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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Foto eines Wagens an einem verschneiten Straßenrand. Ein ausgebrannter Golf, um den herum der Schnee weggeschmolzen war. Ob sie wohl ihren eigenen Wagen in Brand gesteckt hatte, überlegte Fletcher. Nein, bestimmt nicht.
     

»Die Rektorin des Felwell College, Frau Dr. Tania Nile, bittet jeden, der etwas wissen könnte, um Hinweise«, sagte die Nachrichtensprecherin.
    Nun war eine schicke Dame im Tweedkostüm zu sehen, die vor einem schmiedeeisernen Tor stand und ein paar Worte an die Allgemeinheit richtete.
    »Wir machen uns inzwischen große Sorgen. Wir wollen einfach nur, dass sie sicher und wohlbehalten zu uns zurückkehrt.« Schnitt, und dann wurde in eine Polizeipressekonferenz geschaltet. Ein großer Schreibtisch vor einem riesigen Wappen der Polizeitruppe, davor Reihen von Reportern und schon das eine oder andere Blitzlicht.
    Hinter dem Schreibtisch erkannte Fletcher Detective Inspector Franks, der einen Anzug mit zerdrücktem Revers trug. Neben ihm saß ein unglücklich wirkendes Paar, beide waren Ende vierzig und wurden als Daisys Eltern vorgestellt. Der Mann hielt seiner Frau tröstend die Hand.
    In seiner Zeit als Polizist hatte Fletcher mehrere Fortbildungsseminare zum Thema »Polizeipressekonferenz bei Ermittlungen in einem Tötungsdelikt« besucht: Wie hielt man das Gleichgewicht zwischen polizeilicher Autorität und menschlicher Zuwendung? Wie bat man die Öffentlichkeit mit klar formulierten Fragen um Hilfe? Wie bezog man, um die Dringlichkeit zu betonen, die Verwandten mit ein, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, man wolle beim Publikum auf die Tränendrüse drücken. Abgekürzt wurde dieses Konzept HEK genannt: Handlungsorientiert, Einprägsam, Klar.
    An dieser Pressekonferenz kam ihm jedoch von Anfang an irgendetwas faul vor. Zum Teil lag es daran, wie Franks sprach, emotionslos, abgehackt, eben wie ein Polizist des gehobenen Dienstes, der etwas Unangenehmes zu sagen hat.
    »Wir bitten insbesondere all jene Menschen um Hinweise, die Daisy nicht als Studentin am Felwell College gekannt haben, sondern in ihrem Teilzeitjob als Hostess oder
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Begleiterin.« Im Raum entstand unverkennbar Unruhe, die Blitzlichter flackerten noch häufiger auf. »Wir sind der Meinung, dass die Antwort auf die Frage nach Daisys derzeitigem Aufenthaltsort aus dieser Richtung kommen könnte.«
    Die Eltern sahen erstaunt aus, als hätte ihnen keiner etwas davon gesagt - oder vielleicht wussten sie auch Bescheid, hatten aber nicht erwartet, dass die Polizei vor den Medien darüber sprechen würde. Der Vater starrte Franks an, während aus dem Saal nun Fragen kamen. Franks rief den ersten Journalisten mit vorgestrecktem Zeigefinger auf, eine Geste, die er wirklich gründlich geübt haben musste.
    »Sie sagten gerade«, begann der Reporter, »die Vermisste habe als Begleiterin gearbeitet. Wollen Sie damit ausdrücken, dass die Sache mit der Sexindustrie in Verbindung steht?«
    Franks dachte einen Moment lang nach. »Wir haben Ihnen einige Aufnahmen der Überwachungskameras gezeigt, auf denen Daisy und Mr Slade zusammen in einem Auto zu sehen sind.« Auch darauf reagierten die Eltern. Daisy, aber Mr Slade. »Wie Daisys Job als Begleiterin aussieht, ist uns noch nicht im Einzelnen klar...«
    Der Vater sagte etwas, das vom Mikrofon nicht übertragen wurde und auf das Franks nur mit einem kurzen Seitenblick reagierte.
    »... aber es erscheint logisch und angemessen, sich auf diesen Bereich ihres Lebens zu konzentrieren, in dem sie zu Geschäftszwecken Kontakt mit wesentlich älteren Männern aufnimmt. Wir halten es für möglich, dass sie derzeit gegen ihren Willen festgehalten wird.« Dann ruckte Franks Gesicht aus dem Bild, weil jemand ihn gestoßen hatte. Die Kamera veränderte den Winkel und zeigte den Vater, der mit dem Zeigefinger auf Franks Brust einstach und dabei etwas schrie. Ein Blitzlichtgewitter brach los. Drei Männer in Anzügen sprangen auf, um das Handgemenge zu ver-
     

decken und die Kontrahenten zu trennen. Das Licht ging aus, und jetzt sah man nur noch die Silhouetten der Männer vor dem Schreibtisch.
    Der Sender schaltete ins Studio zurück, wo die Moderatorin mit erstauntem Blick verlegen mit ihren Unterlagen raschelte. Weiter zum Wetter.
    Handlungsorientiert, Einprägsam, Klar.
    Inzwischen galt Daisy also als kleine Nutte. Ein Mädchen, das mit älteren Männern anbandelte. Er begriff schon, warum es nahelag, sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren. Da musste er nur an den Klatsch der Putzfrau

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