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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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am Sonntag mit der Maniküre auch noch einen Friseur rüberschicken.« Er seufzte hingebungsvoll. »Mein Gott, macht das Spaß, was?«
    »Ich bin immer noch so nervös«, sagte Prue.
    »Aber nicht doch. Die Sache läuft.« Der Priester zog ein Päckchen aus der Brusttasche. »Sehen Sie, mein Kind, hier sind die Tickets. Sie gehen am Sonntag zwischen drei und halb fünf an Bord. Lukes Kabine liegt auf demselben Deck wie Ihre, nur zwei Türen weiter. Sie können um eine halbe Stunde versetzt an Bord gehen, wenn Sie möchten. Dann schöpft niemand Verdacht. Ich hoffe doch … daß er die Nacht zum Sonntag hier verbringt, oder?«
    Prue nickte. »Ich hab meiner Sekretärin das Wochenende freigegeben.«
    »Sehr schön. Kluges Mädchen.«
    Prue runzelte die Stirn, als sie sich die Tickets ansah. »Moment mal … auf dem Ticket hier steht Sean P. Starr.«
    »Richtig«, sagte Pater Paddy grinsend. »Stets zu Diensten.«
    »Aber … Luke kann sich doch nicht für Sie ausgeben, Pater.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist einfach zu riskant. Was ist, wenn er seinen Ausweis vorzeigen muß?«
    Der Priester zuckte mit den Schultern. »Dann zeigt er eben meinen vor. Der ist im Reisearrangement enthalten, mein Kind.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, aber … na ja, Luke würde das nie tun. Das weiß ich.«
    »Was tun?«
    »Als Priester auftreten.«
    Pater Paddy hielt ihr seinen Ausweis hin. »Zeigen Sie mir, wo da was von Priester steht. Er wird ganz einfach Sean Starr sein, seines Zeichens Bonvivant und Weltenbummler, ein charmanter Junggeselle im besten Alter, der auf einer Kreuzfahrt nach Alaska rein zufällig eine gewisse charmante Klatschkolumnistin kennenlernt, die ebenfalls im besten Alter ist. Was könnte natürlicher sein als das? Oder romantischer, wenn wir schon dabei sind? Ihre Leser werden davon begeistert sein.«
    Prue lachte zum erstenmal an diesem Tag. »Sie sind absolut heimtückisch, Pater.«
    Der Geistliche nahm das Kompliment mit einer bescheidenen Verbeugung an. »Alles weitere hängt von Ihnen ab, mein Kind. In weltlichen Dingen kann die Kirche nicht mehr tun. Wenn ich Sie wäre, würde ich allerdings stark auf seinen Hintergrund als Vermögensverwalter abheben. Haben Sie nicht gesagt, daß er so was mal gemacht hat?«
    Prue nickte. »Vor ziemlich langer Zeit. Bevor er Prediger war.«
    »Wunderbar. Dann stimmt es sogar. Das ist immer praktisch.« Er beugte sich vor und gab Prue einen ungestümen Schmatz auf die Wange. »Ach, Prue … Sie haben ein tolles Abenteuer vor sich, ein ganz tolles Abenteuer.«
    Die Kolumnistin hörte sich kichern. »Ja, nicht?«
    »Außerdem verhelfen Sie dem armen Kerl zu einem neuen Anfang. Darauf können Sie stolz sein … und Sie können in Ihren Briefen darüber berichten. Ich will es anschaulich und im Detail, Liebste. Das ist meine Entlohnung für meine Dienste. Übrigens … lieben Sie ihn denn?«
    »O ja!«
    »Dann wird er geschlagene zwei Wochen an nichts anderes denken, Liebste. Er wird an nichts anderes denken und sein altes Leben einfach sausen lassen. Manche Menschen sind füreinander geschaffen, mein Kind, und wenn sie zueinander finden, ist fast alles möglich. So … und welcher Friseur wäre Ihnen recht?«
     
    In Hillsborough war es DeDe, die letzte Ratschläge erteilte.
    »Entspann dich, Mutter, das ist die Hauptsache. Entspann dich, und erfreu dich an deinen Enkelkindern … aber sag um Himmels willen niemand, daß es deine sind, sonst machst du das ganze Vorhaben zunichte.«
    »Was soll ich denn dann sagen?«
    »Ganz einfach. Daß die Kleinen bei dir in Pflege sind. Es sind vietnamesische Waisenkinder, die du den Sommer über zu dir genommen hast.«
    Die Matriarchin reagierte ungehalten: »Das glaubt mir doch kein Mensch!«
    »Warum nicht? Es ist einleuchtender als die Wahrheit, oder?«
    Schweigen.
    »Ich weiß, wie groß die Versuchung sein wird, deinen Stolz zu zeigen, Mutter. Aber das darfst du nicht. Auf gar keinen Fall. Wenn wir erst an die Öffentlichkeit gegangen sind, hast du noch Zeit genug, um mit deinen Bekannten zu feiern.«
    »Und wenn ich jemand treffe, den ich kenne?«
    »Das ist eher unwahrscheinlich. Kreuzfahrten sind schon seit Jahren nur noch was für die Mittelschicht. Wenn aber doch, bleibt die Geschichte die gleiche. Sag jedesmal (Pflegekinder), wenn du ›Enkelkinder‹ meinst, und die Sache ist geritzt. Okay?«
    Frannie nickte widerwillig. »Irgendwie ist das furchtbar albern.«
    »Mutter.« DeDe klang jetzt ganz geschäftsmäßig. »Es mag dir

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