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Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis

Titel: Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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Abteilungsleiterin Demirel mußte davon ja nichts wissen.
    *
    Das Haus war noch von der Kripo versiegelt. Wittmann kümmerte sich nicht darum. Er durchsuchte das Gebäude mit aller Gründlichkeit und fand schon bald, wonach er gesucht hatte. Hinter einem losen Stein in der Kellerwand, der auf den ersten Blick nicht als solcher zu erkennen war, lagen eine Reihe alter Kladden, zusammengebunden mit Bindfaden. Es handelte sich um Baumbachs Tagebücher!
    Wittmann steckte die Hefte ein und fuhr nach Hause. Der Tag war sowieso schon fast vorbei, und Demirel brauchte nicht unbedingt zu erfahren, daß er sich noch immer mit einem Fall befaßte, der im Amt als abgeschlossen galt.
    Unterwegs hielt er bei einem chinesischen Schnellrestaurant und nahm sich eine Portion Ente Koon-Po für zu Hause mit.
    Nachdem er die Ente verputzt hatte, holte er sich ein Bier aus dem Kühlschrank, schaltete den Anrufbeantworter ein und machte sich daran, Baumbachs Tagebücher zu lesen.
    Die Aufzeichnungen begannen am 6. Oktober 1955. Und sie sollten Wittmanns Leben völlig auf den Kopf stellen.
    *
    Lager Friedland, 6. Oktober 1955
    Was hat die Welt nur so verändert? Kriege hat es seit biblischen Zeiten gegeben, aber wenn der letzte Schwerthieb geführt, wenn die letzte Patrone verschossen war, dann schloß man Frieden und lebte weiter wie bisher. Haben wir die Franzosen nach dem glorreichen Sieg von 1871 gedemütigt und ausgeplündert? Nein! Haben wir die Engländer oder die Amerikaner jemals angegriffen? Nein! So konnte schon kein Deutscher verstehen, was uns diese Mächte im Diktat von Versailles antaten. Da war ich noch gar nicht geboren, aber den Hunger und die Not, die dieses Dokument der Schande über mein geliebtes Deutschland brachte, mußte ich selbst erleben.
    Und nun dieser große Krieg. Mehr als zehn Jahre mußte ich als Zwangsarbeiter für die Bolschewisten knechten. Wir wurden gefoltert, wir wurden ausgehungert, wir wurden gedemütigt -und die »freie Welt« schaute tatenlos zu, ließ den blutigen Diktator gewähren. Wir waren ja nur Deutsche, zu Ungeheuern degradiert. Aber niemand ist ein Ungeheuer, der für sein Volk kämpft, für sein Vaterland. Wie viele Kameraden mußte ich sterben sehen, zu Tode gequält, verhungert, an leicht zu heilenden Krankheiten verreckt - oder einfach abgeknallt von den blutrünstigen bolschewistischen Barbaren!
    Ich habe gehört, daß man in Nürnberg unsere Offiziere verurteilt hat, weil sie gegen das Kriegsrecht verstoßen haben sollen.
    Aber wo waren eigentlich unsere Rechte in diesem Krieg und dem Jahrzehnt danach?
    Mehr als zehn Jahre - und heute erst haben die Bolschewisten die letzten 9626 entlassen. Millionen von uns blieben zurück in den Schreckenslagern Stalins. Wenn dieser Verbrecher nicht endlich gestorben wäre, säßen wir wohl heute noch dort. Trotzdem bin ich Adenauer dankbar, daß er sich für uns eingesetzt hat. Ob er wohl weiß, daß man uns in den letzten Wochen regelrecht gemästet hat, damit wir nicht ganz so schreckliche Hungergespenster sind, wenn wir heimkehren ins Reich?
    So ging es weiter mit Selbstmitleid und beinahe weinerlicher Verdrehung der historischen Tatsachen, fand Wittmann. Es fiel ihm zunehmend schwer, sich durch den Wust von mit der Hand beschriebenem Papier hindurchzuarbeiten.
    Die behandelten Themen waren überwiegend privater Natur. Baumbach hatte noch kurz vor Kriegsende und wenige Tage vor seiner Gefangennahme durch die Russen geheiratet und seine Frau demnach mehr als zehn Jahre lang nicht gesehen. Erschwerend kam hinzu, daß sie ihm einen Sohn geboren hatte, dem er nun zum ersten Mal begegnete.
    Aber seine Tagebucheintragungen zeigten, wie rasch sich ein Mensch auf veränderte Situationen einstellen konnte: Schon bald schien er glücklich und zufrieden mit seiner Frau und seinem Kind, obwohl ihm der Junge wohl ziemlich ablehnend gegenüberstand. Wittmann wunderte sich darüber, daß sich der Spätheimkehrer niemals die Frage zu stellen schien, was seine Frau in den zehn langen Jahren seiner Abwesenheit so alles gemacht hatte.
    Er wollte die Tagebücher schon entnervt fortlegen, als er auf den ersten interessanten Eintrag stieß:
    Berlin, 21. Dezember 1955
    In der Zeitung steht heute, daß die Bundesregierung ein Abkommen mit Italien geschlossen hat, nach dem bis zu 100 000 Italiener jährlich ins Land dürfen, um hier zu arbeiten. Haben die nun vollends den Verstand verloren? Was sollen derart viele Ausländer bei uns? Und dann auch noch ausgerechnet

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