S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
stört, ermahnte ich mich für alle Fälle.Laut sagte ich natürlich nichts, aber man durfte sich keinesfalls in Sicherheit wiegen, solange man noch nicht am Ziel angelangt war.
Außerdem durfte ich nicht vergessen, dass Murphys Gesetz nie schlief. Ich stieß gegen die Tür in dem Metalltor. Sie wackelte, blieb aber geschlossen.
Ruhig, bleib ganz ruhig, nur keine Panik, sprach ich mir Mut zu und betrachtete die Tür. Ich merkte, wie mir das Herz in die Hose rutschte.
Auf der Innenseite besaß die Tür keine Schlösser, und das bedeutete, dass sie von außen zugesperrt worden war.
Quatsch, durch diese Tür sind schon mehrere Stalker gelaufen, die die Große Folter überlebten!
Also musste der Blutsauger sie mit etwas blockiert haben, mit einem Betonblock oder einer riesigen Holzrolle vielleicht.
Für einen Moment hielt ich es sogar für denkbar, dass Stronglaw nach dem Sturz längst wieder zu sich gekommen war und sich persönlich von außen gegen die Tür stemmte. Allerdings spürte ich keinen Mutanten in der Nähe.
Vielleicht war die Tür auch von Anfang an verschlossen gewesen, und in Wirklichkeit hatte niemand die Große Folter überlebt. Die Gerüchte über das wundersame Überleben in der Rostok-Fabrik wurden möglicherweise nur von eitlen Stalkern und den Dunklen in die Welt gesetzt.
Ich warf mich mit dem ganzen Körper gegen die Tür, sie quietschte, gab aber nicht nach.
Die Touristen sahen mir schweigend zu.
Wie tragisch — zwei Schritte vor dem Ausgang zu versagen!
Die Zeit, die wir brauchten, um nach einem anderen Ausgang zu suchen, würde Stronglaw genügen, um wieder zu sich kommen.
Zurückgehen konnten wir nicht, das hätte unseren sicheren Tod bedeutet. Außerdem patrouillierten auf der anderen Seite bewaffnete Dunkle.
Aus Verzweiflung stieß ich gegen die Tür. Wieder und wieder.
Nach einem neuerlichen Schlag gab die Tür plötzlich nach und ich stürzte hindurch. Sie war nicht verschlossen oder mit etwas verkeilt gewesen — lediglich Rosthaar hatte Tür und Rahmen miteinander verklebt. Eines der Büschel fiel auf meine Hand, und ich stöhnte vor Schmerz auf.
Ich kam auf die Beine und versuchte, den Gegner zu lokalisieren. Mein Herz rutschte mir erneut in die Kniekehle. Die Betonplatten, mit denen der Fabrikhof ausgelegt war, waren voller schwarzer Blutspritzer. Offenbar war der Mutant genau hier aufgeschlagen und übel verletzt worden ... nur war er jetzt nicht mehr da.
Er war überhaupt nirgends. Die schwarzen Blutspuren führten zum Zaun und hörten dann nach einigen Metern plötzlich auf. Während wir in der Halle beschäftigt waren, hatte sich der Blutsauger versteckt. Der Weg über den Fabrikhof würde für uns folglich genauso schwer werden wie die ganze bisherige Route. Das wild gewordene Monster konnte jederzeit hinter einem Müllberg oder einer Ecke mit erhobenen Pranken hervorspringen.
„Andrej, dem Bolzen nach", flüsterte ich kaum hörbar und spielte mit dem Bolzen. Ich spürte, dass das Monster in der Nähe war.Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass es uns beobachtete.Langsam, langsam ...
Stezenko hatte die Flugbahn des Bolzens beobachtet und folgte ihm nun. Ich beobachtete ihn aufmerksam. Plötzlich blieb Andrej vor der angepeilten Stelle wie angewurzelt stehen. Seine rechte Hand kam langsam in die Höhe, als wollte er mich auf etwas aufmerksam machen, und stoppte auf halbem Weg.
Schnell legte ich Pustelga, der als Nächster laufen sollte, meine Hand auf die Schulter und lief statt ihm selbst. Ich passte höllisch auf und hörte aufmerksam auf meine innere Stimme. Dort war Schimmel — in die feuchte Erde eingedrückte Kippen, das verrostete Magazin einer Kalaschnikow. Fünf Meter Entfernung, das war es nicht.
Dann ein kaum spürbares Kribbeln in den Fingerspitzen — ein naher Fleischwolf, was aber auch nicht weiter schlimm war.
Was sah Stezenko, der momentan sogar Angst hatte zu atmen?
Da haben wir es ja.
Als ich mich neben Stezenko stellte, traf mein Blick den von Stronglaw. Der entstellte Mutant kroch in einen leeren Betonzylinder, der nahe dem Zaun halb in der Erde versunken war. Stronglaws Maul war blutverschmiert, und sein Brustkorb von den Rippen, die beim Aufprall auf den Beton gebrochen waren, zerfetzt. Trotzdem sah der Blutsauger nicht so übel aus, wie eine Kreatur hätte aussehen sollen, die vom Dach der Rostok-Fabrik gefallen war. Eine riesige Schramme am Kopf, die noch vor einer Viertelstunde nicht dagewesen war, sah schon wieder alt und
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