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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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    61Ziegel und eine Stahlplatte ersetzte die Haustür. Früher hatte es wohl auch einen Garten gegeben, doch der bestand jetzt nur noch aus Dornengestrüpp und einem vollkommen überwucherten alten Bienenstock. Sie müssten eine Menge Arbeit hineinstecken, aber Fletcher wusste, dass sie etwas Schönes daraus machen könnten - ein Haus für sie beide zusammen. Mit den Resten seiner Ersparnisse, Cathleens festem Gehalt und einer Hypothek, die sie gerade so eben zusammenkratzen konnten, würden sie das Haus kaufen und noch in diesem Jahr mit der Renovierung anfangen. Doch hier auf dem Kopfkissen im kalten Licht der Bogenlampen wirkte das Haus noch wie ein Fantasiegebilde.
    Er schob das Foto weg und legte sich wieder auf den Rücken, Cathleen im Arm.
    »Es wird ein Neubeginn, nicht wahr? Wir können noch einmal ganz von vorn anfangen«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Das ist doch jetzt nicht gefährdet, oder?« Und dabei legte sie das Gesicht an seine Brust.
    Er wachte auf, als die Haustür zufiel. Dann hörte er einen Diesel, der langsam durch die schmale Gasse davontuckerte, ihr Taxi zum Flughafen. Der Wecker zeigte 4.07 Uhr, darunter lag ein Zettel:
    »Du siehst aus wie ein kleiner Junge, wenn du schläfst. Aber du bist keiner. Viele Küsse.«
    Im Licht, das von den Gleisen hereinfiel, sah er seinen eigenen Atemdunst. Er drehte sich zum Fenster um und blickte zwischen den Eisblumen hindurch auf die still daliegenden Eisenbahngleise. Ein Fuchs tauchte auf, seine Augen glühten im Licht der Bogenlampen und witternd regte er die Schnauze, ehe er sich wieder davonstahl.
    Ein Neubeginn. Ein gemeinsames Leben in dem Haus, das sie umbauen würden. Nichts durfte das gefährden.
     

Daisy Seager wusste, dass sie irgendwo im Freien war. Ein eiskalter Wind blies und in der Nähe hörte sie das Plätschern von Wasser. Doch als sie die Augen aufschlug, hatte sie etwas darin, das ihr wie Eis vorkam, und sie sah nichts als einen dunklen Himmel, über den die Wolken rasch hinwegzogen, während sich weiter unten ein rötlich verschwommener Streifen abzeichnete. Sie versuchte, sich zu bewegen, doch ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt.
    Auf der einen Seite ihres Gesichtsfeldes erkannte sie trotz des Zeugs in ihren Augen eine Silhouette vor den Wolken. Es war der Umriss eines Mannes, genauer gesagt sein Kopf und die eine Schulter. Er verharrte fast reglos und schaute auf sie hinunter. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, nur, dass er mit den Kiefern mahlte.
    Es schmerzte sie, ihn anzusehen, es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter.
    Er sagte nichts, bewegte nur immer weiter die Kiefer.
    Sie wusste, dass er es war. Der Mann, vor dem der alte Nathan sie gewarnt und den er als so gefährlich beschrieben hatte. Nathan, der im Auto vor dem Club in Tränen ausgebrochen war und gesagt hatte: »Ich hätte dir nie davon erzählen dürfen, Schatz, ich hätte kein Wort über die Hexengeschichte sagen dürfen.« Er hatte seine Hände überall gehabt, in ihrem Haar, bis sie ihn geohrfeigt und aus dem Wagen geworfen hatte. Sie hatte gedacht, sie könnte es alleine schaffen.
    Das hier also war die Gefahr, dieser Mann, der einfach nur auf sie heruntersah, noch immer mit mahlenden Kiefern.
    Sie begriff, dass er auf etwas herumkaute.
    63
     

Dienstagmorgen
    Es war eiskalt im Haus. Die Heizung war ausgefallen und das Duschwasser so eisig, dass Fletcher hinterher der Schädel wehtat. Strom gab es aber noch - und im Fernsehen wurde über den Zusammenbruch des Gasnetzes in ganz Ostengland berichtet. Die Schulen blieben an diesem Tag geschlossen und die Krankenhäuser behandelten nur die Notfallpatienten, um die öffentlichen Energiereserven zu schonen.
    Fletcher sah sich das Chaos mit ausgeschaltetem Ton an und zog sich dabei an, lauter Sachen, die er schon bei Cathleen liegen hatte: ein blaues Hemd und einen blauen Anzug aus schwerem Stoff, der ihm für den Termin in der Bellman Foundation genau richtig vorkam. Mitten im Binden der Krawatte hielt er inne.
    Im Fernsehen war erst Nathan Slade zu sehen, anschließend eine schicke, moderne Fassade vor verschneiten Feldern - der Hostessen-Club - und dann zwei Ausschnitte der Überwachungskameras: Daisy Seager, wie sie durch die freigekratzten Streifen in der Windschutzscheibe spähte, während ihr weißer Golf vom Parkplatz rollte. Fletcher stellte den Ton schnell wieder an und hörte noch:
    »... wurde heute Morgen in einer einsamen Gegend nördlich von Cambridge aufgefunden.«
    Kurz sah man das

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