Stählerne Jäger.
einundzwanzigsten Jahrhundert, stimmt's?«
»Paul, ich…«
»Ja, ich weiß, du darfst nicht darüber reden«, unterbrach Paul ihn. »Ich weiß, ich weiß. Aber irgendwann möchte ich doch mehr darüber erfahren. Seit du angefangen hast, B-52 zu fliegen, hat mich der ganze Kram fasziniert, den du mir nie erzählen durftest.« Paul zögerte, und Patrick spürte wieder einmal die telepathische Verbindung zwischen ihnen. Das klang verrückt, aber es stimmte trotzdem: Sein Bruder konnte sich in seine Gedanken einklinken und darin jederzeit wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen. Das war irgendwie beruhigend… »Ich weiß, dass du etwas damit zu tun gehabt hast, was diesem Flugzeugträger zugestoßen ist – und auch mit dem Atomschlag gegen Guam«, fuhr Paul fort. »Dasselbe Gefühl habe ich schon bei dem Konflikt zwischen Russland und Litauen und zuvor bei dem Versuch Chinas gehabt, die Philippinen zu erobern. Du hast in beiden Fällen mitgemischt. Du hast sogar eine entscheidende Rolle gespielt.«
»Vielleicht kann ich dir später mal davon erzählen«, erklärte Patrick ihm lächelnd. »Vorläufig kann ich dir nur eines verraten: Unsere Arbeit ist wirklich kosmisch.«
»Okay, vergiss nicht, mich zu informieren, wenn ihr einen Strahler und einen Schutzschild für Streifenpolizisten entwickelt«, sagte Paul, indem er seinem Bruder herzlich auf die Schulter klopfte und sich dann abwandte, um eine weitere Runde durchs Lokal zu machen. »Ich wäre gern der Erste, der beides erprobt.«
Ihre Berührung war leicht und sanft, liebevoll und beruhigend –
aber ihre Hand war warm und feucht, und Patrick war sofort hellwach, als habe er eine Alarmglocke schrillen gehört.
»Wendy?«
»Ich liebe dich, Sweetheart«, sagte sie.
Patrick stützte sich auf einen Ellbogen und starrte mit zusammengekniffenen Augen die LED-Anzeige des Weckers an: 5.05
Uhr. Er knipste die Nachttischlampe an. Wendy saß neben ihm im Bett. Ihre rechte Hand lag noch auf seiner Schulter; mit der linken Hand rieb sie sich vorsichtig den Bauch. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Mir geht's gut.«
Aber ihr ging es offensichtlich nicht gut. »Hast du Wehen?«
» O ja !«, antwortete sie, und er hörte den leicht gereizten Unterton in ihrer Stimme. Hatte Wendy jemals ordinäre Ausdrücke benützt, hatte sie vermutlich geantwortet: »Scheiße, du hast Recht, Sherlock, ich habe Wehen!«
»Wie lange schon?«
»Seit über einer Stunde. Aber nicht in regelmäßigen Abständen, Ganz unregelmäßig. Wahrscheinlich wieder BraxtonHicks-Kontraktionen.«
»Oh. Okay.« Das war eine lahme Reaktion, aber was hätte er sonst sagen sollen? Braxton-Hicks-Kontraktionen, die oft mit echten Wehen verwechselt wurden, hatten Wendy während ihrer gesamten Schwangerschaft zugesetzt. Natürlich bahnte sich hier etwas an, aber echte Wehen waren erst in einigen Tagen zu erwarten, nicht wahr? Wendy war erst in drei Wochen so weit, oder? Und das erste Kind kam im Allgemeinen eher etwas später, oder nicht?
Patrick und Wendy hatten die Feier im Shamrock Pub wenige Minuten nach Mitternacht verlassen, um in ihre Suite im Hotel Hyatt Regency zurückzufahren. Auf dieser kurzen Fahrt hatte Patrick gemerkt, dass Wendy sich nicht recht wohl zu fühlen schien, aber da sie normalerweise gegen 21 Uhr zu Bett ging, hatte er angenommen, sie sei nur etwas übermüdet.
Vermutlich wäre es besser gewesen, in diesem Stadium auf die Reise nach Sacramento zu verzichten, denn dies war eine geradezu prototypische Risikoschwangerschaft. Wendy Tork McLanahan, die ihre Laufbahn als Elektronik- und Flugzeugbauingenieurin in der U.S. Air Force begonnen hatte und jetzt Vizepräsidentin und Chefkonstrukteurin eines in Arkansas ansässigen kleinen Hightech-Unternehmens der Luftfahrtindustrie war, hatte in den vergangenen zwei Jahren viele Monate in Krankenhäusern verbracht, nachdem sie zweimal mit Schleudersitzen aus Versuchsbombern hatte aussteigen müssen – zuletzt erst im vergangenen Juni gemeinsam mit Patrick und ihrer Kopilotin Nancy Cheshire über der Volksrepublik China. Wendy hatte sich eben erst von den Verletzungen erholt, die sie beim ersten Ausstieg erlitten hatte, als sie sich mit dem Schleudersitz aus dem zweiten Bomber £6-52 hatte retten müssen.
Zum Glück hatte sie ihr Kind nicht verloren. Nach kurzem Krankenhausaufenthalt und einigen Wochen Erholungsurlaub –
und nach eingehender Befragung durch unzählige Regierungsstellen, in deren langer Reihe nur das
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