Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten
albern vorkommen, aber es ist unheimlich wichtig. Hast du verstanden? Jemand kann es noch so gut mit uns meinen, und eh wir wissen, wie uns geschieht, läßt er gegenüber der Presse was durchsickern. Denk dran, was Daddy immer gesagt hat: ›Durch ein loses Mundwerk ist schon manches Schiff gesunken.‹«
Frannie sah ihre Tochter naserümpfend an. »Auf das Durchsickern und Sinken kann ich gut verzichten. Danke.«
DeDe lachte nervös. »Die Wortwahl war daneben. Tut mir leid. Ach, Mutter, ich wünsch dir, daß du eine wunderbare Zeit erlebst!«
»Das werde ich«, sagte Frannie lächelnd. »Das heißt, wir. «
Reise aus der Vergangenheit
Aufder Landungsbrücke vor der Sagafjord wimmelte es von Passagieren, doch Prue hatte nur für einen Augen. »Sehen Sie ihn sich an«, gurrte sie. »Haben Sie schon mal was Schöneres gesehen?«
Pater Paddy bekreuzigte sich – eine ganz und gar passende Reaktion angesichts ihres Beobachtungsobjekts. Denn das Wesen im Brioni-Blazer war schön, war ein geschmeidiges, feingliedriges Rennpferd von Mann, das man ohne weiteres für einen Diplomaten oder internationalen Finanzfachmann halten konnte.
»Am liebsten würde ich zu ihm hinlaufen und ihn umarmen«, sagte Prue.
»Immer sachte«, murmelte der Geistliche. »Es mag ja sein, daß Kleider Leute machen, aber Sie dürfen ihm erst an die Wäsche, wenn das Schiff auf See ist.«
Prue kicherte nervös. »Sie sind schrecklich, Pater.«
»Hat Luke sein Ticket?«
Prue nickte. »Ich hab ihm das für die Olaf-Trygvasson-Suite gegeben, weil ich die Henrik-Ibsen-Suite selbst haben wollte. Sie hat für mich was Literarisches.«
»Völlig richtig«, sagte Pater Paddy. »Möchten Sie, daß ich mit an Bord komme?«
»Sehr freundlich. Aber ich glaube, ich komme alleine zurecht.«
Der Priester zog eine Augenbraue hoch. »Das möchte ich doch hoffen.«
»Es reicht jetzt, Pater!«
Pater Paddy gluckste und umarmte seine Freundin. »Ich wünsche Ihnen eine herrliche Zeit, Liebste. Hoffentlich lernen Sie an Bord einen tollen Mann kennen.«
»Irgendwie hab ich das Gefühl, daß das passieren wird«, sagte Prue lächelnd.
»Aber lernen Sie ihn erst kennen, wenn sich die passende Gelegenheit dazu ergibt.«
Prue nickte. »Verstanden.«
»Und denken Sie daran, ihn Sean zu nennen, wenn andere in der Nähe sind.«
»Werd ich.«
»Und machen Sie sich um Himmels willen keine Sorgen, weil Frannie Halcyon an Bord ist.«
»Was?«
»Ich hab sie vorhin auf dem Pier entdeckt. Es kann natürlich sein, daß sie nur jemand verabschiedet. Auf alle Fälle steht Ihnen jede Romanze zu, die sich vielleicht … zufällig ergibt, sobald Sie an Bord sind. Luke ist mehr als vorzeigbar, und ich zweifle, ob Frannie …«
»Wo ist sie?« fragte Prue. »Gott, wie mich das nervös macht!«
»Ach, Prue … Kopf hoch. Sie machen Urlaub, vergessen Sie das nicht!«
Prue lächelte tapfer. »Ich werde mich bemühen.«
»Gott segne Sie«, sagte Pater Paddy.
»Tschau-tschau«, antwortete Prue.
Auf dem Pier drängten sich drei nervös miteinander plaudernde Frauen um zwei kleine Kinder.
»Ihr müßt mir versprechen«, sagte DeDe und ging in die Hocke, »daß ihr immer alles tut, was Gangie sagt.«
Klein Anna hängte sich wie ein Koalabär an DeDes Hals.
»Warum kommst du nicht mit, Mommy?«
»Ich kann nicht, Schatz. Mommy muß ein paar Sachen erledigen. Aber ich hol euch hier wieder ab, wenn ihr zurückkommt. Das versprech ich dir.«
»Ist D’orothea dann auch da?«
»Vielleicht, Schatz. Mommy weiß das jetzt noch nicht.«
Mary Ann ging neben DeDe in die Hocke und wandte sich an die Kinder: »Ihr werdet so viel Spaß haben. Wißt ihr, auf dem Schiff kann man Filme angucken. Und oben in Alaska werdet ihr wunderbare Tiere sehen.«
»Was für Tiere?« fragte Klein Edgar.
Mary Ann machte ein ratloses Gesicht. »Was für Tiere?« wandte sie sich halblaut an DeDe.
»Äh … Elche, glaub ich. Oder Elchen?«
»Große Tiere«, erklärte Mary Ann. »Mit einem großen Geweih.« Als sie das Gesicht des kleinen Mädchens sah, fügte sie hastig hinzu: »Aber sie sind sehr lieb … wie ein großer alter Hund oder so.«
DeDe stand auf und umarmte ihre Mutter. »Danke, daß du das tust. Ich hab dich sehr gern. Hoffentlich ist wenigstens das klar.«
»Ist es«, sagte Frannie und fing zu weinen an. »Das war immer klar, mein Schatz.«
DeDe kramte ein Kleenex aus ihrer Handtasche und tupfte ihrer Mutter damit die Augen ab. »Es ist besser so«, sagte sie. »Bei ihrer
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