Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben
seit einigen Jahren enormen Ehrgeiz beim Ressourcenschutz entwickelt und sehr ambitionierte Maßnahmenpakete zur Minderung ihrer Treibhausgasemissionen geschnürt. Das Bundesumweltministerium prämierte im Juli 2012 daher beide Städte (unter mehreren) beim bundesweiten CO ₂-Einspar-Wettbewerb »Masterplan 100 % Klimaschutz«. Mit insgesamt 1,5 Millionen Euro können die Planer nun ihre kommunalen Klimaschutzstrategien langfristig, bis 2050, weiterentwickeln. Das heißt, sie werden nun prüfen: Wie sieht meine Stadt 2050 aus? Und welche Maßnahmen zum Ressourcenschutz und für CO ₂-Einsparung wirken sich auf diese lange Sicht ausschließlich positiv aus? Das Ziel ist klar: Bis 2050 sollen die CO ₂-Emissionen um mindestens 95 Prozent gesenkt und der Energieverbrauch halbiert werden; die andere Hälfte soll vollständig mit Energie aus Sonne, Wind und Biomasse gedeckt werden.
Fahr Bus & Rad: klimafreundliche Verkehrspolitik
Wer heute durch die Frankfurter Innenstadt schlendert, stößt wie in den meisten Großstädten überall auf U-Bahnstationen, Bushaltestellen, Haltestellen für S-Bahnen und Nahverkehrszüge – sowie Radwege. Trotz der hohen Pendlerzahlen wählen laut des »German Green City Index« in keiner der zwölf größten Städte Deutschlands mehr Menschen alternative Verkehrsmittel – und eben nicht das Auto. Ein Drittel der Frankfurter fahren für ihren täglichen Weg zur Arbeit Bahn oder Bus, weitere 16 Prozent gehen zu Fuß, und ebenso viele setzen sich auf ihr Rad, eine Zahl, die seit 2002 stetig gewachsen ist. Damals starteten der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club Hessen ( ADFC ) und der Regionalverband FrankfurtRheinMain mit 16 Partnern die Initiative »Bike & Business«, um Berufstätige zum Radfahren zu motivieren. Ergänzend begann die Stadt viele Verbesserungen für den Radverkehr (und dessen Image) anzuschieben: Radwege wurden ausgebaut, Gefahrenpunkte beseitigt, zum Beispiel durch bunte Fahrbahnen, Ampelschaltungen und Vorfahrtsregelungen stärker auf die Radfahrer ausgerichtet. Statt mehr Parkplätze zu schaffen (ein Dauerthema in Frankfurt), baute die Stadt mehr Stellplätze fürs Zweirad. Das ärgerte Autofahrer, die Radler freut’s, die CO ₂-Bilanz auch.
Hannover ist Dank seiner Verkehrsinfrastruktur ebenso rekordverdächtig. Laut »German Green City Index« verfügt die Stadt landesweit über das dichteste alternative Verkehrsnetz (öffentliche Verkehrsmittel und Radwege), das Radwegenetz ist doppelt so lang wie der Schnitt der übrigen deutschen Großstädte. Bloß, die Hannoveraner und ihre Pendler-Nachbarn wussten das Angebot bislang nicht wirklich zu schätzen. Weit weniger als in anderen Großstädten machten sie sich zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg zur Arbeit.
Um ihr Klimaziel zu erreichen, planen die Hannoveraner ihre Verkehrspolitik radikal um:
1. Innen- statt Außenentwicklung: Sämtliche neuen Siedlungsprojekte werden künftig auf ihren Verkehrseffekt gecheckt. Bauvorhaben, die viel privaten Autoverkehr verursachen, sollen schlichtweg nicht mehr genehmigt, schon genehmigte Pläne nochmals geprüft werden. Gebaut werden darf nur noch dort, wo der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist oder wird. Das können Busse, Bahnen oder Radwege sein. So hat ein extra angestellter Radverkehrskoordinator die Aufgabe, das Radfahrnetz als »Vorrangnetz« auszubauen, also möglichst prioritär gegenüber dem Autoverkehr. Radschnellwege sollen die einzelnen Stadtregionen miteinander verbinden, denn dank der flotten Pedelecs vergrößert sich künftig der Radfahrradius erheblich. Dazu kommen neue Abstellmöglichkeiten, Bike-&-Bahn-Anlagen und ein regionales Leihradsystem, das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln harmoniert.
2. Ökomobilität statt Privatkutsche: Sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel werden künftig auf Ökostrom oder/und alternative Antriebe umgestellt. Unter die Diesel-Busflotten der »üstra« mischen sich schon heute elf Hybridbusse, insgesamt werden es 150; die RegioBusse werden umgerüstet auf den EEV -Standard (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle) – den gegenwärtig anspruchsvollsten europäischen Abgasstandard – und bekommen Fahrradanhänger. Damit die Hannoveraner auch einsteigen, will die Stadt eine Art »Semesterticket für alle« anbieten. Es kann über die Firmen an Arbeitnehmer oder über Wohnungsbaugesellschaften an Mieter vergeben werden. Außerdem geplant: deutlich mehr Züge und Busse mit höheren
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