Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis

Titel: Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
Vom Netzwerk:
Benutzer keinen Zugriff mehr hatten. Unwillkürlich mußte er grinsen. Für jemanden wie ihn war das Wiedersichtbarmachen gelöschter Dateien ein Klacks. Schließlich war der Verfassungsschutz sogar in der Lage, die kompletten Inhalte formatierter Festplatten wiederherzustellen.
    Bei den Treffern zu »blonde Frauen« handelte es sich ausschließlich um E-Mail-Benachrichtigungen eines weiteren Internetforums, in dem Baumbach unterwegs gewesen war -diesmal allerdings kein politisches, sondern eines für Science Fiction und UFOlogie. Wittmann loggte sich mit Baumbachs Account ein.
    In diesem Forum hatte der Mann sich »Sänger« genannt - irgendwie passend, fand der Agent.Es gab tatsächlich einen Themenstrang unter der Überschrift »Aliens klauen die Schönsten«. Der Eingangsbeitrag zitierte aus dem Zeitungsbericht, auf den auch Wittmann aufmerksam geworden war, und verlinkte ihn. Der Link war allerdings inzwischen tot, da die Zeitung den Bericht aus ihrem Internetangebot längst wieder entfernt hatte.
    Der Thread zeigte die üblichen hanebüchenen Verschwörungstheorien: Manche Diskutanten behaupteten steif und fest, Aliens trieben auf der Erde ihr Unwesen und entführten schöne Frauen. Ob die Verfasser dieser Beiträge wirklich glaubten, was sie schrieben, oder die anderen nur veräppeln wollten, wurde nicht immer klar.
    Interessant war allerdings, daß »Sänger« eine Reihe von Beiträgen zu diesem Thema verfaßt und alle kurz darauf eigenhändig wieder gelöscht hatte. Aber nicht rasch genug, als daß nicht einige noch hätten von anderen zitiert werden können - und auf diese Zitate hatte er keinen Zugriff mehr gehabt. Ein Eintrag war besonders interessant: »Klaatu« zitierte einen Beitrag »Sängers«: »Nicht irgendwelche amerikanischen >Aliens< suchen unsere Erde heim, sondern ganz konkrete und verfluchte AIn. Aber an unseren Frauen haben sie nicht das allergeringste Interesse - nur an unserer Welt !«
    »Klaatu« machte sich natürlich lustig über den Beitrag und vor allem über die Beharrlichkeit, mit der »Sänger« den international gebräuchlichen Begriff für Fremde aus dem All durch sein Kunstwort zu ersetzen versuchte. Wittmann allerdings war alarmiert: Bei seiner kurzen Begegnung mit Baumbach hatte er den Eindruck gewonnen, daß »AIn« für ihn mehr als nur ein Schlagwort oder Kampfbegriff gewesen war, sondern vielmehr eine als echt empfundene Bedrohung.
    Da es sich bei dem UFO-Forum um eine .de-Domain handelte, unterlag es den deutschen Gesetzesvorschriften und zeigte auf der Eingangsseite brav ein Impressum mit den entsprechenden Kontaktdaten. Wittmann rief den Betreiber des Forums an und konnte deutlich hören, wie der Mann schluckte, als er sich als Mitarbeiter des Verfassungsschutzes vorstellte. Ja, antwortete er bereitwillig, sein Forum verfüge selbstverständlich über ein automatisches Backup, und ebenso selbstverständlich sei er jederzeit zur bedingungslosen Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz bereit. Schließlich betreibe er kein politisches Hetzforum, sondern nur eines für Freunde der gepflegten Science Fiction und.
    Der Agent würgte ihn ab und faxte ihm eine offizielle Bitte um Mitarbeit auf dem Briefpapier des VS. Keine fünf Minuten später landete in seiner Mailbox der komplette Strang »Aliens klauen die Schönsten« - mit allen Beiträgen »Sängers«, auch den gelöschten.
    Die Aussage des Mannes war erschreckend: Laut seinen Angaben war die Invasion der Erde durch die Aliens (die er beharrlich »AIn« nannte, was immer wieder für Heiterkeitsschübe im Forum sorgte) längst erfolgt, und nur noch eine geheime Elitetruppe stemmte sich gegen die Übernahme der Welt. Nicht die AIn, sondern diese nicht näher bezeichneten Kämpfer holten sich ab und zu »arische« Frauen, um ihre Fortpflanzung sicherzustellen. Die anderen im Forum hielten »Sänger« natürlich für einen ausgeflippten Spinner oder einen Groschenromanautor, der die Qualität einer Idee im Forum testete. Und jeder der SF-Fans hielt sie für blöde: Eine derart krude Story würde sich niemals verkaufen.
    Wittmann allerdings wurde nachdenklich. Er hatte Baumbach schließlich kennengelernt. Der Mann war kein Spinner und schon gar kein Schriftsteller gewesen. Der Mann hatte ganz einfach Angst gehabt - neben dem Haß auf die Demokratie in seiner Heimat, die er so verächtlich »das System« genannt hatte.
    Was auch immer - es könnte interessant sein, Baumbachs Haus einen zweiten Besuch abzustatten.

Weitere Kostenlose Bücher