S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
mit beiden Armen. Camacho und Gallager flogen durch die Luft wie die Kegel beim Bowling.
Ich rannte völlig verzweifelt erneut gegen den Blutsauger an, um ihn zu rammen. Aber ich wusste bereits, dass das Spiel aus war.
Dann aber blitzte links von mir etwas auf. Stezenko attackierte ebenso wie ich den Blutsauger. Er hatte erkannt, dass Gallager, Camacho und ich unsere Chance vertan hatten und war im letzten verzweifelten Versuch, den Mutanten doch noch umzustoßen, selbst nach vorne geprescht.
Stronglaw schwankte erneut, allerdings hätte er auch den zweiten Schlag verdaut, wenn nicht ein kleines Wunder geschehen wäre.
Mischa Pustelga, der Dolmetscher, ein Feigling und überhaupt ein unangenehmer Mensch, rannte gleichzeitig mit Andrej los, ließ sich drei Meter vor dem Mutanten auf die Knie fallen und rutschte auf dem glitschigen Laub und all dem Müll zwischen die Brüstung und Stronglaw. Der Blutsauger stieß gegen den hinter ihm hockenden Mischa, der ihm mit der Schulter einen Stoß in die Kniekehlen verpasste.
Der Angriff von Andrej und mir reichte daraufhin aus, um den Mutanten über Mischa und den Dachrand zu wuchten. Der Mutant wedelte mit den sehnigen Klauen in der Luft, erwischte den Dolmetscher am Bauch und verschwand hinter der Brüstung. Wenige Augenblicke später hörten wir unten einen Aufschlag, und aus dem Schreien des Blutsaugers wurde ein klägliches Winseln.
„Nach unten!", brüllte ich. „Schnell nach unten!"
Donahugh kam bereits zu sich und konnte sich aus eigener Kraft bewegen. Ich rannte zu Mischa und überlegte im Laufen, wie wir ihn mit offener Bauchdecke über die Treppe transportieren sollten. Allerdings saß er schon in der Hocke und schnallte gerade verwundert die Schutzweste ab. Die Weste wies vier tiefe Risse auf, die durch alle Schichten gingen. Pustelga versuchte tief einzuatmen, was ihm aber nicht gelang — dafür hatte er selbst jedoch nicht einen Kratzer davongetragen. Im Gegensatz zu seiner Schutzweste.
Gut so.
Ich drehte mich zu Sam. Der kräftige Bauer stand schon aufrecht und war bereit, jemanden die Treppe hinunterzuschleppen. Dafür sah Camacho ziemlich elend aus.
Nach Beendigung dieser Jagd sollten sich die Herrschaften professionelle medizinische Hilfe angedeihen lassen.
Irgendwie kamen wir die Treppe hinunter — Camacho hing wie ein nasser Sack an Gallager und Donahugh. Wir hatten keine Zeit, ihn zu versorgen, und das verstanden die Jäger auch ohne Erklärungen.
Stronglaw war mit Sicherheit nicht ums Leben gekommen. Die Höhe, aus der er fiel, war für ihn ungefährlich. Für eine solche lebende Kampfmaschine war das Erlittene nicht mehr als eine Unannehmlichkeit.
Also war es noch nicht zu Ende.
Ich kletterte auf den halb geräumten Berg und schaute mir das Labyrinth von oben an. Manche Plätze waren nach wie vor verdeckt,aber mir genügte, was ich sah. Ich plante sofort die Route, die zum Ausgang führte.
In dem Punkt hatte Stronglaw nicht gelogen: Es gab einen Weg dorthin.
Im Labyrinth begegneten wir Fallen, mit denen ich rechnete. An einer Stelle sah ich einen dünnen Faden, der einen riesigen Metallsafe zum Absturz brachte, wenn von oben etwas darauf fiel.
Witzig war, dass ich tatsächlich in einer der Einbahnstraßen, wie bereits geahnt, eine angekettete Kreatur antraf. Es handelte sich aber nicht um einen Zombie, sondern um einen Tschernobylrüden.
Wir kletterten über den Wall und machten uns genauso langsam wie vorher auf den Weg. Die Aufräumaktion sparte uns viel Zeit, trotzdem mussten die Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden.
Mischa Pustelga passte jedoch nicht auf und geriet in einen Schimmelfleck. Ich musste ihn am Ellbogen herausziehen.
Gallager und Donahugh schafften es endlich, Camacho aus der Besinnungslosigkeit zu holen, aber er konnte sich noch nicht sonderlich gut orientieren. Er stieß gegen eine Wand und brachte ein paar schwere Metallteile zum Einsturz.
Wundersamerweise wurde niemand verletzt. Ich fluchte und trieb meine Touristen an. Die schnelle Regenerationszeit des Mutanten war mir bekannt und machte mir Sorgen.
Endlich kamen wir beim gegenüberliegenden Tor an. Das war ein Erfolg. Ich konnte stolz auf mich sein. Eine so große Gruppe von Neulingen durch die Rostok-Fabrik zu führen und das ohne Waffen und ohne auch nur einen zu verlieren, das war meiner Meinung nach noch nie in der Zone vorgekommen.
Jetzt mussten wir nur noch zwanzig Meter über den Fabrikhof schaffen, dann waren wir frei ...
Falls uns niemand mehr
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