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Stadtluft Macht Frei

Stadtluft Macht Frei

Titel: Stadtluft Macht Frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schwarz
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diese Freiheitsbewegungen für sich verbuchen konnten. Die Wege waren oftmals von schweren Rückschlägen gekennzeichnet, doch am Ende erwies sich die Entwicklung als nicht mehr aufzuhalten, aller Gegenwehr zum Trotz.
    Die Schlacht von Worringen 1288 –
    „Der Name der Freiheit”
    Die weitere Entwicklung – für die Kölner ist sie untrennbar mit dem Namen des Ortes „Worringen“ verbunden. Ein kleiner Ort in der Nähe von Köln und doch ist es ein „Name der Freiheit“ – so wie dies noch der 1988 anlässlich des Jubiläums der Schlacht erschienene Ausstellungskatalog kündet. Am 6. Juni 1288 standen sich bei Worringen in einer der größten Ritterschlachten, die es jemals im Rheinland gegeben hat, auf der einen Seite Herzog Johann von Brabant, ein mächtiger Territorialherr der Region, und auf der anderen Seite der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerberg gegenüber. Aufseiten Johanns aber standen die Kölner Bürger – die Bürger gegen ihren Erzbischof! Die Schlacht war blutig. Mehrere Tausend Tote waren am Abend auf dem Schlachtfeld zu finden, ein Bild des Grauens. Darunter der Anführer des Kölner Aufgebots, Gerhard Overstolz, der Angehörige einer der berühmtesten Kölner Familien des Mittelalters überhaupt. Doch der Sieg gehörte dem Brabanter! Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerberg geriet in Gefangenschaft.
    Auch nach der Schlacht von Worringen haben die Kölner Erzbischöfe nicht aufgehört, sich als Herren ihrer Stadt zu fühlen – doch in Köln selbst konnten sie fortan nicht mehr residieren. Sie versuchten alles, auch einen Gerichtsprozess gegen die Kölner Bürger oder kirchliche Strafen wie das Interdikt, doch es nützte nichts. Nur noch vergleichsweise selten haben die Kölner Erzbischöfe ihre Stadt in der Folgezeit betreten können. Der mächtige, neue Dom, der seit 1248 entstand, der alles in den Schatten stellen sollte, was es an einer Kirche je gegeben hatte, und der – unvorstellbar, aber wahr – erst im 19. Jahrhundert |72| fertiggestellt werden sollte: die Kölner Erzbischöfe des Mittelalters haben ihn nur noch selten betreten. Dieser gewaltige Dom: aus der Sicht der Erzbischöfe wurde er zur Masse ohne Sinn. Dem Baufortschritt tat dies freilich keinen Abbruch; 1322 wurde der Chor geweiht, und erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts ließ die Bauintensität zunehmend nach, um im 16. Jahrhundert so gut wie ganz zu erliegen. Warum wurde nach der Vertreibung der Erzbischöfe überhaupt weiter gebaut? Die Antwort ist einfach: Bauherr des Doms war nicht der Erzbischof, sondern das Domkapitel, die Domherren. Nur noch dem Namen nach war der Dom der Sitz des Erzbischofs.

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    |73| Lenken und Regieren – Der Rat in der mittelalterlichen Stadt
    W aren zunächst der Stadtherr und die von ihm Beauftragten allein maßgeblich für die Verwaltung einer Stadt, so gelang es den Bürgern im Laufe des Hochmittelalters eigene, selbstgeschaffene Ämter dem entgegenzustellen: Der Rat der Stadt entsteht. Im Reich nördlich der Alpen ist ein Stadtrat am frühesten in Utrecht (1196) und in Lübeck (1201), der Königin der Hanse, nachweisbar. Danach nimmt seine Einrichtung einen raschen Siegeszug, so gut wie überall.
    In Köln ist ein Rat erstmals 1216 erwähnt. Seine Anfänge waren ausgesprochen schwierig. Erzbischof Engelbert I., der dem bergischen Grafenhaus entstammte, versuchte den Rat zu unterdrücken. Er, der damals gerade 21-jährige Mann, sah die Gefahr, die aus ihm erwachsen konnte. Dennoch vermochte der Kölner Rat seinen gleichsam natürlichen Konkurrenten – dem vom Erzbischof abhängigen Schöffenstuhl sowie der „Richerzeche“ – Schritt für Schritt Verfügungsgewalten abzuringen.
    Der Rat ist ein nach Größe der Stadt zahlenmäßig sehr unterschiedlich besetztes Gremium von Mitgliedern aus den führenden Familien einer Stadt. Wie man Ratsherr wurde und wie lange man es sein durfte, war in den einzelnen Städten sehr unterschiedlich geregelt. Es gab Städte, in denen man für ein Jahr gewählt wurde und nach Ablauf der Frist den Rat wieder verlassen musste; in anderen Städten wurde man durch Zuwahl der Ratsherren Mitglied auf Lebenszeit. An der Spitze der Ratsherren stand ein (oder standen auch mehrere) Bürgermeister. Hinsichtlich der Amtszeit haben die Städte auch hier unterschiedliche Regelungen, sie differierte von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren.
    |74| Die Richerzeche – Eine Bruderschaft der Reichen
    Im 12. Jahrhundert hatte sich in Köln eine

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