S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
mit ihm."
„Aber Boss!", stöhnte Kosmonaut gequält auf. Er konnte wieder atmen, aber noch nicht deutlich sprechen.
„Habe ich mich unklar ausgedrückt?", fragte Zecke verwundert.
Mit verschränkten Armen schleifte man mich den Gang hinunter.Mehrmals wurde mein Kopf scheinbar unabsichtlich gegen die Wand gestoßen, doch schließlich landete ich mit brummendem Schädel in Zeckes Büro.
„Und?", fragte Zecke denkbar knapp, während er mich verärgert musterte.
Ich klopfte würdevoll meine Jacke ab, ging an den Tisch, nahm mir einen Stuhl, setzte mich und schlug die Beine übereinander.
Der Dunkle beobachtete geduldig mein Treiben.
„Büro von Zecke" klang reichlich übertrieben. Es war nur ein winziger, heruntergekommener Raum mit dreckigen, aber ansonsten nackten Betonwänden. Aber hier regierte Vater Zecke über die Gelder, die auch über Bubna flossen. Ein uralter, halb zerfallener Tisch aus der Sowjetzeit, den die Dunklen irgendwo „besorgt" hatten.Zwei Stühle, die bereits Löcher aufwiesen und offensichtlich auch aus einem fremden Büro stammten. Von der Decke hing eine trübe,von Fliegen belagerte Glühbirne. An der einen Wand war eine uralte, vergilbte Karte befestigt, an der anderen hing ein dreckiger, verblichener Kalender: „Frohes Neues Jahr 2013", stand darauf.
Alles sehr spartanisch.
„Was ist hier los, Bruder?", fragte ich und blickte meinen Gesprächspartner aufmerksam an.
„Es muss sein, Bruder", antwortete Zecke, der mich aus halb geöffneten Augen ansah. Er stand vor der Wand mit der Karte, seine Arme waren auf der Brust verschränkt. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihm in zwei Sekunden das Genick gebrochen. Er hätte noch nicht einmal Gelegenheit gefunden, seine Pose zu verändern. Und er wusste es.
Er wusste aber auch, dass ich das nie tun würde, außer er hätte Dinka etwas angetan.
Und ich wusste es auch.
„Das sind meine Kunden", sagte ich enttäuscht. „Und zwar richtig gute. Ihr Missgeburten versaut mir das Geschäft."
„Entschuldige, Hemul”, sagte Zecke und schluckte selbst mein„Missgeburten". „Ich kann nichts tun. Befehl von oben." Er schaute demonstrativ zur Decke.
„Vom Dunklen Stalker?", fragte ich erstaunt.
„Von welchem Stalker? Von den Herren!"
So ein Mist! Da sind wir in was geraten. Falls Zecke nicht lügt, natürlich nur Etwas viel der Ehre für unsere Gruppe, wenn sich die Herren der Zone persönlich um uns kümmern. Aber warum sollte erlügen?
„Kannst du dich erinnern, wie ich dich auf mir getragen habe?", fragte ich betrübt. „Erinnerst du dich, dass du nur nicht verblutet bist, weil ich dich rechtzeitig von den Hügeln wegbrachte?"
„Ja", sagte der Dunkle fest und schaute mir in die Augen. „Genau deswegen kannst du gehen, obwohl der Befehl lautet: alle liquidieren, auch den Anführer. Ich riskiere jede Menge, Hemul, aber ich weiß, wie man seine Schuld begleicht."
„Das bedeutet Krieg, Zecke", sagte ich. „Verstehst du? Ich glaube nicht, dass es meinem Clan gefallen wird, wie du mit einem Veteranen umspringst."
„Dann eben Krieg, Hemul." Zecke zuckte gleichmütig die Schultern. „Als hätten wir nicht schon genug Kriegserfahrung."
Ich hob den Kopf und sah ihn mit einem schiefen Grinsen an. „Dann die Große Folter, Zecke."
Der Dunkle sah mich irritiert an.
„Wirklich?"
„Jep, wirklich!" Ich wischte mir mit der Hand über die blutige Lippe. Barbar hatte mich also während des Handgemenges doch getroffen.
Zecke holte schweigend ein Taschentuch aus seiner Brusttasche und reichte es mir. Ich war mir nicht sicher, ob es sauber war, nahm es aber aus Gründen der Diplomatie an. „Folter. Die Große,Bruder. Und versuch ja nicht, dich da rauszuwinden. Die ganze Zone wird
sonst erfahren, dass du ehrenwerten Männern die letzte Folter ausgeschlagen hast."
„Du warst doch noch nie ein Idiot, Hemul", sagte Zecke nachdenklich. „Bist du sicher, dass du weißt, wie viele Stalker die Große Folter überlebt haben?"
„Ich weiß es ungefähr", sagte ich. „Ein paar wenige."
„Und du bestehst auf der Großen Folter für diese amerikanischen Idioten? Glaub mir, wir tun ihnen nicht weh. Zack — und sie sind im Himmel. Aber die Große Folter ... das wäre ein ziemlich qualvoller Tod, denkst du nicht?"
„Ich bestehe trotzdem darauf", sagte ich höflich.
„Wofür hasst du sie so sehr?"
„Im Gegenteil. Ich möchte ihnen eine Chance geben. Das sind gute Männer, wäre schade, wenn ihr sie einfach tötet. Und sie sind meine
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