Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben
₂-Einsparung gegenseitig zu übertreffen: Johannesburg führt Schnellbuslinien ein, London rüstet seine Behördenflotte auf E-Autos um, Sydney spart mit neuen LED -Straßenbeleuchtungen Energie, Seoul organisiert autofreie Tage und so weiter und so weiter. Millers Fazit: »Während die Regierungen quatschen, handeln die Städte.«
Drei Jahre später, beim UNO -Umweltgipfel 2012 in Rio de Janeiro, schimpfte Michael Bloomberg, der Bürgermeister von New York City, im Namen von C40 erneut über die Untätigkeit der Regierungschefs. Der Weltstädte-Klub könne allein mit seinen bereits realisierten Klimaschutzprojekten bis ins Jahr 2020 jährlich 248 Millionen Tonnen CO ₂ einsparen; das entspricht dem Gesamtausstoß von Argentinien und Portugal. Bloombergs Fazit: »Wir Bürgermeister können uns den Luxus nicht leisten, nur rumzusitzen und Probleme zu besprechen, denn in den Rathäusern wird von uns verlangt, dass wir sie lösen.«
Moment mal, ausgerechnet der Bürgermeister des Big Apple, der Stadt, die niemals schläft, des Molochs der Wolkenkratzer und der über acht Millionen Einwohner mit ihrem berüchtigten Lebensstil, spielt sich auf zum Klimaretter?! Kann das wahr sein?
Ja, es kann. New York City, die westliche Großstadt schlechthin, hat auch im Hinblick auf den Umwelteinfluss seiner Einwohner eine Vorbildrolle eingenommen. Der preisgekrönte Wissenschaftsautor des Buchs Green Metropolis , David Owen, nennt New York sogar »ein Modell für ökologische Verantwortung«, den »grünsten Ort der USA und eine der grünsten Städte der Welt«. Warum? Weil die New Yorker einen maximal urbanen Lebensstil pflegen. Und damit die Umwelt minimal belasten.
Die wichtigsten Fakten über den Klimawandel
■ Die Welt erwärmt sich – auch bei uns. Im Mai 2012 war auf der gesamten Nordhalbkugel der heißeste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und der 327. Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur das Jahrhundertmittel übertraf. In Deutschland lagen die Temperaturen des ersten Halbjahrs 2012 um mehr als ein Grad Celsius über »normal«. Ein Grad mehr – klingt harmlos. Aber mit der Erwärmung gehen Wetterextreme einher, die die Sommerlaune trüben: verschobene Jahreszeiten, orkanartige Stürme, Starkregen, Hitzewellen, Dürrephasen. Die Folge: Flüsse überborden, Schlammlawinen überfluten Straßen und Keller, Ernten vertrocknen oder verfaulen, Schädlinge wie Zecken oder Borkenkäfer boomen. Klaus-Jürgen Schreiber, Chef beim Deutschen Wetterdienst, fasste im Juni 2012 zusammen: »Wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere Wetterküche durch den Klimawandel kräftig in Bewegung gebracht wird.«
■ Allen Klimakrisen zum Trotz haben sich die Staats- und Regierungschefs seit dem gescheiterten Klimagipfel 2009 in Kopenhagen nicht auf effektive Treibhausgaseinsparungen geeinigt. Es gilt lediglich das unverbindliche Ziel, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, um größte Katastrophen, vor allem in armen Ländern (die den Klimawandel nicht verursacht haben), zu verhindern. Deutschland und andere EU-Länder nennen immerhin das Ziel, bis 2050 ihren CO 2 -Ausstoß um mindestens 80 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken.
■ Ob dies gelingt, hängt von der Entwicklung des CO 2 -Fußabdrucks ( carbon footprint ) der Menschen ab. Als verträgliches Maß für alle Erdbewohner gilt der Durchschnittswert von 2,5 Tonnen CO 2 pro Person pro Jahr. Heute liegt dieser noch dreimal so hoch, der deutsche Footprint beträgt mit 11,1 CO 2 t/P/J viermal so viel. Zum Vergleich: Mit einem Kilogramm CO 2 könnte man etwa 200 Luftballons befüllen, mit einer Tonne sind es entsprechend 200000 Luftballons.
■ Der Blick auf die Emissionen deutscher Haushalte zeigt: Die zwei entscheidenden Posten neben dem privaten Konsum sind der Individualverkehr (12,3 %) sowie Heizung und Strom (22,3 %), deren Werte direkt mit dem Zustand des Wohngebäudes zusammenhängen.
Unter www.klimaktiv.de kann jeder seinen persönlichen CO 2 -Fußabdruck ausrechnen – und Einsparpotenziale entdecken.
Über 80 Prozent fahren mit der Subway oder per Bus zur Arbeit, steigen aufs Fahrrad oder gehen zu Fuß. Deswegen liegt der durchschnittliche Benzinverbrauch eines New Yorkers noch unter dem eines Durchschnittsamerikaners von anno 1920 – und ist achtmal geringer als der im autogerechten Los Angeles. Auch die Ökobilanz der kompakten Hochhäuser in New York City kann sich im Vergleich zu ländlicheren
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