Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
Italiener! 1943 haben sie uns schmählich verraten, und zur Belohnung dafür dürfen sie
Meine Gedanken über die Italiener werde ich später notieren. Ich wurde von der Türklingel unterbrochen. Draußen stand ein ehemaliger Kamerad, Leutnant Hilgers. Er kam im Auftrag der HIAG, von der ich heute zum ersten Mal gehört habe. Dieser Verband von Kameraden hat es sich zum Ziel gesetzt, das alte europäische Ideal unserer Truppe hochzuhalten und Männern wie mir wieder auf die Beine zu helfen. Leutnant Hilgers bot mir eine gutbezahlte Stelle als Buchhalter in einer größeren Firma an. Ich denke, ich werde zusagen.
Die HIAG! Wittmann rief sich in Erinnerung, was er über den erst 1992 aufgelösten Verein wußte: Ein Verband von Unbelehrbaren, der sich bemühte, die Verurteilung von SS-Verbrechern zu verhindern und es tatsächlich sogar geschafft hatte, Renten- und Versorgungsleistungen für SS-Angehörige durchzusetzen.
Es folgten wieder private Berichte über das Weihnachtsfest und die spießig-bürgerliche Familienfeier der Baumbachs. Am 2. Januar nahm Ernst seine Arbeit als Buchhalter auf. Der nächste interessante Eintrag erfolgte gut zwei Wochen danach:
Berlin, 14. Januar 1955
Dieser Eintrag erfolgt erst kurz vor Mitternacht — doch ich will nichts von dem vergessen, was sich heute abend zugetragen hat. Ich ging gegen sechs hinüber in den »Anker«, um die Woche bei ein paar Bierchen ausklingen zu lassen. In der Gaststätte wartete schon ein Mann, der offenbar viel über mich wußte und nur wegen mir gekommen war, wie er sagte. Er stellte sich als Oberstleutnant Hahne vor und bat mich, ihn nach draußen in seinen Wagen zu begleiten.
Erst wollte ich nicht, denn es ist heute bitterkalt in Berlin, aber dann folgte ich ihm doch. Kamerad Hahne hatte eine große, schwere amerikanische Limousine — einen Cadillac, glaube ich.
Und nicht nur das: Noch nie habe ich in einem derart komfortablen Automobil gesessen. Es verfügte sogar über eine Standheizung. Man muß sich das einmal vorstellen: Es war bitterkalt, und es schneite sogar — doch wir saßen in einem mollig warmen Auto, das sich keinen Zentimeter bewegte und dessen Motor nicht einmal lief!
Aber ich schweife ab, denn das Angebot, das mir der Oberstleutnant machte, war einfach zu unglaublich: Er verlangte von mir, ich solle mich dem Kampf der Thule-Truppen gegen die AIn anschließen. Ich hatte noch nie von einer Division Thule gehört und sagte ihm das, aber Hahne erklärte, die Thule-Truppen hätten viele Divisionen — auch Nordland, in der ich gedient habe. Ich könnte in meine alte Division zurück und einen Unteroffizierslehrgang besuchen.
Mehr wollte er mir nicht verraten, solange ich mich nicht zum Dienst verpflichtet habe.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen: Meine alte Einheit kämpfte noch immer? Aber gegen wen? Und vor allem: wofür? Das Reich war verloren. Was Hahne mir dann erzählte, ließ mich an seinem Verstand zweifeln: Diesmal kämpfe unsere Truppe nicht für das Reich, sondern für die gesamte Menschheit, und zwar gegen die AIn.
Falls er gehofft hatte, ich wäre davon beeindruckt gewesen, hatte er sich getäuscht, denn ich kannte keine AIn. Aber als er mir erklärte, wer die AIn waren, wurde mir klar, daß ich es mit einem Verrückten zu tun hatte: AIn war eine Abkürzung. Eine Abkürzung für AUSSERIRDISCHE INTELLIGENZEN!
Sie seien mit ihren Flugscheiben auf die Erde gekommen und seit einigen Jahren dabei, die Menschen im geheimen und in großem Stil zu versklaven. Sollte jemals ein Mensch diese Zeilen lesen, wird er verstehen, daß ich mich heute abend fühlte wie in einem billigen amerikanischen Film!
Ich fragte Hahne, warum gerade wir diesen Kampf austragen sollten. Hatten nicht gerade wir einen mehr als nur hohen Blutzoll gezahlt? Waren es nicht gerade wir, die von einigen besonders eifrigen Neuzeitlern schon schief angesehen wurden, nur weil wir in der Waffen-SS gekämpft hatten? Warum gingen denn die Amerikaner nicht gegen die Außerirdischen vor, falls es sie überhaupt gab?
Hahne spielte die alte Rassenkarte, und ich fühlte mich plötzlich um 15 Jahre zurückversetzt: Nur wir Nordmänner wären immun gegen gewisse Methoden der AIn, von denen er aber nichts weiter verraten könne.
Deswegen könne man in diesem endgültigen Überlebenskampf der Menschheit nur Ariern trauen. Deswegen brauche Thule Männer wie mich.
Ich sagte ihm auf den Kopf zu, daß ich ihn für einen Spinner hielt - und daß ich selbst dann nicht mehr
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