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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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da.« Sie räkelte sich auf dem Bett, und das rötliche Licht schimmerte auf ihren runden Brüsten. »He, was ist denn los?«
    »Daisy Seager. Ihr ausgebrannter Wagen wurde gefunden. Jemand hat sie verfolgt, der mit einem spitzen Brecheisen bewaffnet war. Man fürchtet, sie könnte entführt worden sein. Und der tote Amerikaner, Nathan Slade, besaß ein privates Fotoalbum, in dem ein Foto meiner Eltern steckte.«
    Sie nahm sich sichtlich zurück. »Okay. Damit ist die Stimmung wohl hin.«
    »Nur für den Moment.«
    »Was denn für ein Foto ? Ein heimlich geschossenes Foto ? Hat er sie ausspioniert?«»Das ist es ja gerade - es ist ein ganz entspanntes, privat aufgenommenes Bild. Nur die beiden, meine Mutter und mein Vater, vor etwa achtzehn Jahren.«
    Sie starrte in die Kamera. »Kannte er dich?«
    »Ich habe überhaupt keine Erinnerung an ihn. Meine Eltern müssen ihn vor mir verheimlicht haben.«
    »Vor achtzehn Jahren? Gerade damals, als deine Mutter euch verlassen hat?«
    »Sieht so aus. Und dazu kommt noch das Foto von mir, das Daisy Seager in ihrem Zimmer hängen hatte, das vergrößerte Kinderfoto von mir.«
    »Aber sie kann dich doch nicht gekannt haben, oder? Damals war sie höchstens fünf oder so. Also hat sie das Foto irgendwoher oder von irgendwem bekommen. He, weckt das alte Erinnerungen?«
    Sie sprach etwas an, worüber sie inzwischen nur noch selten redeten - die Zeit, als Fletchers Familie kaputtging, jene Wochen, ehe seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen hatte. In Cathleens Hotelzimmer läutete zweimal das Telefon und verstummte. »Ich zieh mich besser mal an«, sagte sie. »Die ganze Film-Crew ist da, wir gehen essen. Und was machst du heute Abend, Schatz?«
    »Ich treffe mich mit jemandem von der Bellman Foundation, der Nathan Slade anschwärzen will.«
    »Jemand, der den Laden auffliegen lassen will?«
    »Kann schon sein, dass sie das will, ja.«
    »Eine sie. Wie heißt sie denn ? Mia - netter Name. Wie ist sie?«
    Plötzlich sah er Mias eigenartig grüne Augen vor sich. »Sie hat etwas sehr Konzentriertes.«
    »Ui, schau an. Nimm dich in Acht.«
    »Mach ich, Cathleen. Hör mal, glaubst du an Hexen?«
    »Mhm, klar. Das ist es, was ihr Männer nie begreift, Tom Fletcher. Wir sind alle Hexen.« Cathleen drehte sich um und kniete sich aufs Bett, um das Fenster zu schließen.
    Cathleen, wie schön sie war, von hinten, nackt, im roten Licht der Abendsonne. Sie ließ den Anblick noch eine Sekunde länger wirken, glitt dann vom Bett und kam näher, bis ihr Gesicht den ganzen Bildschirm füllte. »Denk dran, in dem neuen Haus, das du für uns bauen wirst, wirst du mich immer so sehen.«
    Fletcher blieb noch eine Weile im Büro sitzen, während das Tageslicht ganz verlosch. Die Lichter der Geschäfte in der Green Street warfen immer deutlichere Schatten auf die Zimmerwand - und einige sahen aus wie das neue Haus, dachte Fletcher, blass und noch ungreifbar. Er stellte sich Cathleen in dem neuen Haus vor und dachte an das verwilderte Grundstück, das sie wieder in einen Garten verwandeln würde. Er würde das Gestrüpp roden und Obstbäume pflanzen, vielleicht auch den alten Bienenstock wieder nutzen. Wie lange braucht ein Obstbaum, bis er Früchte trägt?
    Äpfel, Honig, Cathleen.
    Dann machte er die Schreibtischlampe an und die Schatten verschwanden.
    Er legte einige Papiere vor sich auf den Schreibtisch.
    Als Erstes den Besucherausweis, den er von der Bellman Foundation erhalten hatte.
    Dann den Handzettel des Felwell Colleges: die Dachtürm- chen im Stil um 1900, das so legendär versiegelte Kellergeschoss und der riesige moderne Laborbau, vor dem das alte Gebäude winzig wirkte. »Gibt es eine Verbindung zwischen Bellman und dem Felwell College?«, hatte er die Rektorin Dr. Tania Nile gefragt.
    Er gab beide Namen zusammen in die Suchmaske auf seinem Bildschirm ein.
    Ein von Bellman ausgeschriebenes Stipendium, das jährlich zwei Felwell-Doktoranden ein Semester an einer der Eliteuniversitäten an der amerikanischen Ostküste ermöglichte. Eine Exzellenzinitiative für gemeinsame Forschung.
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    Eigenartig, dass die Rektorin des Felwell College das nicht erwähnt hatte.
    Dann ein Artikel zur Geschichte der Atomforschung in einer vertrauenswürdigen Online-Enzyklopädie. Die Kernspaltung war im Felwell-Laboratorium 1938 weltweit zum ersten Mal geglückt. Das Felwell-Team hatte große Mengen eines nicht angereicherten, spaltbaren Materials namens Hadesium verwendet. Fotos von Männern in

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