Stählerne Jäger.
Für alle gilt: Denkt daran, weshalb ihr euch für den Polizeidienst entschieden habt, und denkt daran, dass eure Stadt sich in einer Notlage befindet. Und jetzt seht zu, dass ihr hier rauskommt!«
Bobby John Club
Del Paso Boulevard,
Sacramento, Kalifornien
(Samstag, 21. März 1998, 1.45 Uhr Ortszeit)
Die Nacht war für die Jahreszeit überraschend warm: ein erster Vorgeschmack auf die milden Frühlingstemperaturen, die sich sehr bald einstellen würden. Der Hintereingang des Bobby John Clubs in der Gasse zwischen Anne Street und Del Paso Boulevard stand offen, und der dort postierte Rausschmeißer hatte seinen Barhocker ins Freie gestellt.
Der Rausschmeißer sah die Gestalt bereits auf sich zukommen, als sie noch einen Straßenblock entfernt war. Der Unbekannte trug volle Ledermontur und hielt einen Sturzhelm in der Hand. Dazu trug er eine schwarze Strickmütze, die er so tief in die Stirn gezogen hatte, dass der Rausschmeißer kaum etwas von seinem Gesicht erkennen konnte.
Nicht anders erging es dem Überwachungsteam der Polizei, das in der Anne Street schräg gegenüber dem Hintereingang des Clubs parkte. Auf dem Del Paso Boulevard hatte die Polizei auf einem Lichtmast eine Kamera installiert, die den Haupteingang des Clubs überwachte, aber den Hintereingang mussten zwei Mann von einem geparkten Van aus beobachten. Kameras fotografierten den Neuankömmling, als er sich dem Eingang näherte, und die Kriminalbeamten stellten ihr Richtmikrofon genauer ein, um mithören zu können, was an der Tür gesprochen wurde.
»Wo ist dein Bike?«, fragte der Rausschmeißer, als der Kerl sich näherte.
»In der Calvados Street liegen geblieben«, antwortete der Unbekannte. »Muss mal telefonieren.«
Als der Mann den Club betreten wollte, streckte der Rausschmeißer eine Hand aus und legte ihm seinen Zeigefinger an die Brust: ein klares Stoppsignal. »Hab ich dich schon mal hier gesehen, Sportsfreund?«
»Klar. Nicht bloß einmal.«
Dem Rausschmeißer fiel auf, dass die Lederjacke ziemlich neu, praktisch ungetragen war. Sie sah jedenfalls nicht wie eine Jacke aus, die ein Biker in einem nasskalten Winter in Sacramento getragen hätte – sie roch nicht einmal getragen, sondern nach ganz neuem Leder, frisch von der Stange –, und hatte keine Abzeichen oder Colors aufgenäht. Eigentlich sah sie aus, als hätte der Kerl sie erst gestern in irgendeinem Motorradshop gekauft. Und er trug auch keine Chaps oder Hose aus Leder, sondern einen undefinierbaren dunkelgrauen Overall. »Führst du irgendwelche Colors, Brother?«
»Nein.«
»Dann musst du beim Safeway dort hinten telefonieren. Der Club ist geschlossen.«
»Das Telefon ist kaputt.«
»Unseres auch. Verpiss dich, Mann!«
Der Unbekannte wandte sich ab, als wolle er gehen, blieb dann aber stehen und drehte sich wieder nach dem Rausschmeißer um. »Okay«, sagte er, »meine Maschine ist nicht liegen geblieben. Tatsächlich besitze ich überhaupt kein Motorrad. Habe noch nie eines gefahren.«
»Ist mir scheißegal. Verschwinde!«
»Ich bin nur hier«, sagte der Unbekannte, »weil ich dir ein paar Fragen über Joshua Mullins stellen will.« Er sah die plötzliche Nervosität auf dem Gesicht des Rausschmeißers. »Gut. Du weißt also, wen ich meine.«
»Hau ab, Arschloch!«
»Mullins war Mitglied der Brotherhood«, stellte der Unbekannte fest. »Und er hat zu der Bande gehört, die das Sacramento Live! überfallen hat…«
Für einen Mann seiner Größe war der Rausschmeißer überraschend flink. Er stieß den Kerl weg und griff dann durch die Tür nach dem verzinkten Wasserrohr, mit dem der Hintereingang gesichert wurde, wenn er geschlossen war. Der Unbekannte torkelte rückwärts und knallte seitlich auf den Rücken, obwohl sein benommener Gesichtsausdruck eher darauf schließen ließ, er sei auf den Hinterkopf gefallen. »Du hast Lokalverbot, Freundchen!«, brüllte der Rausschmeißer ihn an. »Hau ab, sonst passiert was!«
»Der Kerl muss ein 5150 sein«, sagte einer der Kriminalbeamten im Überwachungsfahrzeug grinsend, während sie dieses Gespräch mithörten. 5150 war der Funkcode für einen Geistesgestörten. Die jüngsten Ereignisse in und um Sacramento hatten alle möglichen Spinner geweckt, die glaubten, im Alleingang Ordnung schaffen zu können. »Oder vielleicht noch ein dämlicher Möchtegern-Cop.«
»Haut er nicht schnell ab, kriegt er den Schädel eingeschlagen«, meinte sein Partner. »Sollen wir einen Streifenwagen anfordern, bevor der Kerl
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