Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
allmählich. Auf dem Boden hinterließ sie nur einen kaum erkennbaren Staubwirbel.
    „Stopp!", befahl ich erneut. „Bleib stehen!"
    Gallager gehorchte. Das gelb gestrichene Rohr hinter seinem Rücken wies in der Mitte eine gehörige Beule auf — dort wirkte ein stationäres Gravitationskonzentrat, das sich hier irgendwo befand. Noch ein paar Schritte und der Amerikaner würde selbst Bekanntschaft mit seiner Wirkungsweise machen.
    Ich hob den Kopf. Durch die Öffnung im zerstörten Fenster schaute ein mittelgroßer Octopus herein und bewegte faul seine Fühler —Stronglaw steckte seinen Kopf durch den leeren Rahmen und erfreute sich an dem angerichteten Schaden. Als er sah, dass ich ihn anschaute, heulte er siegesgewiss auf und verschwand. Ich hörte seine schnellen lauten Schritte auf dem Dach, und dann herrschte wieder Stille.
    Schadinka versuchte das abgebrochene Brückengeländer unter sich zu ziehen, hatte aber nicht genügend Kraft. Es war eine winzige Anomalie — eine bemitleidenswerte Parodie auf ein richtiges Gravitationskonzentrat, möglicherweise die Vorstufe von künftigem Schimmel. Sie konnte keinen Menschen zerquetschen, ihn aber festhalten, vor allem, wenn sie genug Zeit hatte.
    Für gewöhnlich zog sie aber kleinere Gegenstände unter sich, an die sie leicht herankam.
    „Er spielt mit uns Katz und Maus", erklärte ich mit ruhiger Stimme. „Will uns Angst einjagen. Ist siegessicher."
    Ich betrachtete die beiden Abzweigungen, die vor uns lagen. Danach drehte ich den Bolzen zwischen den Fingern, versuchte mein Bewusstsein auszublenden und den Bolzen intuitiv, ohne nachzudenken, zu werfen. Der Bolzen flog in den rechten Gang. Sehr gut.
    „Mischa, los. Wedel nicht mit den Armen. Andrej, halte dich bereit."
    Stezenko folgte Pustelga. Im Laufen zog er aus einem Müllhaufen eine Metallrute, mit der er ein paar Mal in der Luft wedelte.
    Besser als gar keine Waffe, dachte er sich wohl. Im Vergleich mit einem Gewehr war sie natürlich hoffnungslos unterlegen.
    Der Ausgang aus dem Gebäude lag etwa vierzig Meter vor uns —ein riesiges Metalltor, in das eine kleinere Tür eingelassen war, wie am Eingang.
    Soweit ich mich an die Berichte der Überlebenden der Folter erinnern konnte, war das Tor ebenfalls verschlossen und man konnte nur durch die Tür gehen. Einen vierzig Meter langen Gang, der mit Anomalien gespickt war, zu überwinden, war eine schwierige, aber machbare Aufgabe für einen erfahrenen Stalker. Allerdings war ich mir sicher, dass der Blutsauger diese Route noch zusätzlich erschweren würde.
    Ich hatte noch nicht einmal drei Bolzen verbraucht, als Stronglaw sich uns wieder zeigte. Es begann damit, dass ich einen anschwellenden Schmerz im Nacken verspürte und Stezenko, der vor mir lief, ermahnte, stehen zu bleiben.
    Fast gleichzeitig meldete auch das PDA die Nähe des Mutanten. Und dann war es, als würde mir eine glühende Nadel unter das Schulterblatt geschoben.
    Stronglaw tauchte in der Mitte der Halle auf. Seine Arme waren weit geöffnet, und seine Fühler standen bedrohlich nach oben.
    Es war ein ausgewachsener Blutsauger, nicht wie der, den ich in der Baugrube mit dem Bagger zerquetscht hatte: gut zwei Köpfe größer als ich, doppelt so breit und Arme und Beine wie Baumstämme. In den tiefen Augenlöchern flackerte der Wahnsinn.
    Als er sicher war, dass wir ihn sahen, heulte er wild auf und ging in den Stealth-Modus. Ich lauschte angestrengt in die Stille hinein und nahm unbewusst Abwehrhaltung ein.
    Ich hörte keine Schritte, nur das Geräusch eines zufällig angestoßenen Metallteils. Der Schmerz unter dem Schulterblatt ließ nach. Der Blutsauger trat offenbar auf Zehenspitzen den Rückzug an.
    Er hätte uns alle wie Säuglinge zerquetschen können, doch er spielte weiter. Er langweilte sich hier in der Fabrik und freute sich auf eine spannende Jagd.
    Ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann und warf den nächsten Bolzen.
    Wir liefen weiter und kamen an einer Wandvertiefung an, die mit einem Stapel aus Metallkisten zugebaut war. Hier entdeckten wir die nächste Leiche, die kerzengerade, mit einem Bein unter sich mitten auf dem Kistenstapel saß. Ich wunderte mich, wieso die Leiche so gerade dahockte.
    Die Leiche wies keine Wunden auf, und trotzdem war unter ihr eine halb eingetrocknete Lache. Zuerst dachte ich, der Typ hätte sich vor dem Tod in die Hosen gemacht, allerdings war die Flüssigkeit dafür reichlich dunkel und zäh. Ich brauchte einige lange Sekunden, bis

Weitere Kostenlose Bücher