Stählerne Schatten
seinen Hubschrauber wartete, mußte er mit anhören, wie seine Trägerkampfgruppe durch systematische Luftangriffe der GKR-Staaten zerschlagen wurde. Die kleineren Begleitschiffe der Khomeini wurden nacheinander von Hubschraubern und Jagdbombern angegriffen, die Abwurflenkwaffen der Muster Harpoon, Exocet und Sea Eagle einsetzten. Ohne Radarunterstützung durch ein Frühwarnflugzeug, den Jagdschutz der Khomeini und die Fla-Lenkwaffen des chinesischen Zerstörers Shanjiang wurden sie eine leichte Beute der Angreifer. Auch die Shanjiang erhielt zwei Treffer;
dreimal traten die Nahverteidigungssysteme der Khomeini in Aktion und schossen anfliegende Marschflugkörper in letzter Sekunde ab, bevor sie sich in den Flugzeugträger bohrten.
Als Tufajli aufs Flugdeck kam, um in den Hubschrauber zu steigen, bot sich ihm ringsum ein Bild der Verwüstung: überall an der Kimm flackerten gelbe, rote und orangerote Feuer, die brennende iranische Kriegsschiffe bezeichneten. Die Shanjiang machte noch Fahrt und hatte sich wieder zwischen die omanische Küste und den Träger geschoben, aber ein Brand unter Deck war noch nicht völlig gelöscht. Schlimmer als alles andere waren jedoch die ängstlichen, zornigen und verächtlichen Blicke, mit denen die Matrosen der Khomeini seinen Abgang begleiteten. Der Flugzeugträger schwamm noch, schwer beschädigt, aber weiter kämpfend – und der Admiral ergriff die Flucht. Tufajli glaubte fast zu hören, wie seine Matrosen ihn verächtlich einen Feigling nannten.
Laß sie reden! sagte Tufajli sich, Sie haben die Pflicht, für dich und ihr Land zu kämpfen und zu sterben; du hast die Pflicht, zu befehlen, zu führen… und das kannst du nicht gut mit einem havarierten Flugzeugträger, der mit einer dicken Schicht Kontaktkleber überzogen ist, ein Loch mit sechs Meter Durchmesser im Vordeck hat und jeden Augenblick durch eine detonierende Atomrakete hochgehen kann.
AN BORD DER CV-22 OSPREY ÜBER DEM GOLF
VON OMAN
ZUR GLEICHEN ZEIT
Die Tanksonde des Kipprotorflugzeugs CV-22 Osprey hatte sich eben in den beleuchteten Korb des Tankschlauchs der HC-130P Hercules geschoben und einige hundert Kilogramm Treibstoff übernommen, als der Navigator des Tankflugzeugs sich auf der abhörsicheren Bord-Bord-Frequenz meldete:
»Hammer Zero-One, Skywatch beobachtet einen einzelnen Hubschrauber, Bezeichnung Ziel sieben, der vom Deck, der Khomeini startet.«
»Verstanden«, antwortete der Pilot der CV-22. »Wir tanken weiter.« Er drückte auf die Sprechtaste der Bordsprechanlage.
»Er ist unterwegs, genau wie Sie gesagt haben, Major.«
Hal Briggs schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche und grinste die Männer von Madcap Magician zufrieden an. »Sie haben recht behalten, Paul – aber wir wissen nicht, ob Tufajli an Bord dieses Hubschraubers ist. Vielleicht bringt die Maschine Verwundete an Land oder… «
»Trotzdem ist Tufajli garantiert an Bord – unabhängig davon, wie viele Verwundete es auf seinem Träger gegeben haben mag.
Ich möchte wetten, daß Tufajli sich einen Platz an Bord gesichert hat.« White nickte Briggs zu und sagte: »Aber die Entscheidung liegt bei Ihnen, Hal. Sie führen dieses Unternehmen.«
»Danke«, antwortete Briggs. »Und ich sage, daß wir uns ansehen, wer dort nachts unterwegs ist.« Er drückte auf seinen Sprechknopf. »Greg, Sie tanken voll, lassen sich den Kurs zu Ziel sieben geben und fangen den Hubschrauber ab.«
»Wird gemacht«, bestätigte der CV-22-Pilot knapp.
In weniger als fünf Minuten hatte der Tanker HC-130P alle Tanks der CV-22 gefüllt. Das Kipprotorflugzeug löste die Verbindung, drehte ab – in weniger als fünfhundert Fuß über dem Golf von Oman ging niemand tiefer, um sich von dem Tanker zu trennen! – und nahm im Flugzeugmodus die Verfolgung des iranischen Hubschraubers auf. Im Hubschraubermodus betrug die Höchstgeschwindigkeit nur ungefähr hundertzehn Meilen in der Stunde, aber sobald der Pilot die beiden Triebswerkgondeln waagrecht nach vor kippte, so daß die Rotorblätter als Luftschrauben wirkten, beschleunigte die CV-22 schnell auf über dreihundertsechzig Meilen in der Stunde. Mit Kurzanweisungen einer saudi-arabischen AWACS-Maschine E-3S über dem Südosten der arabischen Halbinsel raste die CV-22
im Tiefflug nach Norden hinter ihrer Beute her.
Mit seinem Geschwindigkeitsüberschuß von fast zweihundert Meilen holte das Spezialflugzeug den Hubschrauber binnen zehn Minuten ein – knapp hundert Meilen vor der
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