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Stalins Geist

Stalins Geist

Titel: Stalins Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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links, rechts! Deshalb ist es so schade um Schenja.« Bei seinen leidenschaftlichen Worten war der Großmeister rückwärts gegen die Wand gestoßen und hatte ein gerahmtes Foto zu Boden gerissen. Arkadi hob es auf. Die Glasscheibe war völlig zersplittert, aber er sah einen jungen Platonow mit einem kräftigen Haarschopf, der einen Blumenstrauß und Glückwünsche von einem runden Mann in einem schlechten Anzug entgegennahm. Chruschtschow, in seiner Zeit als Generalsekretär der Partei. Hinter den bei den Männern standen Kinder, die wie Schachfiguren kostümiert waren:
    Springer, Türme, Damen und Könige. Chruschtschows Augen versanken in sein Grinsen. Behutsam nahm Platonow das Bild an sich. »Vergangene Zeiten. Leningrad, neunzehnhundertzweiundsechzig. Ich habe das Feld abgeräumt. Damals war Weltschach Sowjetschach, und dieser Club, dieses versunkene Wrack, war das Zentrum der Schachwelt.«
    »Bald stehen hier Apartments.«
    »Ah, Sie haben die Transparente draußen gesehen? Apartments mit sämtlichen modernen Annehmlichkeiten. Man reißt uns ab und errichtet stattdessen einen Marmorpalast für Diebe und Huren, die Sozialparasiten, die wir früher ins Gefängnis gesteckt haben. Kümmert das den Staat?« Platonow hängte das Foto mit dem zersplitterten Glas wieder auf. »Der Staat stand für Kultur, nicht für Immobilien. Der Staat … »
    »Sind Sie immer noch Parteimitglied?«
    »Ich bin Kommunist, und darauf bin ich stolz. Ich erinnere mich, dass Millionäre aus Prinzip erschossen wurden. Vielleicht kann ein Millionär ein ehrlicher Mann sein, und vielleicht kann ein Schwein pfeifen. Wenn ich nicht wäre, hätten sie ihr Apartmenthaus schon, aber ich habe Eingaben an die Stadt, den staatlichen Senat und den Präsidenten selber gemacht, um diese architektonische Obszönität zu verhindern. Ich koste sie Millionen von Dollar. Darum wollen sie mich aus dem Weg räumen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wollen mich umbringen.« Platonow lächelte. »Ich habe sie überlistet. Ich bin hier geblieben. Ich wäre niemals unversehrt nach Hause gekommen.«
    »Wen haben Sie überlistet?«
    »Sie.«
    Arkadi hatte das Gefühl, dass diese Unterhaltung eine seltsame Wendung nahm. Er entdeckte einen elektrischen Samowar auf einem kleinen Tisch. »Möchten Sie einen Tee?«
    »Sie meinen, hat der alte Mann getrunken? Muss er wieder nüchtern werden? Ist er verrückt? Nein.« Platonow wies die Tasse zurück. »Ich bin ihnen zehn Züge voraus. Zehn Züge.«
    »Indem Sie die Tür unverschlossen lassen und einschlafen?« Platonow verzieh sich die Nachlässigkeit mit einem Achselzucken. »Dann finden Sie auch, dass ich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollte?«
    Arkadi sah auf die Uhr. Surin hatte ihn vor einer halben Stunde angerufen. »Zunächst mal: Haben Sie die Miliz informiert, dass Sie sich in Lebensgefahr sehen?«
    »Schon hundertmal. Sie schicken einen Idioten vorbei, er klaut, was er kann, und geht wieder.«
    »Hat man Sie angegriffen? Per Post oder telefonisch bedroht?«
    »Nein. Das fragen mich die Idioten alle.«
    Arkadi nahm es als Stichwort. »Ich muss gehen.«
     »Warten Sie.« Für sein Alter schlängelte Platonow sich überraschend flink zwischen den Spieltischen hindurch. »Haben Sie noch andere Vorschläge?«
    »Einen professionellen Rat?«
    »Ja.«
    »Wenn Millionäre dieses Gebäude abreißen wollen, um einen Palast für Gauner und Huren zu bauen, dann tun Sie, was sie sagen. Nehmen Sie ihr Geld, und verschwinden Sie.«
    Platonow blies die Brust auf. »Als Junge habe ich an der Kalinin-Front gekämpft. Ich ziehe mich nicht zurück.«
    »Ein wunderbarer Spruch für einen Grabstein.«
    »Raus mit Ihnen! Raus!« Platonow öffnete die Tür und schob Arkadi hinaus. »Genug Defätismus. Eine ganze Generation. Kein Wunder, dass dieses Land im Arsch ist.«
    Arkadi ging die Treppe hinauf zu seinem Wagen. Er glaubte zwar nicht, dass Platonow wirklich in Gefahr war, aber er fuhr doch nur bis zur nächsten Straße und kehrte dann zu Fuß zurück. Er hielt sich von den Straßenlaternen fern und huschte von Hauseingang zu Hauseingang, bis er sich vergewissert hatte, dass sich dort nur Schatten verbargen, und dann blieb er für alle Fälle noch einen Augenblick in der Nähe - vielleicht, weil der Wind aufgehört hatte und es Arkadi gefiel, wie schwerelos der Schnee geworden war, schwebend wie Licht auf dem Wasser.
     
    An der Metrostation Tschistyje Prudi stand keine Miliz. Arkadi klopfte an die Tür, und eine Putzfrau öffnete

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