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Stählerne Jäger.

Stählerne Jäger.

Titel: Stählerne Jäger. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Flugzeugherstellern und Fluggesellschaften warteten darauf, in den Konferenzraum eingelassen zu werden, um Masters' Vorführung mitzuerleben, die durch eigens für diesen Zweck gestartete NIRTSats (von »Need It Right This Second«-Satellit) von Sky Masters übertragen werden würde. Jon war in Kalifornien und würde die Vorführung selbst übernehmen. Wie sie beide recht gut wussten, saß er buchstäblich auf einem Pulverfass – und trotzdem dachte er an nichts anderes als an Wendy und Patrick McLanahans Baby, das bald zur Welt kommen musste.
    »Augenblick, Jon«, forderte Kaddiri ihn gereizt auf. Sie nickte einem Assistenten zu, der ein Telefongespräch führte und wenig später mit einer Auskunft zurückkam. »Wendy McLanahan ist heute Morgen gegen halb sechs ins Mercy San Juan Hospital in Citrus Heights, östlich von Sacramento, eingeliefert worden«, berichtete Kaddiri dann. »Allen geht's gut. Keine weiteren Nachrichten. Zufrieden?«
    »Sie hat seit halb sechs Uhr Wehen?«, fragte Masters ungläubig.
    »Offenbar schon seit drei Uhr morgens, Jon«, verbesserte Kaddiri ihn. Sie konnte sich vorstellen, wie er bei dem Gedanken an so lange andauernde Schmerzen unwillkürlich zusammen-zuckte. »Keine Angst, mit der Geburt geht alles glatt. Wendy ist verdammt zäh, und ich bin sicher, dass sie bei den dortigen Ärzten in besten Händen ist.«
    »Wunderbar«, sagte Masters erleichtert. »Kann noch immer kaum glauben, dass die beiden ein Kind bekommen. Nach allem, was sie durchgemacht haben…«
    »Jon, hör mir bitte endlich mal zu«, forderte Kaddiri ihn auf.
    »Vergiss die McLanahans für einen Augenblick – mit denen ist alles in Ordnung. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Was du vorhast, ist eine überflüssige und gefährliche Demonstration, die dich leicht das Leben kosten kann. Ich we iß, dass du keine Rücksicht auf dich selber und deine Partner nimmst, aber denk doch mal an unsere Firma – deine Firma. Für die wäre es ein schlimmer Verlust, wenn du verletzt oder getötet würdest. Lass die Finger von diesem Selbstversuch! Führ ihn wie ursprünglich vorgesehen mit unserer Testpuppe durch.«
    »Helen, du verrücktes Huhn, du machst dir echt Sorgen um mich?«, fragte Masters, während er sich mit seinem aufreizend selbstsicheren Lächeln in den Sessel fallen ließ. »Ich bin gerührt.«
    »Nein, du bist verrückt, Jon – völlig übergeschnappt!« fauchte Kaddiri, weil sie sich darüber ärgerte, dass er sie wegen ihrer Besorgnis zu verspotten schien.
    Jon Masters war zwar Ende Dreißig, aber in vieler Beziehung eigentlich noch ein Teenager – vermutlich weil er sich seit frühester Jugend lieber mit Büchern als mit Mädchen beschäftigt hatte. Er war ein brillanter Kopf, geradezu ein Wunderkind.
    Schon mit dreizehn Jahren hatte er das Dartmouth College absolviert, mit achtze hn hatte er am Massachusetts Institute of Technology promoviert, und mit zwanzig war er Inhaber von über hundert Patenten und arbeitete als NASA-Ingenieur für die National Strategie Defense Initiative Organization und das Verteidigungsministerium.
    Und heute, wo Sky Masters, Inc. mit Rüstungsaufträgen und Lizenzvergaben Hunderte von Millionen Dollar Umsatz machte, hatte Jon Masters wieder mehr Zeit für das, was er am liebsten tat – herumprobieren, experimentieren, im Labor arbeiten –, und er schien sich dabei in seine Kindheit zurückversetzt zu fühlen, in der er mit Transistorbaukästen gespielt und Baupläne für komplizierte Raketen gezeichnet hatte, statt wie andere Jungen in seinem Alter Baseball zu spielen und Superhelden zu zeichnen. Aber er hatte die etwas großspurige Art nie abgelegt, die er sich angewöhnt hatte, als er als superintelligenter Teenager geglaubt hatte, sich gegen die leicht belustigte Gönnerhaftigkeit seiner Professoren durchsetzen zu müssen, denen es schwer gefallen war, einen so jungen Doktoranden ernst zu nehmen.
    Obwohl Kaddiri nun schon viele Jahre mit Jon Masters zusammenarbeitete, konnte sie noch immer nicht zuverlässig beurteilen, was dieses Punkergenie dachte oder empfand. Helen Kaddiri, die in Amerika geborene Tochter eines indischen Professorenehepaars, konnte auf eine ähnliche Karriere zurückblicken wie Jon, aber ihre war konventioneller verlaufen und hatte im üblichen Alter zur Promotion gerührt – sie war acht Jahre älter als Jon. Nachdem sie bei mehreren Firmen mit der Bewerbung um Führungspositionen gescheitert war – weil ihre Fähigkeiten wegen ihres Geschlechts nicht

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