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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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dich.« Michael verschwand in der Küche und kam mit einem kleinen, in Silberfolie eingeschlagenen Päckchen zurück.
    Brian wurde rot. »Was soll das denn, Mann … Wir haben doch gesagt: Keine Geschenke.«
    »Ich weiß«, sagte Michael. »Es ist auch kein Weihnachtsgeschenk. Ich bin bloß nicht dazu gekommen, es dir früher zu geben.«
    »Wie niedlich«, warf Connie ein.
    Brian warf ihr einen Blick zu und wandte sich wieder an Michael. Der sah noch spitzbübischer drein als sonst. »Sag mal, Michael, das ist doch nicht etwa …?«
    »Mach’s doch auf«, quietschte Connie. »Ich bin ja so aufgeregt!«
    Brian schaute Michael direkt in die Augen. »Soll ich?« fragte er lächelnd.
    »Warum nicht? Je früher du das Ding auspackst, desto früher kommt es zum Einsatz.«
    »Genau!« meinte Connie.
    Brian riß das Päckchen auf. Er war nicht überrascht, als zwischen dem Seidenpapier der schwere Messingring sichtbar wurde. »Der ist aber hübsch, Michael. Ausgesprochen kleidsam.«
    »Bist du sicher? Ich kann ihn auch umtauschen, wenn er dir …«
    »Nein. Ich finde ihn … richtig toll.«
    Ohne eine Miene zu verziehen, sagte Michael: »Ich hoffe, die Größe stimmt.«
    »Was ist es?« drängelte Connie.
    Brian hielt den Ring hoch, damit sie ihn sich ansehen konnte. »Ist er nicht hübsch?«
    »Super. Und wofür ist das Ding gut?«
    Brian warf Michael einen raschen Seitenblick zu. »Es ist … ein Weihnachtsschmuck«, sagte er in anerkennendem Ton. »Man hängt es sich auf den Baum.«
     
    Michael holte in der Küche ein Tablett voll Brownies ab. »Ist da was drin?« fragte er.
    Mrs. Madrigal lächelte nur.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte Michael.
    »Ist Mary Ann schon runtergekommen?«
    »Nein.«
    »Ich verstehe nicht, was sie so lange …«
    »Ich kann mal nachsehen, wenn Sie möchten.«
    »Nein danke, mein Lieber … ich brauche dich hier unten.«
    »Erwarten Sie noch mehr Gäste?«
    Sie schaute auf die Uhr. »Einer fehlt noch«, sagte sie geistesabwesend, »aber ich bin mir nicht sicher … Es war keine feste Zusage, mein Lieber.«
    »Ist denn … alles in Ordnung, Mrs. Madrigal?«
    Sie lächelte und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Ich bin doch mit meiner Familie zusammen, oder nicht?«
     
    Als Michael wieder ins Wohnzimmer kam, fielen ihm fast die Brownies aus der Hand.
    »Mona!«
    »In Fleisch und Blut.«
    »Das ist ja scharf! Wo hast du D’orothea gelassen?«
    »Die feiert mit ihren Eltern in Oakland weiße Weihnachten.«
    »Schneit es in Oakland?«
    »Weißt du, das ist eine lange Geschichte, Mouse.«
    Michael stellte das Tablett ab und schloß sie in die Arme. »Du hast mir schrecklich gefehlt!«
    »Du mir auch.«
    »Du hast dich kein bißchen verändert.«
    »Ja«, sagte sie grinsend. »Ich bin immer noch die gute alte Mona … die es mit jeder Perversität aufnimmt.«
»Sag beim Abschied …«
    AlsMary Ann endlich kam, entschuldigte sie sich gleich bei Mrs.
    Madrigal.
    »Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Umstände gemacht. Ich … na ja, wahrscheinlich habe ich über dem vielen Geschenkekaufen einfach das Gefühl für die Zeit verloren.«
    »Mach dir keine Gedanken, meine Liebe. Es war überhaupt kein Problem, und Michael ist der perfekte … Du hast nicht zufällig Mr. Williams gesehen, meine Liebe? Wenn er da ist, sollten wir ihn zu uns …«
    »Nein. Nein, ich habe ihn nicht gesehen. Seit gestern oder vorgestern nicht mehr.«
    »Wie schade.«
    »Er war häufig weg in letzter Zeit. Und er hat einen ganz veränderten Eindruck gemacht … auf mich jedenfalls.«
    »Ja, auf mich auch.«
    »Ich finde es schön, daß ich meine Freundin Connie wieder mal sehe.«
    »Ich weiß. Wie klein die Welt doch ist, nicht? Mona hat es schließlich auch noch geschafft, und … Meine besten Wünsche für euch alle!« Sie küßte Mary Ann ein bißchen zu heftig auf die Wange und lief dann an ihr vorbei aus dem Zimmer.
    Mary Ann kam es so vor, als würde sie weinen.
     
    Mona machte sich eine Viertelstunde später auf die Suche nach der Vermieterin. Sie entdeckte Mrs. Madrigal auf der Treppe, über die man zur Barbary Lane hochstieg.
    »Erwarten Sie noch jemand?« fragte Mona, als sie sich neben sie setzte.
    »Nein, meine Liebe. Jetzt nicht mehr.«
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Ich wollte, du hättest ihn kennenlernen können.«
    »Hättest?«
    »Ich wollte sagen … Es ist so schwer zu erklären, meine Liebe.«
    »Es tut mir leid, daß ich mich so lange nicht gemeldet habe.«
    Mrs. Madrigal wandte sich zu ihr um.

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