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Stählerne Jäger.

Stählerne Jäger.

Titel: Stählerne Jäger. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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ihr was, Jungs?«
    »Noch nicht«, antwortete Briggs. Die Piloten benutzten ihren im Bug eingebauten IR-Scanner, um die Außenseite der Staumauer abzusuchen. »Wir fliegen möglichst dicht heran, aber wegen der Hochspannungsleitungen müssen wir mindestens sechzig Meter Abstand halten. Vielleicht können wir uns zwischen Staumauer und Leitungen durchmogeln, aber das wird verdammt knapp. Wir haben Damminspektoren und eine Einheit der Nationalgarde angefordert, um sie die Staumauer sichern zu lassen. Sie sind bereits unterwegs und müssten in einer Viertelstunde eintreffen.«
    »Verstanden«, bestätigte Patrick. »Ich muss mir die Tore von weiter unten ansehen, Hal. Sie sind so konstruiert, dass ein Wegsprengen der Ketten ihre Öffnung verhindern würde.«
    »Richtig«, stimmte Hal zu. Während die MV-22 noch näher an die Leitungen heranflog, blätterte er wieder in dem Computerausdruck. »In dem Untersuchungsbericht über den Unfall von 1995, den Sie mitgebracht haben, heißt es, zu starke Reibung an einem der seitlichen Drehzapfen habe die Verstärkungsstreben verbogen. Diese Streben fixieren die Schutztore vor dem Ablass. Als sie nachgegeben haben, hat der Wasserdruck das Stahltor einfach hinausgedrückt. Sie sollten sich die Streben genau ansehen, Patrick. Wollte ich hier irgendwas sprengen, würde ich die Ladungen dort anbringen.«
    »Verstanden«, sagte Patrick. Er warf einen Blick über das Geländer des Laufgangs. Zwölf Meter unter ihm befand sich ein weiterer Laufgang auf Höhe der Drehzapfen der Schutztore. Patrick überlegte, ob er versuchen sollte, auf den anderen Laufgang hinunterzuspringen – aber wenn er ihn verfehlte, würde er fast 100 Meter tief ins Flussbett stürzen. »Hal, kommt zur Mauerkrone zurück und holt mich ab«, funkte er. »Der Sprung zum unteren Laufgang ist zu tief.«
    »Schon unterwegs«, antwortete Briggs.
    Patrick aktivierte seine Gasdüsen und sprang mühelos auf die über die Staumauer führende Straße zurück. Er sah die MV-22
    an den Leitungen vorbei steigen und auf sich zukommen. Das riesige Schwenkrotorflugzeug war erstaunlich schnell und wendig, als der Pilot jetzt die Straße ansteuerte.
    Im nächsten Augenblick stieg etwas mit einem Feuerschweif vom unteren Laufgang auf und bohrte sich ins rechte Triebwerk der MV-22. Die Propellerturbine zerplatzte, und der Rotor blies einen feurigen Regen nach schräg unten, als der ausströmende Treibstoff sich entzündete und vom Rotorabwind erfasst wurde.
    Die Maschine versank hinter der Mauerkrone. Patrick hörte, wie das linke Triebwerk auf volle militärische Notleistung gebracht wurde. Als die MV-22 dabei etwas nach rechts kippte, verfehlte sie den unteren Laufgang um weniger als zwei Meter.
    »Hochziehen, Will!«, schrie Patrick den Piloten über Funk an.
    »Wir haben sie! Wir haben sie!«, antwortete einer der Piloten – aber Patrick wusste nicht, wer das war, weil seine Stimme so hoch und schrill klang. Und es sah nicht so aus, als hätten sie die Maschine wirklich unter Kontrolle. Während Patrick sie erschrocken beobachtete, rutschte sie nach links ab, verfehlte die vor der Staumauer übers Tal gespannte Hochspannungsleitung nur knapp und stürzte wie ein Stein in die Tiefe.
    Aber die MV-22 besaß ein Transversalgetriebe, das den Antrieb beider Rotoren mit nur einer Propellerturbine ermöglichte, und während sie in die Schlucht abstürzte, erhöhte sich die Drehzahl beider Rotoren. Was als fast steuerloser Absturz begonnen hatte, wurde rasch zu einem gesteuerten Gleitflug. Die Maschine verlor weiter an Höhe, aber ihr Pilot hatte sie wieder in der Hand. Er zog gerade noch rechtzeitig den Steuerknüppel zurück und fing die MV-22 ab, bevor sie wenige Meter von dem felsigen Ufer entfernt aufs Wasser aufschlug. Sie rumpelte über einige im Flussbett liegende Felsblöcke und drehte sich halb um die eigene Achse, bis ihr Bug wieder in Richtung Staumauer wies, als ihre rechte Tragfläche mit der zerschossenen Propellerturbine ins Wasser klatschte. Dann blieb sie am Ufer liegen. Die rechte Tragfläche und die rechte Triebwerksgondel tauchten dabei in den American River.
    »Alles in Ordnung! Alles in Ordnung!«, funkte Hal. »Wir verlassen die Maschine!«
    Patricks Erleichterung verwandelte sich in rasenden Zorn, der aus seiner Brust aufstieg und sein Gehirn mit Hass überflutete.
    Er konnte nicht mehr klar denken, die Risiken nicht mehr kühl abwägen – er reagierte nur noch. Er benutzte den IR-Scanner seines Helms, um

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