nach Hause kommst!« blaffte er über die Schulter nach hinten.
    Dann verlor er plötzlich den Halt unter den Füßen, rutschte vom Weg ab und fiel mitten in das lockere Geröll und den Sand, die den Hang zum Meer hinunter bedeckten.
    Zu Tode erschrocken lief Mary Ann zu ihm hin. Er lag platt auf dem Rücken und ruderte mit Armen und Beinen wie ein umgedrehter Kakerlak. Ein paar Meter weiter unten erwartete ihn die nächste Klippe. Er winselte kläglich.
    »Bitte … hillf mir doch, bitte …«
    Mary Ann warf sich auf die Erde und streckte ihren Arm so weit den Hang hinunter, wie es nur ging. »Nicht bewegen, Norman. Bleib ganz ruhig liegen, okay?«
    Er hörte nicht auf sie. Mit allen vieren schlug er wild um sich, bis der Boden unter ihm wie flüssige Lava zu rutschen anfing. Mary Ann versuchte verzweifelt, ihn am Arm zu packen, aber sie griff ins Leere.
    Seine Rutschpartie zur Klippe ging langsam, aber stetig vor sich. Ein grausiger Anblick.
    Das einzige, was von ihm übrigblieb, war seine Klemmkrawatte, die schlaff in Mary Anns Hand hing.
     
    Während sie durch den wallenden Nebel zum Museum zurücklief, hallten Normans Schreie in ihrem Kopf nach.
    In der Telefonzelle zählte sie ihr Geld nach. Siebenunddreißig Cents. Sie hatte sich darauf verlassen, daß sie mit Norman nach Hause fahren würde.
    Sie wählte 673-MUNI.
    »Muni«, sagte ein Mann am anderen Ende der Leitung.
    »Bitte … wie komme ich vom Legion of Honor in die Barbary Lane?«
    »In die Barbary Lane? Moment. Okay … Sie gehen runter an die Ecke Clement und Thirtyfourth, nehmen dort den 2 er Bus in Richtung Clement bis zur Ecke Post und Powell, und dort steigen Sie um in die 60 er Cable Car in Richtung Hyde.«
    »Den 2 er in Richtung Clement?«
    »Ja.«
    »Danke schön.«
    »Gern geschehen. Fröhliche Weihnachten auch!«
    »Ja, fröhliche Weihnachten«, sagte sie.
Die Party
    »Wo ist Mary Ann?« fragte Connie Bradshaw, die unter Mrs. Mad rigals Türbogen mit den roten Troddeln stand. »Hast du nicht gesagt, daß sie auch kommt?«
    Brian nahm sich einen Joint von einem Wedgwood-Teller. »Sie ist da. Jedenfalls hab ich sie oben gesehen.«
    »Ogottogott, ich hab sie ewig nicht mehr gesehen!«
    »Ihr seid gute Freundinnen, hm?«
    »Ach, die allerbesten! Ich meine … in letzter Zeit hatten wir nicht so viel Kontakt, aber … Na ja, du weißt ja, wie’s in dieser Stadt geht.«
    »Klar.«
    »Äh … Ich glaube, da möchte sich jemand mit dir unterhalten, Brian.«
    »Oh … Hallo, Michael.«
    »Hallo. Hast du zufällig unser aufgescheuchtes Huhn gesehen?«
    »Wen?«
    »Mary Ann.«
    Brian zog an seinem Joint und gab ihn an Connie weiter. »Über die haben wir grade geredet. Was ist mit ihr? Ich dachte, sie hat die Orgie hier organisiert?«
    »Hat sie auch. Wahrscheinlich macht sie sich gerade hübsch oder so. Heh, warte mal. Ich hab was für

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