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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihn an und fragte sich immer noch, wie er ihr von dem Vorfall erzählen sollte. »Ich denke nicht. Aber wird dein Flug bei dem Wetter überhaupt starten?«
    »In Stansted wurden die Rollbahnen geräumt. Morgen um diese Zeit bin ich in der Wärme. Stell dir das nur mal vor, warmer Sonnenschein.«
    Cathleen arbeitete in der Verwaltung eines der Colleges. Vor kurzem hatte sich einer der Professoren, Don Simons, mit einer Fernsehserie über frühe Religionen einen Namen gemacht. Jetzt drehte er eine zweite Serie auf Kreta und hatte Cathleen gebeten, sein Team zu verstärken.
    Sie stand auf und strich sich das lange, kupferrote Haar aus dem Gesicht. In den letzten beiden Jahren hatten sich um ihre Augen herum die ersten feinen Fältchen eingegraben. Er küsste sie. »Wirst du mich vermissen?«, fragte er.
    Sie zwirbelte ihr Haar mit der einen Hand und sah ihn an. »Komm doch mit rauf. Dann sorge ich dafür, dass du mich nicht so schnell vergisst.«
    59
    Die Sache fiel ihm wieder ein, als er sah, wie sich das Licht der Bogenlampen des Rangierbahnhofs im Eismuster auf der Fensterscheibe in einer Vielzahl von Facetten brach. Cathleens Lächeln, das Licht auf ihren Schenkeln, ihre langen, schlanken Arme, mit denen sie ihn umfasst hielt. Mit ihrem warmen Atem und ihren Seufzern hätte Cathleen jedes Eis zum Schmelzen gebracht. Danach war ihnen eine Weile warm genug, dass sie nackt daliegen und einander anschauen konnten. Ihre Brustwarzen zeichneten sich noch immer deutlich ab und das zerzauste Haar fiel ihr noch immer ins Gesicht. Er sah sie lächeln.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Komm doch mit. Kauf dir ein Ticket direkt am Flughafen.«
    »Du wirst als Assistentin von Don Simons mehr als genug zu tun haben.«
    »Aber nicht die ganze Zeit. Das meine ich vollkommen ernst, komm doch mit. Abends können wir am Strand sitzen und aufs Meer hinausschauen. Komm schon — ich hab deinen Terminkalender für diese Woche gesehen, der ist wirklich vollkommen leer.«
    Das stimmte leider. Er wälzte sich auf den Rücken, sah, dass sie sich über ihn kniete, und umfasste ihre Brüste. »Mein Vater hat heute angerufen«, sagte er.
    Sie erstarrte einen Moment lang. »Dein Vater ?« Dann streckte sie die Hand aus und streichelte sein Gesicht. »Warum das denn ?«
    Er erzählte ihr von Nathan Slade — und sah die blonde Haarsträhne vor sich, die flatternd über den Schnee wehte. Er erzählte ihr von Daisy Seager — und sah sein durch die Vergrößerung entstelltes Kinderfoto vor sich.
    »Woher kann sie das Foto denn haben? Von deinem Dad?«, fragte Cathleen.
    »Möglich wäre es. Aber was wollte sie damit? Und warum hat sie es auch noch vergrößert?«
    6o
     

Da die Züge nicht fuhren, war es eine Weile vollkommen still. Dann fragte Cathleen: »Wie war dein Vater eigentlich wirklich? Ich meine, bevor die Probleme anfingen ?«
    »Er...« Fletcher hielt inne und dachte nach. »Einmal kam er mit zwei Tausendern heim, die er beim Pferderennen gewonnen hatte. Er und meine Mutter tanzten vor Freude im Garten Walzer. Und die Nachbarn guckten heimlich aus den Fenstern. In der nächsten Woche hat er dann alles wieder verloren, und zwar nicht nur die beiden Tausender, sondern auch noch einen dritten, der für Pokerschulden draufging. So war er eben.«
    »Du glaubst, dass er sie misshandelt hat, nicht wahr ?«
    »In den letzten Wochen, bevor sie ging. Sie hatte Angst, war irgendwie nervös. Er trank immer mehr. Ich habe ihm die Schuld gegeben, ja. Sonst hatte ich ja keinen, auf den ich sie hätte schieben können.«
    »Und was hast du jetzt vor ?«
    »Ich versuche herauszufinden, was da eigentlich los ist.« Sie lagen eine Weile wortlos nebeneinander und lausch-
    ten auf die Geräusche des kleinen Hauses. Dann fragte
    Cathleen: »Willst du das Haus auf dem Land sehen ?« »Ja, zeig her.«
    Sie öffnete ihre Nachttischschublade und holte eine Klarsichthülle heraus. Dann kniete sie sich ins Federbett gehüllt wieder aufs Bett und strich die Hülle auf dem Kopfkissen glatt. Im Licht des Rangierbahnhofs erkannte er die Umrisse schon, ehe sie das Nachttischlämpchen anknipste und die Vorhänge zuzog. Einen Moment lang bewunderte er ihre wogenden Brüste. Sie gab ihm einen leichten Klaps auf die Wange.
    »Das Foto, Tom Fletcher.«
    Es war ein schon länger leer stehendes Haus in einem Dorf östlich von Cambridge. Vermutlich war es mal das Häuschen eines Farmarbeiters gewesen, ehe in der Agrarindustrie drastisch rationalisiert wurde. Im Dach

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