S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
zum Pissoir, öffnete den Hosenschlitz und überlegte weiter, während ich pinkelte.
Wie konnte das überhaupt passieren? Am Agroprom hatten sie uns verloren, ganz sicher. Warum, verdammt noch mal, sind sie dann in die Stalker-Bar gekommen? Verstehe ich nicht. Wenn mit He-He nichts wäre, wären wir gar nicht hierhergekommen. Halt, doch, wir wären gekommen: Ich muss ja noch das Artefakt verkaufen. Da ist dieses Ding, direkt an der Hüfte in der Box. Egal wie, diese Zwischenfälle hätte niemand vorhersehen können. Sogar ich konnte es nicht, geschweige denn diese Idioten. Vielleicht sitzen sie schon seit Ewigkeiten hier und warten auf uns? Haben sie die Hoffnung aufgegeben, uns zu finden? Ja, und aus Enttäuschung sind sie in die Stalker-Bar, um sich zu besaufen. Im Prinzip könnte man hier schon einige Informationen bekommen, trotzdem ist das blöd. Hier zu sitzen und darauf zu warten, dass irgendein Zufall uns hierher führen wird — das wäre sogar für den Griechen zu unsicher. Übrigens ist der Grieche ein guter Fährtenleser. Interessanter Zufall, oder?
Vielleicht laufen wir uns tatsächlich zufällig die ganze Zeit über den Weg? Na klar. Es gibt nichts Zufälliges in der Zone, zufällig werden nur Katzen geboren. Also wussten sie genau, dass wir auf dem Weg hierher waren. Wer wusste es noch? Die Jäger selbstverständlich. Ich glaube, sie haben sich mit niemandem über PDA verständigt, aber wer weiß das schon sicher? Ich sollte sie fragen. He-He wusste es auch, ich habe in seinem Beisein erwähnt, dass ich das Artefakt hierher bringen will. Und wer noch? Richtig — der Doktor. Er hat uns ja hierher geschickt. Verdammt, war es der Doktor?
In der Kabine raschelte Papier, und Wasser rauschte. Als ich gerade dabei war, den Hosenschlitz zuzumachen, ertönte ein lang gezogenes Türquietschen. Der junge Bursche kam heraus, und ich hörte hinter mir seine Stimme: „Was war das gerade, Bruder? Das hab ich nicht ganz verstanden. Bist du ne Schwuchtel ...?"
Der Kerl suchte eindeutig Stunk. Ich drehte faul meinen Kopf, zeigte ihm mein Profil mit der gebrochenen Nase ... und der Stalker verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. Er erkannte mich und klemmte sofort den Schwanz ein.
„Entschuldige Bruder, ich hab dich verwechselt", sagte ich, ihm immer noch das Profil zuwendend.
Das erlaubte es dem jungen Stalker, nachzugeben, ohne sein Gesicht zu verlieren. Er lief schnell hinaus. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich ihm seine Worte zurück in den Rachen gestopft, aber jetzt war mir nicht danach. Ich überlegte angestrengt, wie ich weiter vorgehen sollte.
Vielleicht war es das Beste, die Stalker-Bar zu verlassen und irgendwo in der Nähe einen Hinterhalt zu organisieren. Vor meinem geistigen Auge tauchte das sarkastische Grinsen des Griechen auf.Und erneut beschlich mich dieses mulmige Gefühl wie im Wissenschaftslager — dass die Falle schon längst zugeschnappt war.
Aber sie werden uns ja wohl kaum mit bloßen Händen auf neutralem Territorium angreifen. Erstens wäre das eine Kriegserklärung. Sie hätten dann alle Clans plus die Dunklen gegen sich. Ich kenne keinen anderen Grund, warum sich alle Clans gegen einen Gegner zusammenschließen würden. Wenn „Freiheit" diese Idioten nicht auslieferte, müssten sie gegen die ganze Zone kämpfen. Und zweitens: Sollen sie uns doch angreifen. Sollen sie das ruhig riskieren. Meine Jäger habe ich schon in einer Schlägerei erlebt, deshalb würde ich den Ausgang ruhigen Herzens abwarten.
Ich wusch mir die Hände unter einem Wasserhahn, aus dem trübes Wasser floss, und ging zurück in den Saal. Sotowij saß nicht mehr auf dem Stuhl, sondern stand in der Ecke und richtete den Lauf seiner Kalaschnikow in den Gang.
Hab ich ihn so aufgeregt, oder war das der Bursche, der vor einer halben Minute hier rauskam?
Als ich an Sotowij vorbeiging, zielte ich mit meinem Zeigefinger auf ihn und sagte: „Päng!"
Der Wächter schaute mich grimmig an, sagte aber nichts, sondern wies mit dem Lauf zum Saal.
Ich kam genau rechtzeitig zurück. Die Situation hatte sich während meiner Abwesenheit radikal verändert. Meine Touristen standen nebeneinander an der Wand, mit den Händen nach oben und weit gespreizten Beinen. Der hiesige Türsteher, Kosmonaut, tastete geduldig ihre Taschen ab und holte jede Kleinigkeit heraus. Von zwei Seiten wurden die Touristen von Mahmud und Kowrigin in Schach gehalten.
Die freien Stalker hörten an ihren Tischen auf zu trinken und beobachteten
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